Tagung „Welche Chance bietet Zuwanderung für den Arbeitsmarkt im Rhein-Neckar-Kreis?“ erfuhr große Resonanz
Fehlende Arbeits- und Fachkräfte sind in der politischen Diskussion ein bedeutendes Thema: Ob in der IT- oder Elektrobranche, in der Pflege und im Gesundheitsbereich, in der Erziehung oder im Gastgewerbe.
So wies die Leiterin der Stabsstelle für Integration und gesellschaftliche Entwicklung des Rhein-Neckar-Kreises, Dr. Anne Kathrin Wenk, bei der Eröffnung der Arbeitstagung „Migration und Arbeitsmarkt“ im Schwetzinger Palais Hirsch darauf hin, dass sich diese Situation mit dem demografischen Wandel verstärkt: „Um das Erwerbspotential in Deutschland langfristig aufrecht zu erhalten, benötigen wir Studien zufolge in den nächsten Jahren eine Nettozuwanderung von 400.000 Arbeits- und Fachkräften pro Jahr. Vor allem daher kommt die Dringlichkeit, sich mit dem Thema Migration und Arbeitsmarkt in den verschiedenen Facetten auseinanderzusetzen.“
So waren es drei Schwerpunktthemen, denen sich die Tagung konzentriert zuwandte: Es ging um das neue Fachkräfteeinwanderungsgesetz, um die Anerkennung ausländischer Ausbildungs- und Berufsabschlüsse und um das sogenannte Chancenaufenthaltsrecht für bereits in Deutschland lebende Geflüchtete. Mit dieser Themenwahl hatten Stella Fiebig und Dr. Rolf Hackenbroch von der Bildungskoordination der Stabsstelle für Integration und gesellschaftliche Entwicklung einen Nerv getroffen: Über 100 Vertreterinnen und Vertreter von Kammern, Agenturen, Jobcentern, Ausländerämtern und der sozialen Beratung, von kommunalen Integrationsbeauftragten und Integrationsmanagenden, Migrationsberatenden und Kommunalverwaltungen sowie weitere Akteurinnen und Akteuren des Rhein-Neckar-Kreises waren der Einladung gefolgt.
Veränderungen durch Reform des Fachkräfteeinwanderungsgesetzes
„In unseren Themenfeldern gibt es neue gesetzliche Regelungen und Entwicklungen – alle mit vielfältigen Herausforderungen und Chancen für den Rhein-Neckar-Kreis. Hierüber zu informieren und den Teilnehmenden aus den unterschiedlichsten Bereichen die Möglichkeit des Austausches und der fachlichen Vernetzung zu geben, war das Ziel unserer Tagung“, so Fiebig und Dr. Hackenbroch. Moderiert wurde die Tagung von Dr. Katja Hilser vom Netzwerk Zukunft entwickeln. Zunächst standen die Veränderungen im Vordergrund, die sich mit der Reform des Fachkräfteeinwanderungsgesetzes ergeben. Eine sogenannte Chancenkarte und die vereinfachte Anerkennung von im Ausland erworbenen Erfahrungen und Abschlüssen bieten zukünftig neue Wege der Einreise von Arbeits- und Fachkräften. Einen Überblick über die neuen Bestimmungen gaben Jürgen Blechinger vom Diakonischen Werk Baden und Timo Widmaier vom Ausländeramt des Landratsamts Rhein-Neckar-Kreis in ihren Vorträgen.
Vertieft wurde das Thema in einer Gesprächsrunde, die Lisa Sieckmeyer vom Welcome Center Rhein-Neckar mit Vertreterinnen der Agentur für Arbeit Heidelberg, der IHK Rhein-Neckar, der HWK Mannheim Rhein-Neckar-Odenwald und der Ausländerämter aus Mannheim, Heidelberg und Wiesloch führte. Dabei zeigte sich, wie wichtig eine gute Abstimmung zwischen den Behörden bei der Beantragung und Durchführung des beschleunigten Fachkräfteverfahrens ist. Denn gerade bei der Einreise geht es darum, die Voraussetzungen und Qualifikationen der Fachkräfte zu überprüfen. Dies gilt auch beim zentralen Bestandteil, der Anerkennung ausländischer Abschlüsse, wie in einem weiteren Beitrag von IHK, HWK und ikubiz Mannheim deutlich wurde.
Ein weiterer Aspekt der Tagung richtete sich auf die langjährig geduldeten Geflüchteten, die nach dem Chancenaufenthaltsrecht die Möglichkeit erhalten, ihren Status der Duldung in eine Aufenthaltserlaubnis zu überführen. Hierüber referierten Vertreterinnen und Vertreter der Ausländerämter Rhein-Neckar-Kreis, Weinheim und Sinsheim. Im anschließenden Gespräch mit dem Jobcenter Rhein-Neckar und dem Integrationsmanagement wurde auf aus Sicht der Praxis begrüßt, über Spracherwerb und die Ausübung einer beruflichen Tätigkeit die Grundlage für eine Aufenthaltserlaubnis zu erhalten. Verschiedene Angebote können dabei unterstützen, wie anhand der Initiative „Chance Handwerk“ des Welcome Centers Rhein-Neckar im Zusammenarbeit mit den Heidelberger Diensten verdeutlicht wurde. Ein weiterer Ansatz wurde durch „Cook Your Future“ aus Heidelberg aufgezeigt. In der Verbindung von deutscher Sprache, Berufskompetenz und konkreter Tätigkeit erfolgt so der Weg in Ausbildung und Arbeit.
Nach den Diskussionen um gesetzliche Regelungen spannte Dr. Rajya Karumanchi-Dörsam zum Abschluss der Tagung den Bogen zurück zur gesellschaftlichen Entwicklung. So betonte die interkulturelle Promotorin des Regierungsbezirks Karlsruhe: „Uns fehlen Arbeitskräfte in Deutschland. Aber beachten Sie auch, dass die Grundlage eines gedeihlichen Zusammenlebens immer der Akzeptanz und der Wertschätzung aller Bürgerinnen und Bürger bedarf – auch der Neuzugewanderten. Nur durch Respekt und Anerkennung können die Aufnahme von Arbeit und Integration gelingen und nur so kann Deutschland als vielfältige Gesamtgesellschaft in Zukunft bestehen.“
Quelle: Landratsamt RNK