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Archäologie – Landwirtschaft – Forstwirtschaft: Wege zur integrativen Nutzung von Bodendenkmalen in der Kulturlandschaft – Ausstellung im Landratsamt Rhein-Neckar-Kreis in Heidelberg bis zum 7. Juni zu sehen

29. Mai 2019 | Leitartikel, Metropolregion, Natur & Umwelt

Kreisforstamtsleiter: Archäologische Schätze sind zu bewahren

 

Was haben die Grabfelder bei Ilvesheim, die Villa Rustica Oftersheim, das eisenzeitliche Grabhügelfeld bei Heddesheim, das Grabfeld bei Sandhausen, der Grabhügel bei Zuzenhausen, die Römische Straße in Hockenheim, der Grabhügel bei Horrenberg und die Grabhügelnekropole Mühlhausen gemeinsam? Sie sind Bodendenkmale in land- und forstwirtschaftlich intensiv genutzten Gebieten im Rhein-Neckar-Kreis. Hierzu gibt es aktuell im Landratsamt Rhein-Neckar-Kreis in Heidelberg eine Ausstellung unter dem Titel „Archäologie – Landwirtschaft – Forstwirtschaft: Wege zur integrativen Nutzung von Bodendenkmalen in der Kulturlandschaft“ zu sehen.

 

„Archäologische Schätze sind mehr als Steine und Hügel, sie sind Fenster in die Vergangenheit, sie zeigen uns Menschen, wer wir sind und wo wir stehen. Es liegt an uns, diese Schätze zu bewahren und dadurch die Fenster offen zu halten.“ Mit diesen Worten eröffnete der Leiter des Kreisforstamtes, Dr. Dieter Münch, stellvertretend für Landrat Stefan Dallinger gestern Abend (9. Mai 2019) die Schau im Landratsamt Rhein-Neckar-Kreis in Heidelberg und begrüßte ein sehr interessiertes Fachpublikum.

 

Dr. Inga Kretschmer, Referatsleiterin „Archäologische Denkmalpflege“ im Landesamt für Denkmalschutz beim Regierungspräsidium Stuttgart führte mit einem spannenden Vortrag in die Thematik der Ausstellung ein. „Mit etwa 60.000 Bodendenkmalen besitzt das Land Baden-Württemberg ein überaus reiches archäologisches Erbe“, so Dr. Kretschmer. Zahlreiche Bodendenkmale seien in land- und forstwirtschaftlich intensiv genutzten Gebieten zu finden, die bereits in vor- und frühgeschichtlicher Zeit zu den bevorzugten Siedlungsgebieten des Menschen zählten, erläutert die Expertin. „Nur ein kleiner Teil dieser Denkmale ist obertägig sichtbar“, so Dr. Kretschmer. Die konventionelle Bewirtschaftung oder Entwässerung von Denkmalflächen führt jedoch zu einer allmählichen und endgültigen Zerstörung des Archivs unserer Kulturgeschichte im Boden. Das intensive Bewirtschaften durch Tiefpflügen und Düngemittel, Drainagen- und Wegebaumaßnahmen, auch Rückearbeiten im Wald sowie der Einsatz großer Maschinen gefährden die archäologische Substanz sowohl im Ackerland als auch in Waldgebieten. Erschwerend kommt hinzu, dass sich Sondengänger und Raubgräber Bodenfunde ohne Genehmigung der zuständigen Behörden aneignen. Gleichzeitig haben auch Landwirte zunehmend mit dem Verlust ertragreichen Bodens zu kämpfen. Dieses Phänomen verstärkt sich noch durch die Erosion.

 

„Es gilt, diese Bodendenkmale durch geeignete Maßnahmen zu schützen“, so Dr. Kretschmer in ihren Ausführungen. Schutzstrategien, um das archäologische Kulturgut zu bewahren und die Belange der beteiligten Bewirtschafter und Eigentümer zu berücksichtigen, gibt es viele. So können Lageinformationen zu archäologischen Denkmalen Flächennutzer in die Lage versetzen, die betroffenen Areale denkmalschonend zu bewirtschaften. Besonderen Schutz bieten die dauerhafte Bewirtschaftung von landwirtschaftlichen Nutzflächen als Grünland, Streuobstwiesen oder der Einsatz von Methoden der konservierenden Bodenbearbeitung. Auch der Flächenerwerb und der Flächentausch beispielsweise für Ausgleichsflächen im Rahmen des Straßenbaus oder ökokontofähige Maßnahmen helfen, diese Bodendenkmale zu schützen. Weiter hilfreich für die Bewahrung ist die Direktsaat ohne Bodenbearbeitung und die computergeschützte Flächenbewirtschaftung. Eine einzelfallbezogene unterstützende Maßnahme ist zudem die Aufschüttung obertägig sichtbarer Kulturdenkmale.

 

Die Interessen von Denkmalpflege, Natur- und Bodenschutz können sich auch gegenseitig unterstützen. Ausgleichs- und Kompensationsmaßnahmen, die bei baulichen Eingriffen in der Landschaft erforderlich sind, können bei Eignung auch Denkmalflächen mit einbeziehen. Durch die Schulung von Forstmitarbeitern und die Aufnahme von Denkmalflächen in die digitale Waldfunktionenkartierung der Forstverwaltung werden Denkmale in bewaldeten Gebieten zukünftig besser erkannt und bei der Waldbewirtschaftung berücksichtigt.

 

Die Wanderausstellung „Archäologie – Landwirtschaft – Forstwirtschaft: Wege zur integrativen Nutzung von Bodendenkmalen in der Kulturlandschaft“ des Landesamtes für Denkmalpflege führt in die Thematik ein und stellt gemeinsame Schutzstrategien von Denkmalpflege, Land- und Forstwirtschaft, Flurneuordnung sowie Natur- und Bodenschutz vor.

 

Außerdem zeigt die Ausstellung eine Auswahl der herausragenden archäologischen Kulturdenkmale Baden-Württembergs, die in land- und forstwirtschaftlich stark frequentierten Regionen liegen und informiert über deren Schutz und Gefährdung. Hierzu zählen auch einige überaus interessante Bodendenkmale im Rhein-Neckar-Kreis und der ganzen Region.

 

Die Ausstellung ist noch bis zum 7. Juni 2019 zu den Öffnungszeiten des Landratsamts (Mo, Di, Do, Fr 7:30 Uhr bis 12 Uhr und Mi 7:30 Uhr bis 17 Uhr) im Foyer der Kreisbehörde in Heidelberg zu sehen.

 

Begleitend zur Ausstellung ist eine Broschüre des Landesamtes für Denkmalpflege erschienen, die unter Tel. 0711 90445-109 oder E-Mail: [email protected] angefordert werden kann.

 

Bildunterzeile (Foto Landratsamt Rhein-Neckar-Kreis): „Archäologie – Landwirtschaft – Forstwirtschaft: Die Schautafeln der Ausstellung mit ausführlichen Beschreibungen und Erklärungen zu den Bodendenkmalen und anschauliche Fotos zogen zahlreiche Besucherinnen und Besucher in den Bann.

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