Heidelberg ist für Gäste aus aller Welt ein beliebtes Reiseziel: In den vergangenen Jahren ist die Zahl der Übernachtungen auf einen Rekordwert von mehr als 1,5 Millionen im Jahr 2018 angestiegen. Zugleich haben viele Hotelketten neue Betriebe eröffnet oder dies in den nächsten Jahren geplant. Ein neues Beherbergungskonzept ermöglicht es der Stadt, auf aktuelle und künftige Entwicklungen auf dem Beherbergungsmarkt zu reagieren. Das Konzept bildet künftig die Grundlage zur Steuerung von Neuansiedlungen. Das hat der Gemeinderat in seiner Sitzung am 9. Mai 2019 einstimmig beschlossen.
Die Zahl der Beherbergungsbetriebe in Heidelberg ist zwischen 2006 und 2017 um 20 Prozent auf 84 Hotels und weitere Angebote gestiegen, die Zahl der Betten um 33 Prozent auf 7.555. Das Beherbergungskonzept der CIMA Beratung und Management GmbH im Auftrag der Stadt zeigt deutlich, dass der Hotelmarkt mittlerweile an seine Grenzen stößt und der Bedarf für die kommenden Jahre nahezu gesättigt ist. Die Stadt will einer Überhitzung des Marktes und Überkapazitäten entgegenwirken. Das Ziel ist eine gesunde Weiterentwicklung mit einer Mischung aus großen Hotels und kleineren inhabergeführten Betrieben sowie mit punktuellen Neuansiedlungen in Bereichen, wo Bedarf besteht – etwa im Hinblick auf das neue Konferenzzentrum und die Großsporthalle.
Prüfraster zur frühzeitigen und fundierten Prüfung von Neuansiedlungen
Das Konzept stellt neben der Ausweisung von Eignungsstandorten ein Prüfraster bereit, das eine frühzeitige und fundierte Prüfung bei geplanter Neuansiedlung eines Beherbergungsbetriebs vorsieht. Dabei werden auch Auswirkungen auf andere städtische Belange – etwa die Sicherung von Flächen zur Wohnnutzung oder für andere Wirtschaftszweige, überhöhtes Verkehrsaufkommen oder negative Eingriffe in das Stadtbild – berücksichtigt. Gewollte und nachhaltige Marktanpassungen sollen möglich bleiben, zum Beispiel qualitative Ergänzungen des Hotelangebotes.
Im Stadtgebiet insgesamt, aber auch in den Stadtteilen wird jeweils eine verträgliche Anzahl von Unterkünften in den einzelnen Arten angestrebt. Zugleich soll die in den vergangenen Jahren zunehmende, teils nicht legale Vermietung von privatem Wohnraum als Ferienunterkunft weiter eingedämmt werden. Hierzu besteht der Wunsch aus dem Gemeinderat nach einer Verschärfung des Zweckentfremdungsverbots: Die Stadtverwaltung wird prüfen, ob es rechtlich zulässig ist, die touristische Nutzung einer Wohnung im Kalenderjahr auf maximal acht Wochen zu begrenzen. Bei einer Zuwiderhandlung oder mangelnder Auskunftsbereitschaft durch die Eigentümer oder Vermieter drohen Bußgelder von bis zu 50.000 Euro. Einen Auskunftsanspruch gegenüber Vermittlern wie zum Beispiel Online-Plattformen gibt es rechtlich nicht.
Das Beherbergungskonzept geht einher mit dem Tourismusleitbild der Stadt und dem Wirken von Heidelberg Marketing, das auf einen nachhaltigen Tourismus setzt und für eine weitere Steigerung der Aufenthaltsdauer von Touristen eintritt. Die Erstellung des Konzeptes wurde von einem Arbeitskreis begleitet, dem Vertreter der Stadtverwaltung (Amt für Wirtschaftsförderung und Wissenschaft, Amt für Stadtentwicklung und Statistik, Stadtplanungsamt, Amt für Baurecht und Denkmalschutz), von Heidelberg Marketing, vom Hotel- und Gaststättenverband Baden-Württemberg (DEHOGA) sowie von der Industrie- und Handelskammer (IHK) Rhein-Neckar angehörten.