Starker Zuwachs an Frauen in Ingenieurberufen – Architektur sowie Garten- und Landschaftsbau bereits von Frauen dominiert
Mit der technischen Innovation und der zunehmenden Digitalisierung der Wirtschaft im internationalen Wettbewerb steigt der Bedarf der Unternehmen an hoch spezialisiertem Fachpersonal und damit auch an Ingenieurfachkräften. Im Zeitraum 2013 bis 2019 nahm in Baden-Württemberg die Zahl der sozialversicherungspflichtig Beschäftigten, die Ingenieurberufe1 ausüben, um 25,1 % zu, fast doppelt so stark wie die Zahl der sozialversicherungspflichtig Beschäftigten insgesamt (+ 13,8 %). Wie das Statistische Landesamt feststellt, waren im Jahr 2019 von den insgesamt 4,75 Millionen (Mill.) sozialversicherungspflichtig Beschäftigten in Baden-Württemberg 191 800 oder 4,0 % in Ingenieurberufen tätig. Die Ingenieurdichte lag damit so hoch wie in keinem anderen Bundesland. Während unter den Flächenländern die Ingenieurfachkräfte im benachbarten Bayern mit einer Quote von 3,9 % fast genauso stark vertreten waren wie hierzulande, lagen die entsprechenden Anteile in Mecklenburg-Vorpommern und Sachsen-Anhalt nicht einmal halb so hoch (1,7 % bzw. 1,9 %). Bundesweit waren 2019 mehr als 1,03 Mill. sozialversicherungspflichtig Beschäftigte in Ingenieurberufen tätig (Anteil: 3,1 %), darunter alleine zwei Drittel in den großen Flächenländern Bayern (21,3 %), Baden-Württemberg (18,5 %), Nordrhein-Westfalen (18,1 %) und Niedersachsen (8,5 %).
Unter den 44 Stadt- und Landkreisen Baden-Württembergs führte der Landkreis Böblingen mit einer Ingenieurdichte von 9,2 % vor dem Bodenseekreis (7,2 %), dem Stadtkreis Stuttgart (6,8 %) und dem Landkreis Ludwigsburg (5,9 %). Drei dieser vier Kreise liegen in der Region Stuttgart, die mit einer Quote von 6,0 % mit deutlichem Vorsprung an der Spitze der 12 Regionen lag. Der Bedarf an Ingenieurfachkräften ist insbesondere dort hoch, wo der Fahrzeugbau stark vertreten ist und Forschung und Innovation eine vergleichsweise große Rolle spielen. So liegt der Landkreis Böblingen bei der Ingenieurdichte deutschlandweit hinter dem niedersächsischen Stadtkreis Wolfsburg (12,9 %) und vor dem bayerischen Stadtkreis Ingolstadt (8,4 %) auf Rang 2 und die genannten baden-württembergischen Kreise mit der höchsten Ingenieurdichte zählen zu den Top 10 beim Innovationsindex. Dies spiegelt sich auch in der Struktur der Ingenieurfachkräfte nach Tätigkeitsbereichen wider. So arbeiteten von den insgesamt 191 800 beschäftigten Ingenieurfachkräften in Baden-Württemberg alleine 99 000 (52 %) in der produktionsnahen technischen Forschung einschließlich Produktionssteuerung sowie weitere 21 000 (11 %) im Bereich Maschinen- und Fahrzeugtechnik. Weitere wichtige Tätigkeitsbereiche waren das Bauwesen (16 300 bzw. 9 %) und die Architektur (12 200 bzw. 6 %). In diesen vier Teilbereichen zusammen arbeiteten fast 80 % aller Ingenieurfachkräfte.
Ingenieurberufe sind nach wie vor eine Männerdomäne. Im Jahr 2019 übten 159 600 Männer und nur 32 200 Frauen Ingenieurberufe aus. Gemessen an ihrem Anteil von 55 % an den sozialversicherungspflichtig Beschäftigten insgesamt waren männliche Ingenieurfachkräfte im Jahr 2019 mit 83 % deutlich stärker vertreten. Allerdings haben Ingenieurberufe bei Frauen in den letzten Jahren spürbar an Attraktivität gewonnen. Von 2013 bis 2019 stieg die Zahl der sozialversicherungspflichtig beschäftigten weiblichen Ingenieurfachkräfte um 55,0 %, mehr als doppelt so stark wie die ihrer männlichen Kollegen (+ 20,4 %) und fast viermal so stark wie die Zahl der sozialversicherungspflichtig beschäftigten Frauen insgesamt (+ 13,9 %). Die Zahl der beschäftigten weiblichen Ingenieurfachkräfte entwickelte sich in nahezu allen Tätigkeitsfeldern dynamischer als bei den Männern, sodass der Frauenanteil unter den beschäftigten Ingenieurfachkräften von 2013 bis 2019 um drei Prozentpunkte auf fast 17 % zunahm. Einzelne Teilsparten der Ingenieurberufe sind inzwischen von Frauen dominiert. So waren in Baden-Württemberg im Jahr 2019 in den Teilbereichen Architektur, Garten- und Landschaftsbau sowie Innenarchitektur gut 50 %, 53 % bzw. 80 % der sozialversicherungspflichtig tätigen Ingenieurfachkräfte weiblich. Dagegen dürfte der Aufholprozess der Frauen in den produktionsnahen Ingenieurberufen angesichts niedriger Frauenquoten von derzeit 9 % im Bereich Maschinen- und Fahrzeugtechnik sowie 13 % im Bereich technische Forschung und Produktionssteuerung noch sehr lange dauern.