Höchste Forschungsintensität in der EU – 57 % der Importe und 9 % der Beschäftigten aus dem EU-Ausland
Baden-Württemberg liegt nicht nur geografisch im Herzen der Europäischen Union (EU), es ist nach Angaben des Statistischen Landesamtes auch ein wichtiger Innovationsstandort mit sehr engen wirtschaftlichen Beziehungen zur EU. Der Südwesten verfolgt daher mit großem Interesse die am 1. Juli 2020 beginnende EU-Ratspräsidentschaft Deutschlands, die unter anderem das wirtschaftliche Ziel verfolgt, die EU als wettbewerbsfähigen und global agierenden Wirtschaftsraum zu stärken. Zu den wichtigsten Themen gehört in diesem Zusammenhang die Stärkung des EU-Binnenmarkts, der einen freien Verkehr von Waren, Personen, Dienstleistungen und Kapital vorsieht. Darüber hinaus hat die deutsche EU-Ratspräsidentschaft das Ziel, Europa als innovativen Standort für eine digitale Wirtschaft zu positionieren.
Baden-Württemberg mit EU-weit höchster Forschungsintensität
Mit seiner Spitzenposition bei der Forschungsintensität hat der Südwesten eine Vorreiterrolle in der EU. Für das Jahr 2017 betrug der Anteil der Ausgaben für Forschung und Entwicklung am Bruttoinlandsprodukt 5,6 % und lag somit mehr als doppelt so hoch wie im Durchschnitt der 27 EU-Mitgliedstaaten (2,2 %) und deutlich über dem Deutschlandwert von 3,1 %. Auch bei der Dynamik der Forschungsintensität liegt Baden-Württemberg im EU-Vergleich vorn. Gegenüber dem Jahr 2007 betrug der Zuwachs 1,5 Prozentpunkte, in Deutschland 0,6 Prozentpunkte und in der EU-27 lediglich 0,4 Prozentpunkte.
Handelsbeziehungen Baden-Württembergs mit der EU
Insbesondere die exportorientierte Industrie im Südwesten profitiert von einem starken EU-Binnenmarkt. Im Jahr 2019 exportierte Baden-Württemberg Waren im Wert von 95,4 Milliarden (Mrd.) Euro in die übrigen 26 EU-Mitgliedstaaten, das waren 47 % und damit fast die Hälfte der gesamten Südwest-Exporte (205,2 Mrd. Euro). Seit dem Jahr 2000 haben sich die Exporte Baden-Württembergs in die EU-27 von seinerzeit 50,4 Mrd. Euro fast verdoppelt. Die Südwest-Importe aus der EU-27 stiegen im gleichen Zeitraum sogar um das 2,6-Fache auf 104,1 Mrd. Euro. Diese machten 2019 mit einem Anteil von 57 % sogar mehr als die Hälfte aller Südwest-Importe aus (183,5 Mrd. Euro). Mit Ausnahme der konjunkturellen Schwächephasen nahmen die Handelsbeziehungen mit den EU-Partnerländern kontinuierlich zu. Nach dem Ende der Eurokrise 2014 entwickelten sich die Importe allerdings dynamischer als die Exporte, sodass seither in Baden-Württemberg der Importwert aus dem EU-Ausland den Exportwert in die EU-27 übersteigt. Dennoch lag Baden-Württemberg 2019 bei den Exporten Deutschlands in den EU-Binnenmarkt in Höhe von 698,4 Mrd. Euro mit einem Anteil von 13,7 % gemeinsam mit Bayern hinter Nordrhein-Westfalen (16,7 %) auf Platz 2 aller Bundesländer. Bei den Importen belegte Baden-Württemberg mit einem Anteil von 17,6 % an den EU-Importen Deutschlands in Höhe von 593,2 Mrd. Euro hinter Nordrhein-Westfalen und Bayern Platz 3 unter den Bundesländern.
Die Güter aus baden-württembergischer Produktion, die 2019 EU-weit am stärksten nachgefragt wurden, waren Maschinen (20 %), Kraftwagen und Kraftwagenteile (16 %) sowie pharmazeutische Erzeugnisse (10 %). Diese machten zusammen 46 % aller Südwest-Exporte in die EU-27 aus. Von den Pharma-Exporten Deutschlands in die EU stammten fast 30 % aus dem Südwesten, bei den Maschinen-Exporten waren es mehr als 20 %. Unter den Importgütern aus dem EU-Ausland standen in Baden-Württemberg Kraftwagen und Kraftwagenteile an erster Stelle (16 %), gefolgt von chemischen Erzeugnissen (13 %) und Maschinen (11 %). Diese drei Gütergruppen machten im Südwesten 40 % der EU-Importe aus.
Arbeitskräfte aus der EU in Baden-Württemberg
Positive Impulse des EU-Binnenmarkts für die baden-württembergische Wirtschaft gehen auch von der Arbeitnehmerfreizügigkeit aus. Von den 4,75 Millionen (Mill.) sozialversicherungspflichtig beschäftigten Arbeitnehmern im Jahr 2019 besaßen 448 100 die Staatsangehörigkeit eines der übrigen 26 EU-Mitgliedstaaten.1 Damit war fast jeder zehnte sozialversicherungspflichtig Beschäftigte im Land EU-Ausländer (9,4 %). Unter den 792 000 Beschäftigten mit ausländischer Staatsangehörigkeit betrug der Anteil der EU-Ausländer in Baden-Württemberg sogar 57 %.
Der Arbeitsmarkt im Südwesten ist vergleichsweise eng mit dem Europäischen Binnenmarkt verbunden. In keinem anderen Bundesland waren die EU-Ausländer unter den Beschäftigten so stark vertreten wie hierzulande. Im benachbarten Bayern waren es 9,0 %, im Saarland 8,4 % und in Hessen 8,2 %, bundesweit lediglich 6,6 %.
Seit dem Jahr 2000 hat sich die Zahl der sozialversicherungspflichtig Beschäftigten mit einer ausländischen EU-Staatsangehörigkeit von 208 400 auf 448 100 mehr als verdoppelt (+115 %), in Deutschland sogar fast verdreifacht (+184 % auf 2,2 Mill.). 2019 arbeitete jeder fünfte in Deutschland beschäftigte EU-Ausländer im Südwesten (20,4 %). Nur in Bayern war der Anteil mit 23,3 % noch höher. Auf diese beiden Bundesländer entfiel nahezu die Hälfte aller in Deutschland beschäftigten EU-Ausländer (43,7 %).
Baden-Württemberg und die EU im Vergleich
Interessante Informationen zu der Frage, wo Baden-Württemberg innerhalb der EU sowie die EU im Vergleich zu den Vereinigten Staaten und China stehen, hält das Statistische Landesamt in seinen aktuellen Veröffentlichungen »Baden-Württemberg und die Europäische Union 2020«, »Baden-Württemberg – ein Standort im Vergleich« sowie »Die EU, USA und China – drei Kraftzentren der Weltwirtschaft im Vergleich« bereit (siehe Links unter »Weitere Informationen« am Ende dieser Pressemitteilung). In der Ausgabe 06-07/2020 des Statistischen Monatshefts wird ein Beitrag zum Thema »Forschung und Entwicklung – Baden-Württemberg im internationalen Vergleich« veröffentlicht.