Von Altstadtführung über Tankturm und Landfried-Villa bis hin zum Haus am Wehrsteg
Insgesamt 21 Programmpunkte locken am Tag des offenen Denkmals in Heidelberg die Besucherinnen und Besucher an. Der bundesweite Aktionstag findet am Sonntag, 8. September 2019, statt und steht unter dem Motto „Modern(e): Umbrüche in Kunst und Architektur“. Die Stadt Heidelberg koordiniert die Aktivitäten zum Denkmaltag in Heidelberg. Zu besichtigen sind in diesem Jahr unter anderem der Tankturm, die Landfried-Villa und das Haus am Wehrsteg. Es finden Führungen, Vorträge, Gottesdienste und eine Rallye statt – teils können die Denkmäler auf eigene Faust erkundet werden. In nur wenigen Fällen ist eine Anmeldung erforderlich.
Stadtführung durch die Altstadt nimmt moderne Gebäude ins Visier
Ein Programmpunkt am Tag des offenen Denkmals ist die Stadtführung „Neue Architektur in alter Umgebung“. Der Rundgang durch die Heidelberger Altstadt soll verdeutlichen, welche Gebäude seit 1960 neu entstanden sind, und deren städtebauliche Qualität zur Diskussion stellen. Einer der Schauplätze ist das Art Hotel, welches das Jahresmotto beispielhaft verkörpert. Bei einer Pressekonferenz in dem preisgekrönten Gebäude informierte Erster Bürgermeister Jürgen Odszuck über den Aktionstag. Mit dabei waren Prof. Michael Braum, Geschäftsführer der Internationalen Bauausstellung Heidelberg (IBA), und Altstadtrat Hans-Martin Mumm – beide werden die Stadtführung leiten – sowie der Architekt des Art-Hotels Hans-Jürgen Maier.
„Das Jahresmotto ,Modern(e): Umbrüche in Kunst und Architektur‘ wird gerade in Heidelberg mit seiner von Kriegsschäden verschonten Altstadt immer viel diskutiert“, sagte Erster Bürgermeister Jürgen Odszuck: „Ich freue mich, dass wir wieder ein sehr vielseitiges Programm auf die Beine gestellt haben, welches uns Einblicke in Räumlichkeiten gewährt, die normalerweise nicht zugänglich sind. Die meisten Objekte, die beim Denkmaltag thematisiert werden, haben Umbrüche erlebt – wie etwa die Tiefburgschule, die Wolfsbrunnenanlage und das Art Hotel. Mein ausdrücklicher Dank gilt den Veranstalterinnen und Veranstaltern für ihr Engagement.“
Das Programm im Überblick:
- Neue Architektur in alter Umgebung: Der Rundgang durch die Kernaltstadt zeigt Beispiele und diskutiert die bauliche Qualität. Führung um 11 Uhr mit Hans-Martin Mumm (20. Führung beim Tag des offenen Denkmals) und Prof. Michael Braum; Treffpunkt: Madonna auf dem Kornmarkt
- Alt-katholische Erlöserkirche: Teil des ehemaligen Dominikanerinnenklosters von 1724, seit 1936 Pfarrkirche der alt-katholischen Gemeinde. Von 9.30 bis 15 Uhr geöffnet; Führungen: 13 Uhr Kirchenführung und 14 Uhr Orgelführung; Ort: Plöck 44
- Peterskirche: 1196 erstmals erwähnt, 1485 spätgotischer Neubau, nach der Stadtzerstörung 1689/93 Wiederaufbau mit Mansarddach. Von 10 bis 18 Uhr geöffnet; 10 Uhr Gottesdienst; ab 12.30 Uhr Vorträge, musikalische Einlagen, Imbiss, Kaffee und Schlussandacht; Führungen: nach Bedarf; Ort: Plöck 70
- Friedrich-Ebert-Haus: Die Geburtswohnung des ersten demokratisch gewählten Reichspräsidenten ist Sitz der Stiftung Friedrich-Ebert-Gedenkstätte. Von 10 bis 18 Uhr geöffnet; Ebert-Rallye: 14 bis 15.15 Uhr; Führungen: 10.30, 15.30 und 17 Uhr (Anmeldung erforderlich für Rallye und Führungen unter Telefon 06221 910711 oder per E-Mail an [email protected]); Ort: Pfaffengasse 18
- Bergbahnen: Eröffnung der Strecke vom Kornmarkt zur Molkenkur im Jahr 1890; der obere Abschnitt zum Königstuhl kam 1907 hinzu. Von 9 bis 19.45 Uhr geöffnet; Führungen mit Fahrt zum Königstuhl: 10 und 14 Uhr, für jeweils zwei Gruppen á 10 Personen (Anmeldung erforderlich per E-Mail an [email protected]); Treffpunkt: Station Kornmarkt, Zwingerstraße 20
- Kurpfälzisches Museum: 1908 als „Städtische Kunst- und Alterthümersammlung“ gegründet. Von 10 bis 18 Uhr geöffnet; Programm: Ein Nachmittag für alle Altersklassen, Führung: 15 Uhr; Ort: Hauptstraße 97
- Schwabenhaus: Das Verbindungshaus wurde 1905 errichtet. Von 10 bis 18 Uhr geöffnet; Führungen: 10 und 15 Uhr; Ort: Klingenteichstraße 4
- Tankturm: Der ehemalige Bahnwasserturm gehörte zum Bahnbetriebswerk. Von 11 bis 17 Uhr geöffnet; Führungen: stündlich; Ort: Eppelheimer Straße 46
- Altes Rathaus: Circa 1883 im klassizistischen Stil erbaut, im historischen Ortskern Alt Hendesse gelegen, heute Füllfederhaltermuseum. Von 13 bis 17 Uhr geöffnet; Führungen: nach Bedarf; Ort: Dossenheimer Landstraße 5
- Friedenskirche: 1908-10 im Stil des Historismus mit Jugendstil-Anklängen errichtet, 1960 und 2012 innen modernisiert. Von 9 bis 18 Uhr geöffnet; 10 Uhr: Gottesdienst; 12 bis 19 Uhr: Kirchenerkundung und Turmbesteigung; 14 Uhr: Vortrag zum liturgischen Wandel der Zeiten; 15 Uhr: Vortrag zur Wiederentdeckung des Raumes und Renovierung 2012; 16 Uhr: Vortrag zu Altarinstallationen; 19 Uhr: Abendandacht; Ort: Kriegsstraße
- -Vitus-Kirche: Älteste Kirche Heidelbergs, erste Erwähnung im Jahr 774. Kunsthistorisch bedeutende Innenausstattung. Von 9 bis 15 Uhr geöffnet; Gottesdienst: 11 bis 13 Uhr; Führung: 13 Uhr; Ort: Pfarrgasse / Ecke Steubenstraße
- Klosterruine St. Michael: Auf dem Heiligenberg als Propstei um 870 durch Abt Thiotroch von Lorsch gegründet. Um- und Neubauten bis zur Mitte des 16. Jahrhunderts. Von 10 bis 18 Uhr geöffnet; Führungen: 11, 14 und 15.30 Uhr; Ökumenische Andacht in der historischen Krypta um 17 Uhr
- Stadtteilführung durch Alt-Handschuhsheim: Es werden die Tiefburg, neue historische Ortstafeln und weitere historische Bauten im Ortskern besichtigt. Führung: 15 Uhr; Treffpunkt: Brücke an der Tiefburg
- Tiefburg: Die Tiefburg war eine Wasserburg der Ritter von Handschuhsheim, mehrere Bauphasen ab 1200. Von 11 bis 17 Uhr geöffnet, Malecke für Kinder, Büchertisch, Weinausschank; Treffpunkt: am Haupttor
- Tiefburgschule: Das Hauptgebäude in der Kriegsstraße 14 wurde 1896 erbaut, die Turnhalle in den 1980er-Jahren, der Anbau der Pausenhalle stammt von 2006. Führung zum Thema „Modern(e): Umbrüche in Kunst und Architektur“ um 11 Uhr, Gebäude ist geschlossen, nur Hof offen; Treffpunkt: Haupteingang der Tiefburg
- Haus am Wehrsteg: 1930 im Zuge der Schiffbarmachung des Neckars erstellt. Seit 1972 beherbergt das Gebäude an der Uferstraße ein Künstlerhaus. Von 11 bis 18 Uhr geöffnet; Informationen durch Sachkundige vor Ort, nahezu alle Räume sind geöffnet.
- Landfried-Villa: erbaut 1926; mehrere Räumlichkeiten sowie der große Garten sind zu besichtigen. Führung: 11.30 und 15 Uhr (Anmeldung erforderlich per E-Mail an [email protected] oder unter Telefon 0176 20403082); Ort: Albert-Überle-Straße 9
- Gutleuthofkapelle: 1430 errichtet, einschiffiger Kapellenbau mit halbkreisförmiger Apsis und teils erhaltenen mittelalterlichen Fresken. Von 9.30 bis 17 Uhr geöffnet; 9.30 Uhr katholischer Gottesdienst, anschließend zur Besichtigung und zum persönlichen Gebet geöffnet; Ort: Schlierbacher Landstraße 172
- Wolfsbrunnen-Anlage: 1465 erste Erwähnung. 1550 errichtete Kurfürst Friedrich II. ein Lust- und Jagdhaus, 1822 Umbau; nach Sanierung beherbergt es heute Gastronomie, ein Museum und Kultur. Von 13 bis 16 Uhr geöffnet; Führungen: nach Bedarf zur Geschichte des Wolfsbrunnens; Ort: Wolfsbrunnensteige 15
- Kreuzkirche: neugotische evangelische Kirche von 1906, nach Plänen des Architekten Karl Hermann Behaghel; Renovierung 1992/1993; von 15 bis 17 Uhr geöffnet; Führung: 16 Uhr; Ort: Mannheimer Straße 252
- Waldführung Mausbachwiese und Mausbachstollen: Bis zur Unterschutzstellung wurde die Wiese als Weide und Mähwiese genutzt. Führung: auf Anfrage (Anmeldung erforderlich beim Buchungsbüro von Natürlich Heidelberg unter Telefon 06221 58-28333 oder per E-Mail an [email protected]); Ort: Stiftweg 2; Treffpunkt: Stift Neuburg Pforte
Ergänzend: Der Tag des offenen Denkmals ist der deutsche Beitrag zu den European Heritage Days unter der Schirmherrschaft des Europarats. Seit 1993 öffnen am zweiten Sonntag im September kaum oder nie zugängliche Kulturdenkmale ihre Türen für ein breites Publikum. Zuletzt besuchten 2018 rund 3,5 Millionen Kulturbegeisterte rund 8.000 Denkmale in ganz Deutschland. Damit ist der Tag des offenen Denkmals die größte Kulturveranstaltung Deutschlands. Koordiniert wird sie von der Deutschen Stiftung Denkmalschutz, die unter der Schirmherrschaft des Bundespräsidenten steht. Die Stadt Heidelberg koordiniert den Tag des offenen Denkmals in Heidelberg.
Weitere Informationen im Internet unter www.tag-des-offenen-denkmals.de.
Hintergrund zum Art Hotel: Das Eckgebäude Grabengasse/Seminarstraße stammt aus dem Jahr 1716. Im Jahr 1785 wurde es nach Süden erweitert. In der Vergangenheit waren bereits ein Kutschbetrieb (ab 1840), eine Autovermietung mit Tankanlage auf dem Areal (1930er Jahre), ein Elektrogroßhandel (ab 1953) und ein Einrichtungshaus (ab 1980er Jahre) untergebracht. Im Jahr 2003 erfolgte die Planung des neuen Anbaus: Neben den restaurierten Barock-Palais wurde ein moderner Neubau mit Glasfassade gesetzt. Das Art Hotel wurde 2005 eingeweiht und mit zahlreichen Preisen geehrt – darunter die Hugo-Häring-Auszeichnung 2011 des Bundes Deutscher Architekten Heidelberg und der Preis für Beispielhaftes Bauen Heidelberg 2003-2010 der Architektenkammer Baden-Württemberg.