Online-Veranstaltung: Corona und die Mediennutzung von Kindern und Jugendlichen – Austausch zwischen Eltern und Expert*innen
Am Mittwochabend wurde die Veranstaltungsreihe „24/7 always on – Eltern fragen – Expert*innen antworten“ zum digitalen Medienkonsum von Jugendlichen in der Mannheimer Abendakademie fortgesetzt. Die Veranstaltung fand ausschließlich digital via Live-Stream statt und stieß auf sehr breite Resonanz, es nahmen insgesamt bis zu 120 Besucher*innen teil. Im Rahmen des Online-Chats konnten sich die Teilnehmenden mit Fragen und eigenen Beiträgen an der Fachgesprächsrunde beteiligen.
Der Bürgermeister für Bildung, Jugend und Gesundheit, Dirk Grunert, untermauerte in seinem Grußwort die Aktualität und Wichtigkeit der Veranstaltung: „Seit Beginn der Corona-Pandemie ist ein genereller Anstieg der Onlinenutzung zu beobachten. Kontakteinschränkungen und Lockdown haben zu einer Änderung des Online-Verhaltens bei Kindern und Jugendlichen beigetragen. Derzeit ist der Alltag von Kindern und Jugendlichen noch mehr geprägt von WhatsApp, Instagram, Snapchat, YouTube und Netflix. Smartphones sind längst zum allgegenwärtigen Alltagsgegenstand, Spielzeug und Statussymbol geworden, die dauerhaften Zugang zu den Apps ermöglichen“, berichtete er.
Die Veranstaltung befasste sich daher mit Fragen wie: Was fehlt und was vermissen Jugendliche in der Pandemie? Wie nutzen sie Medien? Sind die aktuellen Umstände Grund für die zunehmende Mediennutzung oder sind es die Medien selbst? Welche Alternativen haben Kinder und Jugendliche?
„Dieses Mal ist auch ein 16-jähriger Jugendlicher aus Mannheim auf dem Podium mit vertreten, der unmittelbar über seine persönlichen Erfahrungen und Auswirkungen von Corona auf sein Leben und seine Mediennutzung berichten wird. Damit liegt der Fokus der Veranstaltung auf der Perspektive der Jugendlichen in der Corona-Pandemie“, erläuterte der Jugendbürgermeister.
Im Vorfeld der Veranstaltung wurde eine kleine Befragung initiiert, an der sich 59 Schüler*innen im Alter von 13 bis 19 Jahren beteiligt hatten. In den Rückmeldungen hierzu beschrieben die Jugendlichen ihre Erfahrungen während der Pandemie: „Ich konnte plötzlich nicht mehr zur Schule gehen, nur noch „Homeschooling“. „Fast alles, was einigermaßen Spaß macht, ist plötzlich eingeschränkt oder ganz verboten.“ „Der Medienkonsum stieg in dieser Zeit deutlich, was ich jedoch nicht als negativ empfunden habe, da es weitestgehend die einzige Möglichkeit war, mit seinen Mitmenschen zu kommunizieren.“ „Das Freizeitverhalten war nur Schlafen, dadurch hatte ich auch einen kaputten Schlafrythmus!“, waren einige der Aussagen.
Des Weiteren hat sich für viele Jugendliche das Verhältnis zur Familie und zum Freundeskreis geändert, in dem seit Corona Familie und Freunde mehr geschätzt werden, sich schulische Leistungen sowohl bei Jugendlichen verbessert als auch verschlechtert haben. Außerdem hat Langeweile teilweise auch dazu geführt, dass Jugendliche sehr kreativ wurden und neue Fertigkeiten erlernt haben, wie beispielsweise nähen oder Spaziergänge in der Natur wurden plötzlich als bereichernd erlebt.
In einer offenen Talkrunde diskutierten anschließend Expert*innen mit den Zuschauer*innen und beantworteten deren Fragen: Ariane Springfeld, Erziehungsberatung, Psychologische Beratungsstelle Caritas Mannheim, Jürgen Held, Jugendförderung und Dr. Timo Kläser, Suchtprävention vom Fachbereich Jugendamt und Gesundheitsamt der Stadt Mannheim, Linh Thai, Stadtmedienzentrum, und Bettina Harling, Stadtbibliothek vom Fachbereich Bildung der Stadt Mannheim sowie Knut Krakow, Kriminalprävention von der Polizeipräsidium Mannheim.
An der Vielzahl der Fragen im Online-Chat zeigte sich das immense Interesse und der aktuelle Handlungsbedarf zu den Themen Medienbildung und deren exzessiven Nutzung.
In der Diskussion und den Fragen der Teilnehmenden wurde deutlich, dass der Dialog und die Auseinandersetzung zwischen Eltern und deren Kindern im Rahmen der Mediennutzung eine wichtige Grundlage dafür sind, dass Kinder und Jugendliche einen verantwortungsvollen und reflektierten Umgang mit Medien erlernen. Die Expert*innen stimmten darin überein, dass die Themen Medienbildung und -nutzung flächendeckend und kontinuierlich in allen Klassen ab der Grundschule – sowohl für die Schüler*innen als auch für die Eltern – angeboten werden sollten. Denn eine gute Medienbildung für Kinder und Jugendliche könne nur gelingen, wenn alle an einem Strang ziehen und sowohl in die technische Infrastruktur, aber vor allem in die Aus- und Weiterbildung von Pädagog*innen investiert werde.
Als zusammenfassendes Abschlussstatement resümierte Dr. Timo Kläser, Beauftragter für Suchtprävention der Stadt Mannheim und Moderator der Veranstaltung: „Unsere Kinder und Jugendliche müssen in der Zeit nach dem Lockdown oder gerade auch jetzt in der Zeit der Lockerungen, aber gleichzeitig in einer Phase der großen Ungewissheit, ob und wann uns die Delta-Mutation erreichen wird, engmaschig unterstützt und begleitet werden. Hierzu müssen alle Kooperationspartner*innen, sowohl das gesamte Schulsystem als auch außerschulische Jugendhilfe- und Bildungsträger zum Wohle der Schüler*innen zusammenarbeiten. Für eine gesunde Entwicklung benötigen Kinder und Jugendliche vielfältige Bildungs- und Freizeitangebote, in denen sie sich frei entfalten können.“
Ein Live-Mitschnitt der Veranstaltung kann auf dem YouTube-Kanal der Mannheimer Abendakademie abgerufen werden: https://youtu.be/yyEhBWNbX9M
Unter: https://smzma.padlet.org/timoklser/oz3ceurbzxlodwyk finden sich weitere Informationen zu den beteiligten Institutionen und Angeboten zur digitalen Mediennutzung von Kindern und Jugendlichen. Darüber hinaus stehen die dort genannten Ansprechpartner*innen zur Beantwortung weiterer Fragen gerne zur Verfügung. Weitere Informationen zu den Angeboten der kommunalen Suchtprävention finden sich auch auf der Webseite der Stadt Mannheim: https://www.mannheim.de/de/node/150674
Die Veranstaltung Always on für Eltern und alle anderen Zielgruppen, die privat und beruflich Kontakt mit Jugendlichen haben, wie beispielsweise Lehrer*innen und Pädagog*innen, wurde vom Kommunalen Netzwerk für Suchtprävention und Suchthilfe der Stadt Mannheim unter Federführung des Beauftragten für Suchtprävention, (Kontakt: E-Mail: [email protected], Telefon: 0621-293 9339), vom Fachbereich Jugendamt und Gesundheitsamt der Stadt Mannheim in Kooperation mit der Mannheimer Abendakademie ausgerichtet.