- Februar bis 19. April 2020
Pressegespräch: Freitag, 14. Februar 2020, 11 Uhr
Gesprächspartner: René Zechlin, Direktor des Wilhelm-Hack- Museums und Dr. Astrid Ihle, Kuratorin der Ausstellung
Eröffnung: Freitag, 14. Februar 2020, 18 Uhr
mit einer Begrüßung von René Zechlin und einer Einführung von Astrid Ihle
Vom 15. Februar bis zum 19. April 2020 präsentiert die Rudolf-Scharpf-Galerie, das junge Schaufenster des Wilhelm-Hack-Museums, die Ausstellung Räson des Kölner Künstlers Arne Schmitt. Die Einzelschau versammelt Werke aus den letzten drei Jahren und gibt damit einen aktuellen Einblick in das künstlerische Schaffen Schmitts. Gezeigt werden Fotografien, Videos sowie ein Hörstück, das speziell für die Ausstellung in der Rudolf-Scharpf-Galerie entstanden ist.
Arne Schmitt untersucht in seinen Arbeiten Architektur und Städtebau unter historischen und gesellschaftlichen Gesichtspunkten. Seine dokumentarischen Fotografien und Videos kombiniert er mit Quellenmaterialien, wie historische Fotos oder Zeitungsberichte, sowie eigenen und fremden Texten. In konzeptuell verdichteten Gegenüberstellungen von Bild und Text verweisen seine Arbeiten auf nicht unmittelbar sichtbare Zusammenhänge.
Im Jahr 2018 erhielt Arne Schmitt den Kunstpreis der Böttcherstraße in Bremen – einer der ältesten und bedeutendsten Preise für junge Kunst in Deutschland – für seine Arbeit Der heiße Frieden: eine multimedial angelegte Arbeit, die sich mit der Geschichte und Gegenwart Ludwigshafens und dem Einfluss der BASF beschäftigt. Aus diesem Projekt sind nun zwei Videoarbeiten in der Ausstellung zu sehen, Stadt-Gegenstadt und Der heiße Frieden.
Ausgangspunkt für das 16-minütige Video Stadt-Gegenstadt (2018) ist ein Essay des Philosophen Ernst Bloch aus dem Jahr 1928 über das gegensätzliche Verhältnis zwischen der altehrwürdigen Kultur- und Residenzstadt Mannheim und seiner Heimatstadt – dem als
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Anhang der BASF gewachsenen, schmucklosen Ludwigshafen. Schmitt kombiniert Zitate aus diesem Text mit heutigen, von ihm selbst gedrehten Bewegtbildern. Gegenwart und Vergangenheit verschränken sich in dieser Arbeit: Blochs Aussagen scheinen in ihrer pointierten Beobachtung nichts von ihrer Aktualität verloren zu haben, während Schmitts Bilder stilistisch – schwarzweiß und stumm – an moderne Stadtfilme der 1920er- und 1930er- Jahre angelehnt sind und so das Heute historisch lesbar werden lassen.
Dem gegenüber stellt Schmitt den Film Der heiße Frieden, ein von der BASF beauftragter Essayfilm aus dem Jahr 1965, der die globale Marktwirtschaft als historisch gewachsene Ideologie begreifbar werden lässt. Als Gegenpol zum Kalten Krieg erhebt der Film die Ideen von Wettbewerb und unternehmerischem Handeln zum universellen Gut: Damit nimmt der Film die These vom „Ende der Geschichte“, im Sinne eines endgültigen Sieges des kapitalistischen Liberalismus, wie ihn der amerikanische Politologe Francis Fukuyama 1889 postiluierte, vorweg. Hier liegt deutlich vor, was ideengeschichtlich einer heutigen, kapitalorientierten Stadtentwicklung wie der Parkstadt Schwabing vorausging.
Das jüngste und zugleich umfangreichste Projekt in der Ausstellung trägt den Titel Zeichen der Zeit. Zur Geschichte eines geschichtslosen Gebiets genannt Parkstadt Schwabing (2019). Es handelt sich um ein Porträt eines in den 1990er-Jahren geplanten Büroviertels im Norden Münchens, das Schmitt anhand von Archivfotografien und Zitaten aus Presse und Bauakten, wie auch über eigene Fotografien von Straßen- und Firmenschildern formuliert. Die Arbeit liefert einen Einblick in die wechselhafte Entstehungsgeschichte dieses – so die widersprüchliche Behauptung – „geschichtslosen“ Viertels. Gleichzeitig offenbart sie Strategien neoliberaler Stadtentwicklung und Identitätsstiftung: So beschloss beispielsweise der Bezirksrat, alle Straßen nach Bauhaus-Persönlichkeiten zu benennen, um den hohen Qualitätsanspruch der Neubauten zu markieren und repräsentative Geschäftsadressen für zukünftige Firmen zu bieten.
Der Hörtext Räson, der beim Betreten des oberen Stockwerkes erklingt, funktioniert als Scharnier der beiden Ausstellungsteile. Ausgehend von der Idee der Staatsräson beschreibt er die schwindende Bedeutung des Staates unter der Vorherrschaft des Markts, und stellt stattdessen die Frage nach einer – zwischen Staat und Markt aufgespannten – Räson der Stadt.
Arne Schmitt (geboren 1984 in Mayen, lebt in Köln) studierte Fotografie in Leipzig und Brüssel. 2016 war er Karl Schmidt-Rottluff-Stipendiat. 2018 erhielt er den Kunstpreis der Böttcherstraße.
Zur Ausstellung erscheint ein Buch bei Spector Books.
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Kuratorin: Dr. Astrid Ihle
Eröffnung: Freitag, 14. Februar 2020, 18 Uhr,
Rudolf-Scharpf-Galerie, Hemshofstraße 54
Begrüßung: René Zechlin, Direktor
Einführung: Dr. Astrid Ihle, Kuratorin
Künstlerbuch: Zur Ausstellungseröffnung von Räson erscheint ein Buch bei Spector Books (Erscheinungstermin: 28.02.2020)
Künstlerführung und
Vorstellung des Buches: Sonntag, 22. März 2020, Rudolf-Scharpf-Galerie, Hemshofstraße 54
Pressekontakt: Wilhelm-Hack-Museum, Nina Reinhardt, Berliner Straße 23, 67059 Ludwigshafen am Rhein, Telefon 0621 504-2934, E-Mail: [email protected].
Rudolf-Scharpf-Galerie
Hemshofstraße 54
67063 Ludwigshafen
www.wilhelmhack.museum
Öffnungszeiten
Do bis So & Feiertage 13 – 18 Uhr
Mo bis Mi geschlossen
Eintritt: frei