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Bahnstadt: Stadtteil wächst weiter mit großen Schritten

29. Dezember 2021 | Heidelberg, Leitartikel

Pfaffengrunder Terrasse macht Zentrum komplett / 250 neue Bäume gepflanzt / Projekte im Überblick

(zg) Die Bahnstadt entwickelt sich weiter mit großen Schritten: In der noch immer jungen Heidelberger Passivhaussiedlung wuchsen 2021 am neuen Stadtentree am Europaplatz die Gebäude in die Höhe, das Konferenzzentrum zeigt seine Konturen bereits sichtbar und der Bau des Kopernikusquartiers (gegenüber dem Einkaufszentrum) mit 200 Wohnungen startete. Der Höhepunkt des Bahnstadt-Jahres 2021 war die Eröffnung der Pfaffengrunder Terrasse, der neue Platz für alle Altersklassen. Dessen Fertigstellung machte das Stadtteilzentrum komplett: Vom Gadamerplatz lässt es sich nun über die Pfaffengrunder Terrasse bis zur Promenade spazieren – ein Areal, das rund 20.000 Quadratmeter umfasst und bald ganz autofrei sein soll.

„Plätze, die einen Treffpunkt bieten, erfüllen ein Quartier mit Leben. Diese Treffpunkte zu schaffen, war uns von Anfang an wichtig, um einen lebendigen Stadtteil zu entwickeln. Wer nachmittags oder an Wochenenden hier unterwegs ist, sieht, dass das geklappt hat. Mittlerweile leben 5.700 Menschen in der Bahnstadt, darunter zahlreiche Familien. Dafür sind seit 2011 mehr als 3.000 neue klimaneutrale Wohnungen entstanden. Damit wir weiter neuen Wohnraum schaffen, haben wir mit den Bauvorhaben am Europaplatz und dem Kopernikusquartier die Weichen gestellt, vor allem auch in punkto gefördertes Wohnen“, sagt Erster Bürgermeister Jürgen Odszuck.

Rund 5.700 Menschen leben in der Bahnstadt

In der Bahnstadt leben rund 5.700 Menschen (Stand: 1. Oktober 2021). Die Einwohnerzahl blieb im Vergleich zum Vorjahr konstant. Nach Fertigstellung der Bahnstadt sollen etwa 6.800 Menschen in dem Zukunftsquartier wohnen. Bis zu 6.000 Arbeitsplätze sollen entstehen.

Die Bahnstadt ist ein junger Stadtteil, der mit seinem Mix aus Wohnen und Arbeiten, Wissenschaft und Forschung, Bildung und Betreuung, Kultur und Freizeit, Sport und Einkaufen insbesondere bei jungen Familien gut ankommt. Neun von zehn Bahnstädterinnen und Bahnstädter sind jünger als 45 Jahre. Jeder Zweite im Stadtteil ist unter 30. Der Anteil der unter 18-Jährigen an der Bevölkerung in der Bahnstadt liegt bei 20,3 Prozent. In keinem anderen Stadtteil ist der Kinderanteil höher. In der Gesamtstadt liegt der Anteil bei 14,9 Prozent. Die Bahnstadt hält mit rund 1,8 Kindern pro Frau weiter die höchste Geburtenziffer aller Heidelberger Stadtteile. Der gesamtstädtische Durchschnitt liegt bei 1,2. 2020 wurden in der Bahnstadt 113 Geburten im Einwohnermelderegister vermerkt.

Die Bahnstadt ist international aufgestellt: Der Anteil der Bewohnerinnen und Bewohner mit ausländischer Staatsangehörigkeit liegt bei 28,1 Prozent, in der Gesamtstadt bei 18,6 Prozent.

Jede zweite Heidelberger Neubau-Wohnung liegt in der Bahnstadt

Betrachtet man die Entwicklung der Neubautätigkeit seit 2012 wird deutlich, dass die Bautätigkeit im Stadtgebiet Heidelberg zu einem Großteil auf die Entwicklung des Stadtteils Bahnstadt entfällt. Von den seit 2012 im Neubau entstandenen 5.853 Wohnungen in Heidelberg wurde mehr als jede zweite Wohnung in der Bahnstadt gebaut (3.063 Wohnungen oder 52,3 Prozent). Für die kommenden Jahre ist zu erwarten, dass sich der Großteil der Neubautätigkeit im Stadtteil Bahnstadt und auf den Konversionsflächen konzentrieren wird.

Insgesamt gibt es in der Bahnstadt 3.079 Wohnungen mit einer Fläche von 207.340 Quadratmetern (Stand: Juni 2021). 2021 entstanden weitere 110 Wohnungen. Die nächsten größeren Wohnflächen sind derzeit am Europaplatz, im neuen Kopernikusquartier zwischen Czernyring und Grüner Meile sowie auf einem Areal gegenüber der Schwetzinger Terrasse im Bau. Darunter sind 83 geförderte Wohnungen. Noch mehr geförderte Wohnungen – die genaue Zahl steht noch nicht fest – werden bei künftigen Bauvorhaben in der Bahnstadt entwickelt, unter anderem im Kopernikusquartier, auf den Grundstücken zwischen Montpellier- und Czernybrücke sowie auf den Plangebieten nördlich und südlich der Eppelheimer Straße.

Klimaschutz: Mit der Bahnstadt verbessert Heidelberg seine CO2-Bilanz

Bahnstädterinnen und Bahnstädter wohnen nahezu klimaneutral und verbrauchen für Strom und Fernwärme nur 0,13 Tonnen CO2 pro Person und Jahr. Das sind 94 Prozent weniger, als das Institut für Energie- und Umweltforschung Heidelberg GmbH (ifeu) durchschnittlich für einen Einwohner Heidelbergs erhoben hat. 2015 lag dieser Wert bei zwei Tonnen pro Bürger. Wäre die Bahnstadt nicht als Passivhaus-Siedlung angelegt worden, hätte der neue Stadtteil den gesamten Energieverbrauch Heidelbergs und dessen CO2-Emissionen deutlich erhöht. Nun sorgt die Bahnstadt dafür, dass die Stadt Heidelberg auf dem Gelände des ehemaligen Rangierbahnhofs klimaneutral wachsen kann.

Eine neue Studie aus der Bahnstadt gab 2021 konkrete Handlungsempfehlungen, wie der ohnehin schon geringe Verbrauch von Fernwärme in Passivhäusern weiter reduziert werden kann. Auf den ersten Bahnstadt-Baufeldern wurde das neue Konzept bereits umgesetzt. Ein Blick in die Praxis zeigt: Bei einem Baufeld mit rund 16.000 Quadratmetern Wohnfläche konnten rund 10 Prozent des Wärmeverbrauchs eingespart werden. Das ist eine Einsparung von rund 100.000 Kilowattstunden und knapp 6.000 Euro im Jahr. Auf diese Weise wird einmal mehr deutlich: Die effizienten Passivhäuser kommen mit einer sehr geringen Heizleistung aus.

Kinderbetreuung vor Ort

Die Stadt hat mehrfach die Kinderbetreuungsangebote ausgebaut: Es gibt Plätze in acht Kitas sowie ein Betreuungsangebot in der Kindertagespflege. Insgesamt bietet die Bahnstadt 300 Kindergarten- und 160 Krippenplätze sowie rund 20 Plätze bei Tagespflegepersonen. Im Frühjahr 2022 eröffnet die neunte Kita in der Bahnstadt. In den Westarkaden werden dann 40 Kindergarten- und 40 Krippenplätze angeboten. Die Grundschule Bahnstadt am Gadamerplatz ist eine inklusive Ganztagsschule mit einer Betreuung bis 17 Uhr.

Fertigstellungen 2021:

2021 war das Jahr der Bäume in der Bahnstadt. Insgesamt wurden 250 junge Bäume gepflanzt. Mit 125 Bäumen ist die Pfaffengrunder Terrasse der Platz mit den meisten Bäumen in der Bahnstadt, knapp vor dem Zollhofgarten (120 Bäume). Auf der Pfaffengrunder Terrasse wachsen 62 Lederhülsenbäume, 21 chinesische Rothölzer, 17 Ziereichen und 7 Blauglockenbäume. 18 Vogelkirschen wurden bereits im Dezember 2020 im Bereich der Promenade gepflanzt. Die Sorten kommen mit dem extremen Stadtklima, das deutschlandweit immer heißer und trockener wird, besser zurecht. Im März 2021 erhielt die Grüne Meile 112 Silberlinden.

Am 22. Oktober 2021 haben Stadtverwaltung sowie Bürgerinnen und Bürger die Pfaffengrunder Terrasse eröffnet. Entstanden ist dort ein Treffpunkt für alle Altersklassen mit Angeboten für Bewegung, Erholung und Veranstaltungen. Die Pfaffengrunder Terrasse liegt mitten im Zentrum der Bahnstadt. Südlich angrenzend an den Gadamerplatz und den Langen Anger, wo ein verkehrsberuhigter Bereich entsteht, ist sie eine wichtige Freiraumverbindung von der Stadtteilmitte zur Promenade mit dem weiteren Radweg. Mit rund 12.000 Quadratmetern bildet sie den zweitgrößten Freiraum der Bahnstadt. Auf der Fläche wachsen 125 Bäume. Zusätzlich wurde eine rund 2.200 Quadratmeter große Rasenfläche in der Platzmitte angelegt.

Der Czernyring im Abschnitt zwischen Czernybrücke und Max-Planck-Ring West (gegenüber Wasserturm) wurde im Mai 2021 fertiggestellt. Es entstand ein separater Rad- und Gehweg, die Fahrbahn wurde zweispurig in jede Richtung ausgebaut. Errichtet wurden auch eine barrierefreie Bushaltestelle sowie zwölf Baumgruben.

Die XXXLutz Unternehmensgruppe hat im Dezember 2021 einen Mömax-Trend-Mitnahmemarkt in der Bahnstadt eröffnet. Dieser und das XXXLutz Möbelhaus, das voraussichtlich im ersten Quartal 2022 seine Türen öffnet, befinden sich neben dem „Bauhaus“. Mit der Eröffnung entstehen rund 250 Arbeitsplätze für Menschen aus der Region. Die Gesamtverkaufsfläche ist 28.000 Quadratmeter groß. Insgesamt investiert die XXXLutz Unternehmensgruppe mehr als 40 Millionen Euro in die neuen Einrichtungen.

Das Stellwerk 5 am Bauernhof-Spielplatz an der Promenade ist ein Kulturdenkmal der regionalen Verkehrsgeschichte. Nach aufwendiger Sanierung des historischen Gebäudes hat dort ein Café mit Rösterei eröffnet. 

Projekte im Bau und in Planung:

Der Europaplatz südlich des Hauptbahnhofs bildet künftig die zentrale Eingangssituation für Anreisende mit dem Zug: Diese werden vom Querbahnsteig des Hauptbahnhofs über einen Steg auf den Europaplatz gelangen und können so barrierefrei zur Straßenbahnhaltestelle Hauptbahnhof Süd am Czernyring und zum neuen Konferenzzentrum laufen. Der Verbindungssteg wird im ersten Halbjahr 2022 realisiert. Die Gebäude rund um den Platz werden durch die Gustav Zech Stiftung Management GmbH entwickelt. Insgesamt entstehen dort 105 Mietwohnungen verschiedener Größen. Der Start der Vermietung der Wohnungen ist für den Spätsommer 2022 geplant. Die Rohbauarbeiten der Büro- und Geschäftshäuser am Europaplatz sind abgeschlossen. Die Realisierung der Fassaden ist bereits weit fortgeschritten. Auch der Rohbau für das künftige Vier-Sterne-Hotel der ATLANTIC Hotels Management GmbH ist fertiggestellt. Die Fassadenarbeiten für das Hotel sind ebenfalls weit fortgeschritten. In den Untergeschossen unter dem Platz selbst wird die technische Ausrüstung derzeit umgesetzt. Dort entstehen eine Fahrradgarage mit insgesamt rund 1.600 Plätzen sowie eine Tiefgarage für Autos.

Die markante Form des neuen Heidelberg Congress Centers (HCC) am Czernyring ist bereits gut sichtbar: Die Rohbau- und Gerüstbauarbeiten gehen mit großen Schritten voran, der Fenstereinbau und die Fassadengestaltung haben begonnen. Im Inneren des Gebäudes werden die Lüftung und die Elektrotechnik installiert. Die Fertigstellung des Rohbaus und der Beginn der Ausbauarbeiten sind für das Frühjahr 2022 geplant. Gegenüber dem Hauptbahnhof und dem Europaplatz entsteht ein architektonisch markantes Gebäude in nachhaltiger Bauweise. Die Fertigstellung ist für 2023 geplant. Betreiber ist die Heidelberger Kultur & Kongressgesellschaft, der Bau erfolgt durch die Bau- und Servicegesellschaft (BSG). Das HCC ist ein Projekt der Internationalen Bauausstellung Heidelberg.

Die Bauarbeiten für das Kopernikusquartier in der Bahnstadt schreiten voran. Auf einer Fläche von rund fünfeinhalb Fußballfeldern entstehen dort 200 Wohnungen. Außerdem werden Gebäude für Dienstleistungen, Einkaufsläden und der Kopernikusplatz errichtet. Das neue Quartier befindet sich zwischen dem Czernyring im Norden, der Grünen Meile im Süden, dem Platz am Wasserturm im Osten und der Galileistraße im Westen. Damit liegt es in direkter Nähe des Hauptbahnhofs. Die ersten Bauarbeiten haben im Sommer 2021 begonnen.

Die LBBW Immobilien hat ihre Bauarbeiten für Urban Four am westlichen Ende des Langen Anger nahezu fertiggestellt. Die 78 Wohnungen, Zwei- bis Fünf-Zimmer-Einheiten, sowie fünf Gewerbeeinheiten sind alle verkauft und teilweise bereits an neue Eigentümer übergeben. Einige ziehen selbst ein, andere vermieten. Urban Four ist das vierte Projekt der LBBW Immobilien an der Promenade. Mit Urban Green (118 Wohnungen und sechs Gewerbeeinheiten), Urban Element (90 Wohnungen) und Urban View (79 Mietwohnungen) sind drei Wohnquartiere bereits fertiggestellt.

Ab April 2022 ist der weitere Ausbau des Czernyrings vorgesehen. Das betrifft den Abschnitt zwischen Montpellierbrücke und Einsteinstraße/Max-Planck-Ring (Ostrampe). Die Maßnahme bildet den Auftakt für den Umbau des Unterfliegers Czernyring mit Schere Ost, Schere West und der Anbindung der zukünftigen „kleinen Bahnrandstraße“. Die erste Maßnahme ist für ein Jahr angesetzt, woran sich der Straßenbau inklusive Anbindung an den Knotenpunkt Montpellierbrücke anschließt.

Der Bau neuer Wege für Fuß-, Rad- und motorisierten Verkehr in der Bahnstadt wird weiter fortgesetzt: Die Schwerpunkte der Arbeiten liegen im Langen Anger und in den Straßen im Westen der Bahnstadt wie in der Marie-Baum-Straße. Ebenso werden die Arbeiten im Max-Planck-Ring, der rund um den neuen Europaplatz führt, fortgesetzt. Auch in der Einstein- und Göppert-Mayer-Straße, die an die neue Kältezentrale der Bahnstadt und das neue Konferenzzentrum angrenzen, laufen die Straßenarbeiten weiter.

Die Gneisenaubrücke ist ein wesentlicher Bestandteil der Radachse zwischen den südlichen Stadtteilen und dem Neuenheimer Feld. Sie wird auf Bahnstädter Seite zwischen dem Kino und dem geplanten Fitnesscenter beginnen. Derzeit werden die Planungsunterlagen für eine erneute Ausschreibung überarbeitet, um ein wirtschaftliches Angebot zu erhalten. Parallel finden Abstimmungen mit der Deutschen Bahn statt, um erforderliche Zeitfenster für die Bauarbeiten im Bereich der Gleisanlage zu bekommen. Ein frühestmöglicher Baubeginn ist ab 2023 denkbar.

Quelle: Stadt Heidelberg

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