Gastarbeiter der besonderen Art – US-Amerikaner in Mannheim – 1945-2013
Nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs besetzte die US-Armee Mannheim und übernahm bald die Kasernen der Wehrmacht. Dies machte Mannheim zu einem von 112 Orten in Deutschland, in denen die amerikanischen Streitkräfte präsent waren. Im Laufe der Zeit wurden die Kasernen mit einer Infrastruktur ausgebaut, die den Bedürfnissen der Soldaten und ihrer Familien entsprach, wie zum Beispiel Wohnunterkünfte, Schulen, Kirchen, Sportplätze und Einkaufsmöglichkeiten. Im Jahr 1956 wurde die Mannheim High School eröffnet und später gab es einen Standort der University of Maryland.
Die Garnison wurde ein Teil des Lebens in Mannheim und es fanden regelmäßig Veranstaltungen wie das Deutsch-Amerikanische Volksfest statt. Es wurde auch ein hochrangiges Basketballturnier, das Albert-Schweitzer-Turnier, abgehalten. Im Jahr 1982 kam es jedoch zu einer großen Tragödie, als ein Transporthubschrauber der US-Armee bei den Internationalen Luftschiffertagen zum 375-jährigen Stadtjubiläum am Flugplatz Mannheim-Neuostheim abstürzte, der zum Absetzen von Fallschirmspringern eingesetzt wurde. Dabei kamen 46 Menschen ums Leben, die meisten davon waren junge Fallschirmsportler aus Mannheims Partnerstädten Toulon und Swansea.
Die Deutschen und ihr Besatzer.
Das Fraternisierungsverbot, auch bekannt als „Non-Fraternization-Policy“, spielte im Zusammenhang mit der Befreiung oder Nichtbefreiung eine bedeutende symbolische Rolle, wenn auch nicht entscheidend. Im Laufe der Jahre verstärkte das Verbot, das den amerikanischen Truppen untersagte, freundlich mit Deutschen umzugehen, das Stereotyp und machte es damit immer präsenter in der Erinnerung. Zeitgenössische und spätere Berichte sowie Untersuchungen über die Besatzungszeit betonten oft das Scheitern der „Non-Fraternization-Policy“, wie sie von Amerikanern und Briten genannt wurde.
Neben Naziverbrechern treffen die US-Soldaten nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs in Deutschland auch auf hungernde Frauen, Kinder und Greise. Die US-Armee-Führung will Begegnungen zwischen Besatzern und Besiegten verhindern. Es gilt das bereits genannte Fraternisierungsverbot: „Nichtverbrüderung ist die Vermeidung des Zusammentreffens mit Deutschen auf der Grundlage von Freundlichkeit, Vertrautheit oder Intimität – ob individuell oder in Gruppen, im offiziellen oder inoffiziellen Umgang.“
Den Angehörigen der US-Armee wurde vor der Einreise ein Schulungsfilm gezeigt. In diesem heißt es: „Deutschland mag besiegt sein. Lasst Euch nicht täuschen! Ihr seid noch immer im Feindesland. (…) Verbrüdert Euch nicht mit den Deutschen! Sie sind nicht unsere Brüder, sie sind nicht unsere Freunde.“
Zitat:
„You’ll see ruins, you’ll see flowers, you’ll see some mighty pretty scenery, don’t let it fool you. You are in enemy country. The Nazi party may be gone, but Nazi thinking, Nazi training and Nazi trickery remain. Somewhere in this Germany are two million ex-Nazi officials. Out of power but still in there and thinking, thinking about next time. Remember that only yesterday every business, every profession was part of Hitler’s system. Practically every German was part of the Nazi network. They believed they were born to be masters. Don’t argue with them. You are not being sent Germany as
educators. You’re a soldier on guard. You will observe their local laws, respect their costumes and religion and you will respect their property rights. You will not be friendly. You will be aloof, watchful and suspicious.“
Übersetzung ins Deutsche:
„Sie werden Ruinen sehen, Sie werden Blumen sehen, Sie werden eine mächtige, hübsche Landschaft sehen, lassen Sie sich davon nicht täuschen. Sie befinden sich im Feindesland. Die Nazi-Partei mag verschwunden sein, aber Nazi-Denken, Nazi-Training und Nazi-Tricksereien bleiben. Irgendwo in diesem Deutschland sind zwei Millionen Ex-Nazi-Beamte. Machtlos, aber immer noch da denken diese ans nächste Mal. Denken Sie daran, dass noch gestern jedes Geschäft, jeder Beruf Teil von Hitlers System war. Praktisch jeder Deutsche war Teil des Nazi-Netzwerks. Sie glaubten, dass sie geboren wurden, um Meister zu sein. Streiten Sie nicht mit ihnen. Sie werden nicht nach Deutschland geschickt als Erzieher. Sie sind ein Wachsoldat. Sie werden ihre lokalen Gesetze beachten, ihre Trachten und ihre Religion respektieren und Sie werden ihre Eigentumsrechte respektieren. Sie werden nicht freundlich sein. Sie werden distanziert, wachsam und misstrauisch sein.“
Doch das Verbot war nicht wirklich durchsetzbar. Schon bald sah man überall in den westlichen Besatzungszonen alliierte Soldaten und deutsche Frauen Arm in Arm die Straßen entlang flanieren. Die deutschen Fräuleins lassen die Herzen vieler Soldaten höher schlagen. Aus der Sicht der jungen deutschen Frauen waren die GI attraktiv und zeigten sich als Gentlemen. Auch dadurch das die Soldaten Herzlichkeit und Menschlichkeit zeigten im Umgang mit den Kindern. Diese wurden beschenkt mit Süßigkeiten.
Im Oktober 1945 wurde das Verbrüderungsverbot offiziell aufgehoben. US-Soldaten durften mit Frauen ausgehen, aber sie nicht heiraten. Vor allem schwarzen GIs wird die Ehe verweigert.
Ab dem 29. Mai 1947 galt: US-Besatzungssoldaten dürfen deutsche Frauen heiraten. Laut WDR: Immer mehr heiratswillige GIs beschweren sich. Zudem wird Deutschland nach Beginn des Kalten Kriegs zu einem wichtigen Verbündeten der USA. Im Mai 1947 darf das erste Paar heiraten – nach Antrag beim kommandierenden Offizier. Gut der Hälfte aller Paare wird die Genehmigung verweigert, besonders häufig schwarzen GIs. Bis 1949 werden insgesamt 20.000 deutsch-amerikanische und 10.000 deutsch-britische Ehen geschlossen.
Aus vielen dieser Ehen und Beziehungen gehen Kinder hervor. Als „schwarzes Besatzungs-“ und „Mischlingskind“, werden diese Söhne Mannheims und Töchter Mannheims damals bezeichnet. Einer dieser Söhne Mannheims ist Charles „Charly“ Graf der 1951 in Mannheim geboren wurde.
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