In Deutschland leben rund 80.000 Menschen ohne Gehör. Bei der Hälfte der Betroffenen sind die Ursachen genetisch bedingt, die andere Hälfte ist auf Erkrankungen zurückzuführen. Über viele Jahrhunderte galten Taube als geistig zurückgeblieben, bis im 18. Jahrhundert ein französischer Geistlicher die erste Gehörlosenschule ins Leben gerufen hat. Abbé de L’Elée machte es sich zur Lebensaufgabe, gehörlose Menschen zu unterrichten und entwickelte dafür die Gebärdensprache. In Deutschland wurde etwa zur gleichen Zeit eine Schule gegründet, die das Sprechen lernen und Lippenlesen in den Mittelpunkt stellte. Noch heute wird gestritten, welche Methode die bessere ist. Während die Kommunikation mit schwerhörigen und hörbehinderten Menschen durch moderne Hörgerätetechnik reibungslos verläuft, ist die Kommunikation mittels Gebärdensprache und Lippenlesen im Alltag ungleich schwieriger.
Der Welttag des Hörens
Gegen genetisch bedingte Gehörlosigkeit hilft Vorsorge nicht. Krankheiten, die in der Folge zur Schwerhörigkeit oder gar Gehörlosigkeit führen, können indes durch rechtzeitige Diagnose und Behandlung vielleicht verhindert werden. Prävention ist das Zauberwort. Der Welttag des Hörens am 3. März stellt die Prävention und die Versorgung mit modernen Hörgeräten in den Mittelpunkt. Der Experte für gutes Hören „audibene“ präsentiert an diesem Tag den „Internationalen audibene Hörreport“ auf einer Kampagnen-Seite. Dieser Report vergleicht die Hörgeräteversorgung in den Ländern, in denen audibene vertreten ist. Darüber hinaus erklärt der Hörspezialist die Bedeutung eines diskreten Designs von Hörgeräten und stellt Akku- und Batterie-Hörgeräte gegenüber. Abgerundet wird das Informationsangebot durch Infografiken und ein Online-PDF zum Herunterladen.
Die Inklusion geht voran
Anders als im 18. Jahrhundert gibt es heute zahlreiche Bestrebungen, Gehörlose und Schwerhörige in die Gesellschaft zu integrieren. Schon im Kindergarten spielen hörende und gehörlose Kinder miteinander, integrative Grundschulen und Schulen fördern den Zusammenhalt und selbst Ausbildungsbetriebe bringen Hörende und Gehörlose zusammen. Eine der bekanntesten Schulen für Gehörlose ist das Pfalzinstitut für Hören und Kommunikation in Frankenthal. Diese älteste deutsche Schule für Hörgeschädigte auf linksrheinischem Gebiet hat es sich zur Aufgabe gemacht, Hörsprachbehinderte von der frühesten Kindheit an bis zur Ausbildung zu fördern. Schwerhörigen und Hörbehindeten steht eine große Auswahl an Hörgeräten zur Verfügung. Die kleinen Hightech-Wunder bieten eine Vielzahl nützlicher Funktionen und sind nahezu unsichtbar. Gehörlosen Menschen dagegen bleibt nur die Verständigung durch das Erlernen von Gebärdensprache oder Lippenlesen.
Kommunikation ist oft schwierig
Während die Kommunikation mittels Gebärdensprache in der Regel problemlos verläuft, ist Lippenlesen ungleich anstrengender. Zum Beispiel können die Worte „Butter“ und „Mutter“ beim Lippenlesen kaum unterschieden werden. Viele Gehörlose können gut verständlich sprechen. Dennoch ist es für einen Hörenden oft schwierig, sie zu verstehen. Aber auch die Gebärdensprache ist in der hörenden Bevölkerung noch wenig bekannt. An dieser Stelle krankt die Inklusion.
Gebärdensprache kann jeder lernen
Derzeit gibt es nur rund 800 Gebärdensprachdolmetscher in Deutschland, was nicht zuletzt an der langwierigen Ausbildung liegt. Um als Gebärdendolmetscher zu arbeiten, benötigt man eine staatliche Prüfung oder einen Bachelorabschluss einer Hochschule. In Mannheim und Umgebung werden schon zu vielen Veranstaltungen auf Wunsch Gehörloser Gebärdendolmetscher angefordert. Wer selbst die Gebärdensprache erlernen will, findet dazu zahlreiche Kurse an Volkshochschulen und anderen Institutionen. In Mannheim bietet das „Gebärdencafé“ regelmäßig die Möglichkeit, die Gebärdensprache zu erlernen und sich mit Menschen mit und ohne Hörbehinderung zu unterhalten.