„Das Herz wird nicht dement“
Weinheim. Die Feuertaufe ist mit Bravour bestanden: Erstmals unter der Leitung von Dr. Andreas Marg als neuem Vorsitzenden des Alzheimer Fördervereins bot der 9. Weinheimer Demenztag am Sonntag nicht nur viele Infos an interessanten Ständen und bei teilweise spannenden Vorträgen – der Tag hatte auch eine Botschaft, die von den Referenten wie ein Mantra immer wieder betont wurde: Das Leben mit Demenz kann insbesondere für die Angehörigen auch erlebnisreich, ja unterhaltsam, aber wenigstens sehr lehrreich sein – bei allen Mühen und Belastungen.
Elisabeth Sauer, Sprecher des Kreis-Seniorenrates, fasste es in ihrer Begrüßung zusammen, in der sie Weinheim als die Stadt bezeichnete, die im Rhein-Neckar-Kreis bei den Themen des Altwerdens beispielhaft vorangeht. „Als mein Schwiegervater an Demenz erkrankte, haben wir gelernt, miteinander zu lachen“, beschrieb sie.
„Das Herz wird nicht dement“, erklärte Karin Kircher, die Koordinatorin des Geriatrischen Schwerpunkts Schwetzingen in ihrem Vortrag über die wertschätzende Begleitung von Menschen mit Demenz. Sie zeigte Beispiele, wie sich Angehörige an der Demenzerkrankung sogar persönlich weiterentwickeln können.
Auch Dr. Andreas Marg hatte in seiner Begrüßung bereits beschrieben, dass die Demenzkrankheit „lehrt, Gefühle zu akzeptieren“. Denn Gefühle bleiben erhalten, wenn das Gedächtnis geht. „Daran kann man auch wachsen“, betonte Marg. Und: „Die Würde des Menschen macht sich nicht nur an seinen kognitiven Fähigkeiten fest.“ Marg versicherte übrigens, dass der Förderverein Alzheimer „mit Elan weiterführen wird, was Dieter Gerstner aufgebaut hat“.
Auch Oberbürgermeister Manuel Just bezeichnete Engelbrecht-Preisträger Dieter Gerstner als „Erfinder und Motor des Demenztages“. Schon wegen des Runden Tisch Demenz sei Weinheim als „Stadt der Netzwerke“ gut aufgestellt für die demografische Entwicklung. Das bestätigte dann Ute Schleh vom Amt für Soziales, Jugend, Familie und Senioren, als sie über das Projekt der Quartiersentwicklung 2020 referierte.
Auch das gibt es wohl nur in Weinheim: Die drei Leitungen der großen Pflegeeinrichtungen starten gemeinsam eine große Imagekampagne für den Pflegeberuf: Mevla Pektas (St. Barbara), Henning Hesselmann (GRN-Pflege) und Christian Rupp (Bodelschwinghheim) berichteten auch über die Weinheimer Pflegekonferenz, die erste dieser Art in ganz Baden-Württemberg. Demnächst soll es einen Imagefilm geben. Uraufführung ist am 13. November bei der 2. Weinheimer Pflegekonferenz geplant.
Aktuell war auch das Thema der Helen-Keller-Schule, aus der Anette Mütze-Bopp, Karin Wolber und die junge chinesische Pflegekraft Lising Hoang über Pflege in Zeiten wachsender gesellschaftlicher Diversität berichteten, Florian von Pein, Chefarzt an der Weinheimer GRN-Klinik und die dortige Demenzbegleiterin Christiane Schneeweiß schilderten, wie sich Medizin und Pflege an der GRN-Klinik um verwirrte Patienten kümmern,
Der Demenztag wird im nächsten Jahr übrigens mit dem Gesundheitstag verschmelzen und dann in größerem Rahmen und mehr Themenvielfalt in der Stadthalle stattfinden.