Am 17. Juli fand die 22. Einbürgerungsfeier der Stadt Mannheim nach zwei Jahren pandemiebedingter Pause zum ersten Mal wieder in Präsenz statt. Oberbürgermeister Dr. Peter Kurz begrüßte die Menschen in der Stadt, die sich in den vergangenen 10 Monaten für die deutsche Staatsbürgerschaft entschieden haben. „Das Zusammenleben in Vielfalt prägt unsere Stadt bereits seit ihrer Gründung vor rund 400 Jahren. Seit dieser Zeit heißt die Stadt Zuwanderer*innen aus ganz Europa und der Welt willkommen“, so Kurz in seiner Ansprache an die Neubürger*innen. 942 Menschen aus 102 Nationen wurden im Jahr 2021 in der Quadratestadt eingebürgert. Die Tendenz im ersten Halbjahr 2022 lässt erwarten, dass eine Steigerung am Ende des Jahres verzeichnen werden kann. Einige Eingebürgerte sind zwischenzeitlich in andere Städte gezogen, sodass die Einladung im Rittersaal des Schlosses dieses Mal an 599 Mannheimer*innen, die sich von September 2021 bis Juni 2022 für die deutsche Staatsbürgerschaft entschieden haben, gerichtet worden war.
„Demokratie wahren heißt ‚Frieden wahren‘“, verwies der Oberbürgermeister auf Immanuel Kant. „Demokratien sind pluralistisch, sie lassen verschiedene Meinungen zu. Kriege finden ihren Ursprung in Staaten, in denen das nicht möglich ist.“ Demokratie entstünde und würde bewahrt nur durch die Menschen, die sich aktiv einbringen. „Engagieren Sie sich daher in der Stadt, ihrer Nachbarschaft, im Ehrenamt, am Arbeitsplatz“ richtet sich der Oberbürgermeister an die Neueingebürgerten. „Ich lade Sie ein, die Stadt gemeinsam zu gestalten und heiße Sie dazu herzlich willkommen.“
Die sich der Ansprache anschließenden Talkrunde mit drei Neubürger*innen wurde von der Journalistin Rosa Omenaca moderiert. Die Gründe für die Einbürgerung sind unterschiedlich. Für Maria Perri, die in den 70ern im Alter von zwei Jahren mit ihren Eltern aus Italien nach Deutschland kam, war es wichtig, wählen zu können. „Es hat mich traurig gemacht, dass ich bei Wahlen in Deutschland nicht mitentscheiden konnte“, erzählt sie. Nun könne sie mit dem Wahlrecht, das ihr mit der Staatsbürgerschaft überschrieben wurde, etwas bewirken. Muhammad Shoaib Ahmed Jalili ist in Dubai geboren und aufgewachsen. „Meine Mutter ist Inderin, mein Vater Pakistani. In Dubai war es nur möglich, dass ich die Staatsbürgerschaft meines Vaters bekomme“, so Jalili. „Seit 2014 bin ich der Liebe wegen in Deutschland und habe hier zum ersten Mal in meinem Leben einen Ort gefunden, den ich ‚zu Hause‘ nennen kann.“ Wichtig ist ihm in Deutschland vor allem, dass Werte wie Meinungsfreiheit, Respekt und Gleichstellung mit seinen Vorstellungen übereinstimmen. Abdalla Gdoura hatte ursprünglich nicht vor, in Deutschland zu bleiben. Seinen Weg nach Mannheim fand er aufgrund einer medizinischen Behandlung im Klinikum Mannheim. Zuvor wurde er in Lybien schwer verletzt, während er wegen seiner unzensierten Berichterstattung mehrere Monate inhaftiert war. „Doch nach meiner Operation habe ich meine Familie in Mannheim gefunden, habe mich hier eingebracht und engagiert,“ sagt Gdoura und fügt hinzu: „Der Pass bedeutet mir, ein freier Mensch zu sein.“
Für die musikalische Begleitung der Einbürgerungsfeier sorgten die Sängerinnen Jamie Lee Imhof und Merve Uslu sowie Bastian Völkel am Klavier.
Quelle: Stadt Mannheim