Seit Beginn des Krieges gegen die Ukraine am 24. Februar 2022 sind knapp 4000 Geflüchtete nach Mannheim gekommen und haben sich hier angemeldet. Unmittelbar nach Ausbruch des Krieges hatte die Stadt Mannheim eine Taskforce ins Leben gerufen, um den Geflohenen ein gutes erstes Ankommen in Sicherheit zu ermöglichen und wichtige Themen der unmittelbaren Daseinsvorsorge zu koordinieren.
Zwischenzeitlich ist der tägliche Zugang von Geflüchteten in Mannheim deutlich zurückgegangen. Eine Aufnahmeverpflichtung von Geflüchteten aus der Ukraine nach dem Quotensystem des Königsteiner Schlüssel, der die Verteilung innerhalb Baden-Württembergs regelt, besteht für Mannheim aktuell nicht.
Aus diesem Grund werden Erstaufnahmeeinrichtungen und Verwaltungsstrukturen, die zur Akutversorgung der ankommenden Menschen dienten, ab August schrittweise aufgelöst. Gleichzeitig findet eine Neuausrichtung des Integrationsprozesses statt.
„Viele Menschen sind im Frühjahr mit der Hoffnung vor dem Krieg in der Ukraine geflohen, schnell wieder in ihr Heimatland zurückkehren zu können. In Anbetracht der Fortdauer des Krieges rückt für viele von ihnen diese Hoffnung in die Ferne. Nachdem die zurückliegenden Monate davon geprägt waren, eine Akutversorgung für die zahlreichen ankommenden Menschen sicherzustellen, gelangen wir nun in eine neue Phase. Im Sinne einer Hilfe zur Selbsthilfe geht es nun darum, die Menschen dabei zu unterstützen, ihr Leben selbstständig bestreiten zu können. Dabei kommt es entscheidend darauf an, ihnen einen Zugang zu Bildung, Arbeit und dem regulären Wohnungsmarkt zu ermöglichen“, erklärt Oberbürgermeister Dr. Peter Kurz.
Neuer Willkommenspunkt im Stadthaus N 1 ab August
Bis Anfang August wird die Verwaltungsstraße im Thomashaus, die für die ankommenden Menschen bislang verschiedene städtische Dienstleistungen gebündelt angeboten hat, zurückgebaut.
An ihrer Stelle wird ein neuer „Willkommenspunkt“ auf der Podiumsebene des Stadthauses N 1 eingerichtet. Dieser Willkommenspunkt bietet ein Informations- und Beratungsangebot zu melderechtlichen Fragen, Fragen der Arbeitsaufnahme und Leistungsgewährung sowie zum Thema Wohnen. Die eigentlichen Verwaltungsdienstleistungen wie Anmelde- und Antragsverfahren werden in die originären Dienststellen wie Bürgerdienste, Jobcenter, Ausländerbehörde oder den Fachbereich Arbeit und Soziales zurückgeführt. Aufgrund der geringen Zugangszahlen ist es nicht mehr erforderlich, eine eigene Struktur für die geflüchteten Menschen aus der Ukraine aufrechtzuhalten.
Durch die Verortung des Willkommenspunktes in N 1 können Synergien mit dem dort seit Anfang Juni befindlichen „Café Czernowitz“, einen Begegnungsort für aus der Ukraine geflüchtete Menschen, erzielt werden. Im „Café Czernowitz“ finden in regelmäßigen Abständen Informationsveranstaltungen und Austauschgespräche für Ukrainerinnen und Ukrainer, Gastgeberinnen und Gastgeber sowie ehrenamtlich Engagierte statt.
Mietvertrag des Thomashauses endet regulär zum 30. September
Das Thomashaus wird nur noch für wenige Wochen als Unterkunft dienen, jedoch keine weiteren Geflüchteten mehr aufnehmen. Aktuell befinden sich dort noch ca. 175 Menschen. Sie sollen im Laufe des Augusts in den regulären Wohnungsmarkt vermittelt werden, so dass ab September Auszug und Räumung des Thomashaus beginnen können. Die Abmietung des Thomashaus kann so fristgerecht zum 30. September erfolgen.
Parallel dazu werden die Hotelkapazitäten, die zur kurzfristigen Unterbringung von Geflüchteten angemietet wurden, schrittweise – bis auf einen geringen Restbestand für eine Akutunterbringung für den Bedarfsfall – reduziert.
Sporthallen stehen zum Schuljahresbeginn wieder für Schul- und Freizeitsport zur Verfügung
Seit Frühjahr befanden sich die Lilli-Gräber-Halle im Stadtteil Friedrichsfeld sowie die GBG Halle Herzogenried im sogenannten „Stand-by-modus“, das heißt sie sind für eine kurzfristige Unterbringung von Geflüchteten vorbereitet. Im Laufe der Sommerferien werden die aufgestellten Feldbetten und Trennwände abgebaut, so dass sie mit Schuljahresbeginn wieder für Schul- und Freizeitsport zur Verfügung stehen.
Vermittlung von regulärem Wohnraum im Fokus
Um diese Schritte vorzubereiten, hat die städtische Taskforce Ukraine in den zurückliegenden Wochen ihre Arbeit auf die Aktivierung von regulärem Wohnraum fokussiert. Neben der privaten Unterbringung bei Freunden, Bekannten oder in Mannheimer Haushalten, die ihre Unterstützung angeboten hatten, bildet in diesem Zusammenhang die Vermietung von rund 300 Wohnungen der GBG einen besonderen Schwerpunkt. Weitere 120 Wohneinheiten sollen zeitnah in ehemaligen Gebäuden der Bundeswehr auf Columbus in Mannheim-Franklin entstehen. Zur Schaffung von neuem Wohnraum ist langfristig ein Grundstück in der Edisonstraße in Käfertal in Planung. Die von NEXT MANNHEIM entwickelte Wohnungsplattform www.startraum-mannheim.de für Geflüchtete aus der Ukraine rundet diese Aktivitäten ab.
Integration in Arbeit und Bildung
Seit dem Rechtskreiswechsel zum 1. Juni werden Geflüchtete wie anerkannte Flüchtlinge behandelt und erhalten vom Jobcenter Mannheim Grundsicherungsleistungen nach dem SGB II. Zwischenzeitlich ist die organisatorische Herausforderung des Rechtskreiswechsels nahezu vollständig vollzogen und die Antragszahlen deutlich zurückgegangen. Ziel des Jobcenters ist nun im Dialog mit verschiedenen Partnern, den Geflüchteten aus der Ukraine den Einstieg in den Arbeitsmarkt zu erleichtern. In diesem Zusammenhang wurde eine erste JobMesse für diese Zielgruppe Anfang Juli veranstaltet. Die Beratungs- und Informationsangebot der dezentralen Jobbörsen stehen ebenfalls für Arbeitssuchende aus der Ukraine zur Verfügung.
Im Bereich Bildung wurden sowohl für die Betreuung von Kindern bis sechs Jahre als auch im Bereich der Jugendförderung Angebote geschaffen, die verteilt über das Mannheimer Stadtgebiet in großem Umfang von den Geflüchteten genutzt werden. In der Kinderbetreuung wie auch für Jugendliche geschieht dies in enger Zusammenarbeit mit verschiedenen freien Trägern.
Bislang wurden ca. 590 Geflüchtete im schulfähigen Alter an den Grund-, weiterführenden und berufsbildenden Schulen in Mannheim als Schüler*innen in Vorbereitungsklassen oder Regelklassen aufgenommen. Die Koordinierung findet hier über die geschäftsführenden Schulleitungen und das Staatliche Schulamt Mannheim statt.
Quelle: Stadt Mannheim