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Bahnstadt: Großkanal entsteht bei aufwendiger Baumaßnahme an Speyerer Straße

22. Dezember 2021 | Heidelberg, Leitartikel

Bohrverfahren in sieben Metern Tiefe / Fertigstellung im Oktober 2022 geplant

Von einem Grundstück an der Speyerer Straße aus wird derzeit ein Abwasserkanal mit zwei Metern Durchmesser in Richtung Bahnstadt gepresst. Bei einem Besuch auf der Baustelle über und unter der Erde macht sich Erster Bürgermeister Jürgen Odszuck ein Bild vom Fortschritt der Arbeiten.
Foto: Philipp Rothe, 17.12.2021

(zg) In der Bahnstadt findet derzeit im Zuge der Stadtteilentwicklung ein Kanalvortrieb statt. Bei dieser besonderen Baumaßnahme in bis zu sieben Metern Tiefe wird ein großer Abwasserkanal mit einer Länge von insgesamt 235 Metern und einem Durchmesser von rund zwei Metern errichtet. Der Baustart erfolgte im Oktober 2021, die ersten 120 Meter des Kanals erstrecken sich bereits unter der Erde. Der neue Kanal liegt im zweiten Bauabschnitt der zukünftigen Newtonstraße, die gemäß der Rahmenplanung Bahnstadt die Einsteinstraße mit der Speyerer Straße verbinden wird. Die Baustelle befindet sich an der Speyerer Straße zwischen den Hausnummern 10 (Burger King) und 6 (VeniceBeach) auf dem städtischen Parkplatz.

„Mit der Bahnstadt haben wir bereits Wohnraum für 5.700 Menschen geschaffen, 6.800 Menschen sollen hier einmal wohnen. Dafür braucht es die nötige Infrastruktur – über und unter der Erde. Unter dem Bahnstadt-Areal liegen Abwasserkanäle in einer Länge von rund 11.000 Metern. Nach Fertigstellung wird auch der neue Großkanal in das gesamtstädtische Mischwassernetz mit Kanälen in einer Länge von insgesamt rund 500 Kilometern eingebunden“, sagte Erster Bürgermeister Jürgen Odszuck.

Im Untergrund: Stahlbeton-Kanalrohre werden Stück für Stück aufgereiht

Der neue Kanal wird im offenen Schildbohrverfahren erstellt. Das Schildbohrverfahren ist eine Tunnelbauweise, bei der ein offenes Stahlschild in den Boden gepresst wird. Von einer rund sechs Meter tiefen Baugrube aus werden dafür Stahlbeton-Kanalrohre Stück für Stück hinter dem Schild in den Boden nachgeschoben. An der Ortsbrust – der Teil des Tunnels, der auf festen Boden trifft – wird das Material mittels Baggerarm abgebaut und auf Loren befördert. Diese bringen das abgebaute Bodenmaterial über bis zu 170 Metern Länge zurück in die Baugrube. Zuletzt wird der neue Kanal mit einer Trockenwetterrinne bestückt. Diese dient dazu, auch in regenarmen Zeiten ablagerungsfrei das Abwasser im freien Gefälle weiter zu befördern. Die Fließgeschwindigkeit wird baulich durch engeren Querschnitt an der Sohle erhöht.

Der Strang, der von der Speyerer Straße über die Newton- bis zur Einsteinstraße verläuft, ist rund 170 Meter lang. Eine zweite Vortriebsstrecke verläuft schräg unter der Speyerer Straße bis zur Gottlieb-Daimler-Straße in einer Länge von 65 Metern. Am Ende der Baumaßnahme werden noch zwei kleinere Zulaufkanäle in offener Bauweise an den Großkanal angebunden. Der Kanalbau wird voraussichtlich im Oktober 2022 beendet sein.

Der Abwasserzweckverband Heidelberg plant und betreut die Baumaßnahme im Auftrag der Stadtbetriebe Heidelberg „Abwasser“. Der Auftrag ging im Zuge einer Ausschreibung an die Spezialtiefbaufirma Sonntag Baugesellschaft mbH & Co. KG aus der Nähe von Koblenz.

Großkanal kann aufgrund neuer Hochbebauung nicht weiter genutzt werden

Der neue Kanal wird angelegt, da ein bestehender Großkanal, der von der Gottlieb-Daimler-Straße bis zur Max-Jarecki-Straße gerade in circa sieben Metern unter Privatgrundstücken verläuft, nicht weiter genutzt werden kann. Über diesem liegen unter anderem Grundstücke, die ab 2023 von der Max-Jarecki-Stiftung bebaut werden sollen. Aus statischen Gründen dürfen Großkanäle nicht ohne aufwendige Sicherung von Hochbebauung überbaut werden. Der bisherige, stillzulegende Großkanal unter den bestehenden Privatgrundstücken wird ordnungsgemäß verfüllt, sodass der Bau der Grundstücke im Zeitplan beginnen kann.

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