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Heidelberg: Steigende Kinderzahlen und vorgezogene Einschulung wirken sich beim Bedarf an Kindergartenplätzen aus

18. Juni 2020 | Gesellschaft, Heidelberg, Leitartikel, Politik

„Heidelberg steht für hohe Qualität in der Kinderbetreuung“

Symbolfoto: Rhein-Neckar-Aktuell

Die Stadt Heidelberg will Kinderbetreuungsplätze auch im kommenden Jahr weiter ausbauen. Der Jugendhilfeausschuss befasst sich mit der Bedarfsplanung für das Kindergartenjahr 2020/2021 in seiner Sitzung am 25. Juni. Mit einer Versorgungsquote von rund 55 Prozent im Krippenbereich (Kinder von 0 bis 3 Jahre) und einer Vollversorgung von 100 Prozent im Kita-Bereich nimmt Heidelberg weiterhin einen der Spitzenplätze in Baden-Württemberg ein.

 

Im Kindergartenjahr 2020/2021 werden voraussichtlich insgesamt 130 neue Kindergartenplätze geschaffen. Insgesamt steigt die Zahl der Kindergartenplätze damit auf 4859, mehr als 70 Prozent davon sind Ganztagesplätze. Für Kinder bis zum Alter von drei Jahren sollen 1881 Plätze in Krippen zur Verfügung stehen, mehr als 80 Prozent als Ganztagesplätze. Eine dezernatsübergreifende Arbeitsgruppe der Stadtverwaltung ist darüber hinaus seit Ende 2019 mit Nachdruck daran, weitere geeignete Flächen im Stadtgebiet zu ermitteln, auf denen neue Kinderbetreuungseinrichtungen realisiert werden können. In die Kinderbetreuung investiert die Stadt allein im Jahr 2020 insgesamt 94,7 Millionen Euro. Derzeit bieten insgesamt 45 Träger in rund 130 Einrichtungen Kinderbetreuungsplätze an.

 

Aktuell gibt es für die Stadt große Herausforderungen, die sich auf die Betreuungsplanung auswirken: Steigende Kinderzahlen in Heidelberg und die stufenweise Verlegung des Stichtags für die Einschulung von Grundschulkindern sind Faktoren, die die Bedarfsplanung wesentlich bestimmen. „Heidelberg steht seit vielen Jahren für hohe Qualität in der Kinderbetreuung. Gerade, weil Heidelberg eine junge und wachsende Stadt ist, sind aber große Anstrengungen notwendig, damit wir auch künftig Kinderbetreuung auf dem bisherigen Niveau bereitstellen können. Wie wichtig eine verlässliche und qualitativ hochwertige Kinderbetreuung für die Vereinbarkeit von Familie und Beruf und für die Entwicklungsförderung der Kinder ist, hat uns die Coronakrise deutlich vor Augen geführt. Jeder Cent, den wir in den Ausbau des Betreuungssystems stecken, ist gut investiertes Geld“, erklärt Bürgermeister Dr. Joachim Gerner.

 

Steigende Kinderzahlen

 

Die Vorausberechnung des Amtes für Stadtentwicklung und Statistik vom April 2019 geht im Zeitraum bis 2035 von einem stetigen Anstieg der Kinderzahlen im Kleinkind- und Kindergartenbereich von jährlich zwischen 2,7 und 3 Prozent aus. Zur Erfüllung des Rechtsanspruchs müssen deshalb sowohl im Kleinkind- als auch im Kindergartenbereich die Betreuungsplätze weiter ausgebaut werden. Der Fokus der kommenden Jahre ist insbesondere auf die Stadtteile Boxberg/Emmertsgrund, Handschuhsheim, Kirchheim, Rohrbach und auf die Konversionsflächen Südstadt und Hospital gerichtet. Im Kindergartenjahr 2020/2021 gibt es in Heidelberg voraussichtlich 4265 Kinder im Alter von 0 bis 3 Jahren und 4828 Kinder im Kindergartenalter (3 Jahre bis Schuleintritt).

 

 

 

Ausbau in den Stadtteilen

 

  • Boxberg und Emmertsgrund

Auf dem Grundstück „Forum 3“ im Emmertsgrund sollen 30 neue Krippen- und 60 Kindergartenplätze geschaffen werden. Nach umfangreichen Sanierungs- und Umbauarbeiten soll die Einrichtung mit einem freien Träger im Sommer 2021 in Betrieb gehen. Das Kita-Projekt „Tennisclub Emmertsgrund“ lässt sich nicht so rasch wie ursprünglich geplant realisieren, wird aber weiterverfolgt.

 

  • Kirchheim

Mit hoher Priorität soll in Kirchheim zur Verbesserung der Betreuungssituation bis Anfang 2022 eine städtische Einrichtung in der Stettiner Straße fertiggestellt sein. Geplant sind 10 Krippen- und 60 Kindergartenplätze, von denen 40 Plätze zunächst als Interimslösung für den Neubau der städtischen Einrichtung Hardtstraße vorgesehen sind. Parallel hierzu führt die Stadtverwaltung derzeit mit weiteren Trägern und Investoren Gespräche für einen weiteren Platzausbau.

 

  • Konversionsflächen Südstadt und Hospital

Auf den Konversionsflächen in der Südstadt werden derzeit in Einrichtungen insgesamt 100 Krippen- und 110 Kindergartenplätze bereitgestellt. Ein weiterer Platzausbau ist geplant, Plätze sollen dann ab Herbst 2021 zur Verfügung stehen.

Auf der Konversionsfläche Hospital ist bisher noch keine Kindertageseinrichtung vorhanden. Bei den weiteren Planungen soll in diesem Baufeld mindestens eine viergruppige Einrichtung vorgesehen werden. Außerdem plant der Verein Montessori Zentrum Heidelberg die Verlegung seiner Schule und der Kindertageseinrichtung von der Südstadt an den neuen Standort Hospital. Die Plätze in der Südstadt entfallen nicht, sie werden in die bestehende Einrichtung des Trägers Espira und Joki Kinderbetreuung integriert.

 

  • Rohrbach

Noch im Spätjahr 2021 soll im Quartier Hasenleiser beim Breisacher Weg eine neue Einrichtung mit 20 Krippen- und 80 Kindergartenplätzen fertiggestellt sein. Der Träger dieser neuen Einrichtung steht noch nicht fest. Bis Anfang 2022 plant ein freier Träger eine neue Einrichtung im westlichen Stadtteilbereich mit 20 Krippen- und 25 Kindergartenplätzen. Als notwendig erachtet die Stadtverwaltung auch eine neue Kindertageseinrichtung in Bereich „Alt-Rohrbach“, allerdings ist die Standortsuche hier sehr schwierig.

 

  • Handschuhsheim

Die Versorgung im Kindergartenbereich soll durch die Erweiterung der städtischen Kindertageseinrichtung Furtwänglerstraße um 40 Kindergartenplätze verbessert werden. Es besteht ein enger Austausch mit der benachbarten Heiligenbergschule. Mit der Fertigstellung des Erweiterungsbaus ist Anfang 2022 zu rechnen.

 

  • Pfaffengrund

Zur Verbesserung der Betreuungssituation bestehen Kontakte mit Bauträgern. Kurzfristig könnten an der Kindertageseinrichtung der Arbeiterwohlfahrt in der Oberen Rödt neue Betreuungsplätze entstehen. Der Hort in dieser Einrichtung bietet derzeit noch 27 Plätze an, Neuaufnahmen wird es keine mehr geben. Zum Kindergartenjahr 2020/2021 können dadurch 5 neue Kindergartenplätze geschaffen werden. Wenn die räumlichen Voraussetzungen gegeben sind, könnten künftig noch bis zu 20 weitere Kindergartenplätze entstehen.

 

Vorverlegung des Einschulungs-Stichtags

 

Die vom Land beschlossene schrittweise Vorverlegung des Stichtags zur Einschulung von Grundschülern hat erstmals im Schuljahr 2020/2021 zur Konsequenz, dass Kinder, die das sechste Lebensjahr erst nach diesem neuen Stichtag (im Jahr 2020 ist es der 31. August) vollenden, nicht mehr schulpflichtig werden. Sie können also weiterhin die Kita besuchen. Für die Kommunen heißt das: es müssen mehr Betreuungsplätze zur Verfügung gestellt werden als ursprünglich in der Bedarfsplanung vorgesehen.

 

„Es zahlt sich aus, dass wir in der Vergangenheit den Ausbau der Kinderbetreuung auf hohem Niveau vorangetrieben haben. Jetzt gilt es, insbesondere in den wachsenden, kinderreichen Stadtteilen Plätze gezielt aufzustocken und Lücken schnell und pragmatisch zu schließen. Dass Heidelberg und damit auch die Zahl der Kinder stark wächst, dass es Standortverlagerungen bei einzelnen Kita-Trägern geben wird und dass zum neuen Kindergartenjahr der Einschulungstermin vorverlegt wird, sind Rahmenbedingungen, die die Bedarfsdeckung für uns aktuell nicht einfach machen“, sagt die Leiterin des Kinder- und Jugendamtes der Stadt Heidelberg, Myriam Lasso.

 

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