Stadt Weinheim und Kinderschutzbund bringen das Notinsel-Projekt mit Einzelhändlern weiter voran
Weinheim. Das Mädchen war verunsichert. Nach der Schule war sie – wie immer – auf dem Schulweg nach Hause gelaufen. Doch als sie an der Haustür klingelte, wurde ihr nicht geöffnet. Das Mädchen wurde ängstlich. Was sollte sie nun tun? Da erinnerte sie sich an den türkischen Lebensmittelladen auf dem Schulweg und an den netten Achmed, dem der Laden gehört. Manchmal schenkte er ihr Gummibärchen und fragte sie, ob die Schule Spaß gemacht habe; sie mochte den netten jungen Mann. Also suchte das Mädchen Achmeds Laden auf und bat ihn um Hilfe.
Dann ging alles ganz schnell – etwa zwei Tütchen Süßigkeiten schnell. Der türkische Gemüsehändler kannte den Namen der Mutter und wusste, wo sie arbeitet. Die Telefonnummer war schnell herausgefunden und fünf Minuten später schlossen sich Mama und Tochter in die Arme. Die Ursache des Missverständnisses war banal: Das Kind wurde erwartet, aber die Haustürklingel war kaputt.
Solche Situationen, in denen Kinder nicht mehr weiterwissen, kommen immer wieder vor. Oft lösen sie sich harmlos auf, wie in diesem Fall – wenn die richtige Person zu Stelle ist und wenn die Kinder sichere Anlaufstationen kennen: genau das ist die Intention der Aktion „Notinsel“, die in Weinheim vom Kinderschutzbund in Kooperation mit der Polizei und der Stadt Weinheim vor Jahren schon ins Leben gerufen worden ist. Im Moment ist Christina Eitenmüller, frühere Schulleiterin, Stadträtin und Weinheimer Kinderschutzbund-Vorsitzende, wieder dabei, um neue Einzelhändler zu werben, die sich an der Aktion beteiligen sollen.
Achmed, denn alle nur Achmed nennen, ob groß oder klein, meldete sich nach dem Vorfall jetzt sogar selbst beim Kinderschutzbund, um einen Notinsel-Aufkleber zu bekommen. Der Kontakt kam über Bürgermeister Dr. Torsten Fetzner zustande, der mit dem Rad selbst täglich auf dem Weg ins Rathaus über den „Erbsenbuckel“ und damit an Achmeds Geschäft vorbeikommt. Der „Erbsenbuckel“ liegt am Schulweg der Nordstadt-Kinder ins Gymnasium. Fetzner lobte das Engagement des Kaufmanns als „vorbildlich“.
Christina Eitenmüller und Dr. Torsten Fetzner überbrachten jetzt die Plakette und ein Info-Blatt mit Hinweisen und Ansprechpartnern. Geht es nach dem Kinderschutzbund sollten die Aufkleber als Kennzeichen für einen sicheren Ort für Kinder in möglichst vielen Läden in der Stadt im Schaufenster zu sehen sein. Den Aufkleber an Achmeds sicherer Insel werden die Kinder jedenfalls nicht übersehen. Er prangt direkt über den Süßigkeiten.
Quelle Stadt Weinheim