Die Stadt Mannheim hat sich mit der Realisierung des Grünzug Nordost gemeinsam mit der Bundesgartenschaugesellschaft und der MWSP als städtische Entwicklungsgesellschaft ambitionierte Ziele gesetzt: mehr Grün, mehr Klimaökologie, mehr Biotope, mehr Freiraum und mehr Platz für die Erholung, bei gleichzeitiger Schaffung von Wohnraum für mehr als 4.000 Bürgerinnen und Bürger – dazu eine verbesserte Radinfrastruktur und entsprechende Wegeverbindungen für Fußgänger. Doch kann sie diesem tatsächlich gerecht werden?
Eine erste Bestandsanalyse, die die Projektgruppe Konversion der Stadt Mannheim aktuell im Unterausschuss Konversion vorgestellt hat, zeigt, dass die vom Gemeinderat über die Leitentscheidung 2017 freigegeben städtischen Mittel in Höhe von rund 65 Millionen Euro sowie die zusätzlich mit mehr als 50 Millionen Euro durch Bund und Land geförderten Investitionen der Bundesgartenschaugesellschaft gut angelegt sind: Das Nachhaltigkeitsziel wird erreicht. Und im Bereich des Städtebaus, den die MWSP gemäß dem städtischen Rahmenplan umsetzt, fällt die Bilanz ebenfalls positiv aus.
„Mit der Bundesgartenschau haben wir als Stadt die Chance, die Fläche der ehemaligen Spinelli-Kaserne nachhaltig zu entwickeln – und das vor allem weit über die BUGA hinaus. Durch die Freiräumung des Geländes entsteht nach der BUGA ein großzügiger, durchgängiger Grünzug. Die Analyse verdeutlicht die positive Entwicklung, denn das Stadtklima wird langfristig verbessert und den Mannheimerinnen und Mannheimern mehr Frischluft und Aufenthaltsqualität geboten“, bewertet der für die Stadtentwicklung zuständige Bürgermeister Ralf Eisenhauer. Klaus-Jürgen Ammer, Konversionsbeauftragter der Stadt Mannheim, ergänzt: „„Das vorliegende Zwischenergebnis bestätigt, wie sinnvoll das intensive und jahrelange Ringen um gute Lösungen mit Politik, Bürgerschaft und Verwaltung gewesen ist. Schon fast vergessen ist, dass mit der Bundesanstalt für Immobilienaufgaben sowie dem Regierungspräsidium vorbildliche Lösungen für den Rückbau, die Bodensanierung und dem Natur- und Artenschutz gefunden wurden.“
„Die Zwischenbilanz belegt eindrucksvoll, welche große Chance die Bundesgartenschau 2023 für Mannheim bietet. Wie eine jede Gartenschau so wirkt auch die BUGA 23 wie ein Motor, der Stadtentwicklungsprozesse anstößt und extrem beschleunigt. Denn durch die BUGA werden auch finanzielle Mittel eingeworben, die sonst nicht zur Verfügung stünden, und der feste zeitliche Rahmen finalisiert die Umsetzung verbindlich“, erklärt Michael Schnellbach, Geschäftsführer der Bundesgartenschau-Gesellschaft Mannheim 2023 gGmbH. „Mit der Herrichtung und damit der Begrünung des Spinelli-Geländes als Hauptausstellungsgelände trägt die BUGA 23 maßgeblich zur Entsiegelung bei. Wir sorgen dafür, dass rund 70 Prozent der ehemaligen Kasernenfläche entsiegelt und begrünt werden.“
MWSP-Geschäftsführer Achim Judt betont die Bedeutung für den Städtebau: „Bei der Entwicklung von neuen Quartieren kommt es darauf an, Klima und Umwelt nicht unnötig zu beeinträchtigen und der Verantwortung gegenüber Natur und Mensch gerecht zu werden. Ich freue mich, dass wir alle gemeinsam auf einem guten Weg sind, unsere ehrgeizigen Nachhaltigkeitsziele zu erreichen.“
In der Analyse wird der Ist-Zustand aus dem Jahr 2013 mit dem Soll-Zustand nach der BUGA im Jahr 2025 verglichen. Dabei wird deutlich: Die Gesamtfläche wird um 71 Prozent grüner. Insgesamt werden mehr als 60 Gebäude zurückgebaut. 1.794 Bäume schaffen es zukünftig, bis zu 236 Tonnen CO2 im Jahr aufzunehmen und die Luftqualität um mehr als das fünffache zu verbessern.
Im versiegelten, bebauten Zustand drohte aufgrund des hohen Oberflächenabflusses und der geringen Möglichkeit zur Verdunstung und Versickerung Hochwassergefahr. Die Folgen waren das Absinken des Grundwasserstandes und eine Belastung der Kanalisation. Nach der BUGA 23 trifft Regenwasser auf Spinelli auf entsiegelte, begrünte Flächen, wodurch ein hohes Maß an Überflutungssicherheit gewährleistet wird. Aufgrund der höheren Verdunstung kommt es zu einem Kühlungseffekt und mehr Wohlfühltemperauren zwischen 9 und 26 Grad. Niederschlagswasser kann sowohl gespeichert als auch gefiltert werde. Da das Wasser versickern kann, bildet sich somit auch neues Grundwasser.
Das Green Scenario zur Klimaanpassung auf Spinelli verdeutlicht anschaulich den positiven Effekt der Entsiegelung der Fläche. Da die Unterhaltungskosten laut den Berechnungen moderat bleiben, trägt Spinelli in Zukunft wirtschaftlich dazu bei, Mannheim grüner und lebenswerter zu gestalten. Die Realisierung des Grünzugs Nordost ist der erste Schritt zur Umsetzung der stadtplanerischen Vision eines radialen Grünsystems.