Trägerverein übernimmt Betrieb des neuen Stadtteilzentrums / Drei Räume zur Miete
Die Chapel ist das neue Bürgerzentrum der Südstadt. Gelegen in der Rheinstraße im Mark-Twain-Village steht sie nach umfassender Sanierung nun für Bürgerinnen und Bürger offen. Drei Räume, darunter ein großer Saal, können gemietet werden. Darüber hinaus soll die Chapel zu einer sozialen und kulturellen Begegnungsstätte sowie einem lebendigen Stadtteilmittelpunkt werden. Ab Herbst wird ein Kultur- und Freizeitprogramm für alle Generationen angeboten. Die Fäden dafür hält der Trägerverein „CHAPEL Raum für Stadtkultur“ in der Hand, der Ansprechpartner für die Vermietung und den Betrieb der Chapel ist. Zum Trägerverein gehören der Stadtteilverein Südstadt und Caritasverband Heidelberg sowie die Vereine effata Eine-Welt-Kreis und formAD. Im Bürgerzentrum wird es neben den Räumen zum Mieten auch einen Infopoint geben, der als Stadtteilbüro von der Caritas betrieben wird.
„Die Chapel ist sozusagen ein Liebhaberobjekt, das uns aufgrund der Bauweise und Bausubstanz zunächst viele Sorgen beschert hat. Mit der neuen Nutzung schaffen wir zweierlei: Es entsteht ein neues Stadtteilzentrum, gefüllt mit Leben von einem tatkräftigen Trägerverein, dem wir herzlich für das Engagement danken. Gleichzeitig erhalten wir einen für die Stadtgeschichte wichtigen Ort der Erinnerung an die Zeit, als die US-Amerikaner auf dieser Fläche aus- und eingingen“, sagt Erster Bürgermeister Jürgen Odszuck.
Bei der im Dezember 2017 beginnenden Sanierung fielen umfangreiche Baumaßnahmen an: Das Bestandsparkett und der Terrazzo-Boden wurden aufgearbeitet und ergeben mit den überarbeiteten Wandflächen nun ein stimmiges Gesamtbild. Die Nordfassade wurde mit großzügigen Fenstern ausgestattet. Flur und Multifunktionsraum im Untergeschoss haben neue Böden aus Gussasphalt erhalten. Die Toiletten wurden erneuert sowie eine Behindertentoilette und ein Aufzug eingebaut.
Die Gesamtkosten für die Sanierung belaufen sich auf rund 3,7 Millionen Euro. Etwa die Hälfte der Kosten, rund 1,85 Millionen Euro, fließen aus dem Bund-Länder-Investitionspakt „Soziale Integration im Quartier“ in das Projekt, wodurch die Sanierung überhaupt erst möglich wurde. Ziel des Bund-Länder-Programms ist es, kommunale Gemeinbedarfseinrichtungen der sozialen Infrastruktur so zu qualifizieren, dass sie zu Orten der Integration, des sozialen Zusammenhalts und der Begegnung im Quartier werden.
Für öffentliche und private Veranstaltungen stehen folgende Räume zur Miete:
- Veranstaltungssaal: 170 Quadratmeter, 190 Sitzplätze, einschließlich Bühnenbereich (alte Apsis), Pantry-Küche, ehemaliger Sakralraum
- Multifunktionsraum: 126 Quadratmeter, 72 Sitzplätze, Untergeschoss
- Multifunktionsraum: 44 Quadratmeter, südliche Seitenkapelle
Die Räume und Infrastruktur der Chapel stehen für Veranstaltungen des Stadtteils, aber auch für alle Akteure der Stadt, zum Beispiel für Kirchen und Schulen, zur Verfügung.
1951 errichtet als konfessionsübergreifendes Gottesheim im Headquarter
Die Chapel wurde 1951 als Kirche für das Headquarter und Mark-Twain-Village der US-Streitkräfte für die Angehörigen verschiedener Konfessionen als gemeinsames Gotteshaus errichtet – nach einem Entwurf des Mannheimer Architekten Emil Serini. Serini hatte 1950 eine Standard-Church entwickelt, die mit preisgünstigen Baustoffen und Fertigbauteilen eine typentaugliche Bauweise erlaubte. Nach Abzug der US-Streitkräfte wurde das Gebäude unter Denkmalschutz gestellt.
Im Juli 2016 beschloss der Gemeinderat, die nunmehr im städtischen Besitz befindliche Chapel zu einem Bürgerzentrum für die Südstadt umzubauen. Die Stadt betreute die Sanierung unter Beteiligung der Architekten Oliver Mezger sowie des Büros ap88. Statische Probleme und eine umfassende Schadstoffsanierung bildeten die Herausforderungen der Bauzeit.
Seit 2018 schmückt ein großformatiges Kunstwerk des populären portugiesischen Künstlers Bordalo II die Fassade der Chapel. Entstanden beim Metropolink-Festivals, sorgt das reliefartige „Trash-Animal“ nicht nur künstlerisch für Aufsehen. Insbesondere in Verbindung mit der nun sanierten Chapel soll das Kunstwerk, das sich komplett aus Müll zusammensetzt, zum Nachdenken, Austausch und Diskurs anregen.