Nichtöffentlicher Arbeitskreis berät am 26. November Ideen und Hinweise aus der Bürgerschaft
Wie kann erreicht werden, dass die Verkehrssicherheit jeder und jedes Einzelnen verbessert wird, die Gesundheit geschützt wird sowie eine funktionierende, effiziente und lebenswerte „Stadt der kurzen Wege“ entsteht? Und wie können gleichzeitig die Herausforderungen durch eine wachsende Bevölkerung und entsprechend ein zunehmender Individual- und Lieferverkehr bewältigt werden? In diesem Spannungsverhältnis bewegt sich die Heidelberger Verkehrsplanung, die die Verkehrswende voranbringen will zugunsten einer nachhaltigen Mobilität und einer anderen Aufteilung des öffentlichen Raums. Die Ziele dafür hatte der Gemeinderat am 7. Mai 2020 beschlossen.
Zielkonflikte bleiben dabei nicht aus. Diese müssen nun sorgfältig untersucht und zukunftsweisende Lösungen erarbeitet werden. Dies ist Aufgabe des Verkehrsentwicklungsplans 2035 (VEP), der aktuell in seine nächste Phase tritt: Am Donnerstag, 26. November 2020, tagt der nichtöffentliche Arbeitskreis zum VEP. Er wird die Ideen und Hinweise, die Bürgerinnen und Bürger im Rahmen von sechs Lokalkonferenzen und einer Pendlerkonferenz im September und Oktober 2020 eingebracht hatten, aufgreifen.
„Ad-hoc-Maßnahmen mögen für kurzfristige, öffentlichkeitswirksame Aufmerksamkeit sorgen, führen aber im schlechtesten Fall dazu, dass Probleme nicht abschließend gelöst, sondern verlagert werden“, so Bärbel Sauer, neue Leiterin des Amtes für Verkehrsmanagement der Stadt Heidelberg, in dem der Verkehrsentwicklungsplan 2035 bearbeitet wird. „Die Stadt Heidelberg wächst seit einigen Jahren überdurchschnittlich, nicht zuletzt durch die Bebauung der zahlreichen Konversionsflächen, was erhebliche Auswirkungen auf die Mobilität und den Verkehr in der Stadt hat. In Heidelberg haben wir das Glück, dass die Bürgerinnen und Bürger heute bereits deutlich umweltbewusst unterwegs sind. Dies gilt es, weiter auszubauen. Der VEP 2035 bezieht all diese Aspekte mit ein, mit dem Blick auf das Gesamtsystem Verkehr.“
Wie geht es weiter?
Nach mindestens einer weiteren Sitzung des nichtöffentlichen Arbeitskreises folgt voraussichtlich im Sommer 2021 eine erneute Beteiligung der Öffentlichkeit durch Lokalkonferenzen und eine Pendlerkonferenz. Interessierte Bürgerinnen und Bürger können sich dann zum nächsten Schritt der VEP-Bearbeitung, der Konzepterstellung und Maßnahmen, einbringen.
Strategien zur Zielerreichung
Im Zentrum der Erstellung des VEP steht die Frage, mit welchen Strategien die beschlossenen Ziele erreicht werden können. Dazu werden Maßnahmenbündel in einem sogenannten Handelsszenario geschnürt, das geeignet ist, die Mobilität und ein funktionierendes Gesamtverkehrssystem zu sichern und gleichzeitig die Umwelt und das Klima zu schonen. Kleinteilige Maßnahmen wie die Entlastung eines bestimmten Straßenabschnittes vom ruhenden Verkehr, die Einrichtung einer zusätzlichen Querung einer Straße oder die Verbesserung des Angebots für den Radverkehr auf einem bestimmten Teilabschnitt, werden erst im nächsten Schritt, im Rahmen der Konzepterstellung, weiter ausgearbeitet.
Behandelt werden jetzt unter anderem:
Handlungsfeld Radverkehr
- Radschnellverbindungen in die Region
- Sukzessive Entwicklung des innerstädtischen Radwegenetzes (Lückenschlüsse)
- Schaffung von hochwertigen, innerstädtischen Radwegen zur besseren Anbindung (z.B. Bergstadtteile, Bahnstadtradweg, Patrick-Henry-Village (PHV))
- Flächendeckende Verbesserung der Bedingungen für das Abstellen von Fahrrädern
Handlungsfeld Fußverkehr
- Reduktion von Gehwegparken
- Neubau von Querungen über große Barrieren (Neckar, Bahnstrecke)
- Stärkung integrierter Stadtentwicklung „Stadt der kurzen Wege“
Handlungsfeld ÖPNV
- Verbesserte ÖPNV-Anbindung für die Altstadt und die Bergstadtteile
- ÖPNV-Anbindung der neuen Siedlungsgebiete (PHV, Heidelberg Innovation Park (hip))
- Angebotsverbesserungen (z.B. Taktverdichtung, räumliche Erschließung) und Entwicklung der Schnittstellen
Handlungsfeld Innovation, Multimodalität und ruhender Verkehr
- Flächendeckende Parkraumbewirtschaftung
- Anlegen eines Netzes an Mobilitätsstationen
- P+R: regional und nahe der Stadtgrenzen
- Stärkung der Anreize zur Nutzung der Verkehrsmittel des Umweltverbundes (z.B. betriebliches Mobilitätsmanagement, Schaffung von digitalen Angeboten)
Hintergrund: Der letzte Verkehrsentwicklungsplan für Heidelberg wurde 1994 aufgestellt und 2001 fortgeschrieben. Er definiert die übergeordneten Strategien und Ziele für einen umwelt-, stadt- und sozialverträglichen Verkehr und dient der Koordination aller verkehrsrelevanten Planungen in der Stadt. Bei der Neukonzeption erfolgt eine enge Abstimmung mit den Fortschreibungen des Stadtentwicklungskonzepts (STEK), des Modells Räumliche Ordnung (MRO), dem Masterplan 100% Klimaschutz sowie dem Klimaschutz-Aktionsplan. Der Arbeitskreis VEP Gesamtstadt begleitet als zentrales, nichtöffentliches Gremium die Erstellung des VEP. Er ist mit 73 Personen besetzt aus Institutionen, Interessengruppen, Stadtteilvereinen, Arbeitgeber- und -nehmerverbänden, mit Gemeinderäten und anderen. Der Arbeitskreis wird von Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern der Stadtverwaltung sowie dem Gutachterbüro fachlich begleitet.
#hd4climate: Heidelberg ist Vorreiter beim Klimaschutz
Heidelberg will seine Vorreiterrolle im Umwelt- und Klimaschutz weiter ausbauen. Auf ihrem Weg zur klimaneutralen Stadt hat Heidelberg im November 2019 einen großen Klimaschutz-Aktionsplan mit den ersten 30 konkreten Vorschlägen aufgelegt. Dieser Aktionsplan legt Ziele und Prioritäten innerhalb des „Masterplan 100% Klimaschutz“ fest (www.heidelberg.de/masterplan100). Die Vorschläge betreffen alle Lebensbereiche, von Bauen und Wohnen, Ernährung und Konsum über die naturnahe Stadtgestaltung bis zur Mobilität (#hd4climate).
Ergänzend: www.heidelberg.de/vep