Über Jahrzehnte hinweg hat sich Heidelberg seinen Ruf als Umwelt- und Nachhaltigkeits-Hauptstadt mit vielen Netzwerk-Partnerinnen und -Partnern erarbeitet. Bereits 1992 verabschiedete sie als erste deutsche Großstadt ein kommunales Klimaschutzkonzept. Schon zweimal erhielt Heidelberg den Nachhaltigkeitspreis „European Sustainable City Award“. Heidelberg hat 2015 zudem den „Global Green City Award“ erhalten. Mit dem Preis werden Städte geehrt, die sich weltweit vorbildlich für eine nachhaltige Entwicklung einsetzen. Mit dem Titel „Waldhauptstadt 2018“ würdigte PEFC Heidelbergs vorbildliches Engagement bei der Bewirtschaftung des Stadtwaldes.
Internationale Klimakonferenz im Mai 2019 in Heidelberg
Am 22./23. Mai 2019 ist Heidelberg Austragungsort einer internationalen Konferenz zum Klimaschutz. Veranstalter der „International Conference on Climate Action (ICCA2019)“ sind das Bundesumweltministerium, das Land Baden-Württemberg und die Stadt Heidelberg. Die Leitfrage der ICCA2019 lautet: Wie muss eine funktionierende Kooperation zwischen den Politikebenen aussehen, um ambitionierten Klimaschutz in die Breite zu bringen?
Bahnstadt: eine der größten Passivhaussiedlungen der Welt
Mit der Bahnstadt hat die Stadt Heidelberg ein Klimaschutzprojekt mit internationalem Vorbildcharakter auf den Weg gebracht: Für den gesamten Stadtteil gilt die Passivhaus-Bauweise als Standard. Die Wärmeversorgung erfolgt durch Fernwärme, die zu 100 Prozent aus erneuerbaren Energien erzeugt wird. Auf dem Areal entsteht ein funktionsgemischter Stadtteil mit Raum für Wohnen, Wissenschaft und Gewerbe. Rund 6.800 Menschen werden später in dem Gebiet leben, dazu kommen bis zu 6.000 Arbeitsplätze, vor allem in Forschung und wissenschaftsbasierten Unternehmen. Rund 4.200 Menschen leben bereits in der Bahnstadt. Beim internationalen Wettbewerb „Passive House Award 2014“ wurde die Bahnstadt Passivhaus-Region des Jahres.
Klimafreundliche Mobilität
Heidelberg setzt sich dafür ein, dass jeder umweltfreundlich ans Ziel kommt. Im „Masterplan Nachhaltige Mobilität“ haben Mannheim, Heidelberg und Ludwigshafen verschiedene Projekte gebündelt, die kurzfristig zu einem spürbaren Rückgang der Stickstoffdioxidbelastung führen und die Luftqualität verbessern sollen. Es gibt fünf Schwerpunkte: Digitalisierung des Verkehrs, Vernetzung im Öffentlichen Personennahverkehr, Radverkehr, Elektrifizierung des Verkehrs und urbane Logistik. Bestandteil des Masterplans ist seit Januar 2019 die neue Elektrobuslinie in der Innenstadt.
Mit dem Mobilitätsnetz Heidelberg wird das Straßenbahnnetz in Heidelberg in den kommenden Jahren umfassend modernisiert und ausgebaut. Beim Mobilitätsnetz sind mehrere Teilprojekte zu einem großen Maßnahmenpaket gebündelt. Ziel ist es, über 10.000 Fahrgäste pro Tag hinzuzugewinnen, davon über 7.000 Umsteiger vom Auto. Verbleibende städtische Linienbusverkehre werden innerhalb der nächsten Jahre auf Brennstoffzellenantrieb umgestellt.
Am schnellsten kommt man in Heidelberg aber mit dem Fahrrad ans Ziel. Es ist also kein Zufall, dass die Heidelbergerinnen und Heidelberger 26 Prozent aller Wege mit dem Fahrrad zurücklegen. Damit ist Heidelberg Spitzenreiter in Baden-Württemberg. Die Stadt treibt deshalb mit den Partnern Land und Region den großzügigen Ausbau sowohl der innerstädtischen Radwege als auch von Radschnellwegen in die umliegenden Kommunen voran. In den nächsten Jahren wird eine Radhauptachse im Westen der Stadt gebaut. Sie verknüpft mit zwei großen Fuß- und Radverkehrsbrücken sowohl die Radschnellwege nach Mannheim und Schwetzingen als auch den Hauptbahnhof mit dem Universitätscampus und Klinikstandort Neuenheimer Feld.
Masterplan 100% Klimaschutz – Klimaneutrale Kommune bis 2050
Heidelberg war von 2012 bis 2018 eine von 19 Modellkommunen im Förderprogramm „Masterplan 100% Klimaschutz“ des Bundesumweltministeriums. Ziel ist die klimaneutrale Kommune: Bis 2050 will Heidelberg die CO2-Emissionen um 95 Prozent reduzieren und den Energiebedarf um die Hälfte senken. Bei der praktischen Umsetzung ist die gesamte Stadtgesellschaft gefragt. Sieben Handlungsfelder wurden ermittelt, die großes Einsparpotenzial bieten: Bauen und Sanieren, Verkehr und Mobilität, Energieversorgung, Energieeffiziente Produkte, Klimaneutrale Universität, Bildung für den Klimaschutz, Klimafreundlicher Konsum und Ernährung. Mit der Beteiligung im Förderprogramm setzt die Stadt ihre erfolgreiche Kampagne „Klima sucht Schutz – auch bei dir!“ aus dem Jahr 2007 fort, die zum Vorbild für die europäische Klimaschutzkampagne „Engage“ wurde.
Nachhaltiges Wirtschaften
Mit dem Projekt „Nachhaltiges Wirtschaften“ unterstützt die Stadt kleine und mittlere Unternehmen dabei, ein Umweltmanagementsystem aufzubauen. Betriebsabläufe werden optimiert, Energiekosten gesenkt und Geld gespart. 133 Betriebe mit insgesamt fast 9.000 Beschäftigten haben sich seit 2001 beteiligt. Die jüngste Datenerhebung für die ersten zehn Projektphasen ergab eine jährliche CO2-Einsparung von fast 2.000 Tonnen. Dies entspricht der CO2-Menge, die für den Stromverbrauch von über 700 Vier-Personen-Haushalten erzeugt wird. Die Betriebskosten konnten insgesamt um rund eine Million Euro jährlich gesenkt werden. Das Umweltministerium des Landes Baden-Württemberg hat das Heidelberger Konzept übernommen und bietet es seit 2005 unter dem Namen „ECOfit“ in ganz Baden-Württemberg an.
Niedriger Energieverbrauch städtischer Gebäude
Unter dem Motto „Global denken – lokal handeln“ geht die Stadt selbst mit gutem Beispiel voran. Durch energetisches Bauen und Sanieren konnte sie den Energieverbrauch in städtischen Gebäuden bis heute um die Hälfte verringern. Das schützt das Klima und spart jährlich rund 1,2 Millionen Euro (im Vergleich zum Jahr 1993). Die kommunalen Liegenschaften werden zu 100 Prozent mit Strom aus erneuerbaren Energien versorgt.
Engagement für Klima- und Umweltschutz fördern
Die Stadt Heidelberg unterstützt aktives Engagement für den Klima- und Umweltschutz. Durch das Förderprogramm „Rationelle Energieverwendung“ bekommen Haus- und Wohnungsbesitzer Anreize für energiesparendes Bauen und Sanieren. Das Förderprogramm „Umweltfreundlich Mobil“ bezuschusst die Anschaffung von Erdgas-, Elektro- und Hybridfahrzeugen mit jeweils bis zu 1.000 Euro. Als deutschlandweit einzige Kommune belohnt Heidelberg seit Dezember 2018 den Kauf eines Wasserstoff-Fahrzeugs mit bis zu 10.000 Euro Zuschuss. Und: Wer in Heidelberg sein Fahrzeug freiwillig abmeldet, den belohnt die Stadt seit Januar 2016 einmalig mit einem VRN-Jahresticket der Rhein-Neckar Verkehr GmbH und des Verkehrsverbundes Rhein-Neckar GmbH.
Mit dem Solardachkataster erleichtert die Stadt gemeinsam mit den Stadtwerken Heidelberg, Energieberatern und der Sparkasse Heidelberg die Planung von Photovoltaikanlagen.
Für den Schutz der biologischen Vielfalt macht sich Heidelberg insbesondere über das bundesweite Bündnis „Kommunen für biologische Vielfalt“ stark. Die Stadt arbeitet im Naturschutz eng mit Verbänden, Vereinen und zahlreichen anderen Institutionen zusammen.
Stadtwerke Heidelberg: Energiekonzeption
Die Stadtwerke Heidelberg, ein Unternehmen der Stadt, setzen seit 2011 ihre „Energiekonzeption 2020“ um – ein Programm für die Energiewende, mit dem sie einen wesentlichen Beitrag zum „Masterplan 100% Klimaschutz“ leisten. Sukzessive baut der Energieversorger seine Eigenerzeugung auf 30 bis 40 Prozent aus und setzt dabei auf hocheffiziente Kraftwärmekopplung, erneuerbare Energien sowie Erdgas. In den vergangenen Jahren entstanden bereits ein Holz-Heizkraftwerk und mehrere Biomethan- und Erdgas-Blockheizkraftwerke. Der Anteil erneuerbarer Energien an der öffentlichen Wärmeversorgung stieg damit von Null auf rund 20 Prozent. Die Eigenerzeugung im Bereich Wärme liegt inzwischen sogar bei rund 25 Prozent.
Die Fernwärme ist dabei in Heidelberg das Rückgrat für mehr Klimaschutz: Denn zum einen versorgt sie fast 50 Prozent aller Haushalte in Heidelberg mit 20 Prozent erneuerbaren Energien und trägt damit zur Wärmewende bei – eine der größten Herausforderungen in der Energiewende. Zum andern ermöglicht sie es, dass die eingesetzte Energie aus den hocheffizienten neuen Kraftwärmekopplungs-Anlagen bestmöglich genutzt wird, weil neben dem Strom auch die entstehende Wärme Verwendung findet. Zusätzlich entsteht im Energiepark Pfaffengrund bis 2020 ein Wärmespeicher, mit dem das Energiesystem noch flexibler wird. Auf der Agenda der nächsten Jahre steht für die Stadtwerke Heidelberg, weitere Möglichkeiten zu finden, um noch mehr Strom und Wärme aus erneuerbaren Energien und Abwärme zu erzeugen – auch über Heidelberg hinaus in der Metropolregion Rhein-Neckar.
„Waldhauptstadt 2018“
Mit dem Titel „Waldhauptstadt“ hat PEFC im Jahr 2018 Heidelbergs vorbildliches Engagement bei der Bewirtschaftung des Stadtwaldes gewürdigt. PEFC ist die weltweit bedeutendste Waldschutzorganisation – Holz und Papierprodukte mit dem PEFC-Siegel stammen aus ökologisch, ökonomisch und sozial nachhaltiger Waldbewirtschaftung. Die Stadt Heidelberg bewirtschaftet den Stadtwald seit vielen Jahren nach ökologischen, sozialen und wirtschaftlichen Kriterien vorbildlich. Etwa 40 Prozent der Heidelberger Gemarkungsfläche sind bewaldet, rund drei Viertel dieser Waldfläche befindet sich im Eigentum der Stadt Heidelberg. Heidelberg gehört zudem zu den deutschlandweit neun Städten, die zusätzlich zur Zertifizierung ihrer nachhaltigen Waldbewirtschaftung den Erholungswaldstandard von PEFC Deutschland erfüllen.
Bildung für nachhaltige Entwicklung (BNE)
In den vergangenen Jahren ist es der Stadt Heidelberg gelungen, ihre zahlreichen erfolgreichen BNE-Projekte in festen Strukturen zu etablieren: So finden Kinder in Heidelberg bereits in der Kindertagesstätte spielerisch einen Zugang zu den Themen Energie, Umwelt und fairer Handel. In der Schule wird dieses Wissen vertieft und erweitert. Die Kinder und Jugendlichen werden darin bestärkt, ihre eigenen Handlungsmöglichkeiten zu erkennen und zu nutzen. Auch in der Nachmittags- und Ferienbetreuung durch den Verein päd-aktiv e.V. ist „Bildung für nachhaltige Entwicklung“ zu einem Schwerpunktthema geworden.
Die Stadt Heidelberg bietet pädagogischen Fachkräften in regelmäßigen Abständen Fortbildungen zum Thema an und setzt nach wie vor erfolgreiche Bildungsprojekte wie das „E-Team-Projekt“ und Mobilitätsprojekte an Schulen oder das umweltpädagogische Programm „Natürlich Heidelberg“ mit über hundert Veranstaltungen und rund 10.000 Teilnehmerinnen und Teilnehmern pro Jahr um. Die UNESCO hat Heidelberg als Kommune bereits mehrmals für ihr Engagement zum Thema „Bildung für nachhaltige Entwicklung“ ausgezeichnet. Seit 2019 darf sich die städtische Umweltbildungsplattform „Natürlich Heidelberg“ als „Ausgezeichnetes Projekt der UN-Dekade für Biologische Vielfalt“ bezeichnen.
Internationales Engagement
Heidelberg engagiert sich bundesweit und international für mehr Klimaschutz und Naturschutz – Beispiele sind das internationale Städtenetzwerk C40, der Zusammenschluss europäischer Städte Energy Cities sowie das Städte-Netzwerk „Covenant of Mayors“. Oberbürgermeister Prof. Dr. Eckart Würzner ist seit 2006 Präsident des Städtenetzwerkes Energy Cities. Zudem bringt die Stadt Heidelberg sich durch die Unterstützung und Förderung von „Eine Welt“-Projekten ein, die sich an nachhaltiger Entwicklung im Sinne der „Sustainable Development Goals“ orientieren.
Ökologisch und regional erzeugte sowie fair gehandelte Produkte
Unter dem Titel „bio.regional.fair“ sollen die Bürgerinnen und Bürger mit zahlreichen Aktionen für den Verzehr von regionalen, Bio- und fair gehandelten Produkten gewonnen werden. Die Stadt unterstützt Einzelhändler, Gastronomen, Kantinenbetreiber und weitere Institutionen bei der Umstellung auf nachhaltige Produkte. 2017 und 2018 steht die Vermarktung regionalerzeugter Produkte im Focus. Der Verein Transfair e.V. bescheinigte Heidelberg eine Vorreiterrolle in ihrem Engagement für Fairen Handel und ernannte die Stadt bereits dritten Mal zur „Fairtrade-Town“. Beim eigenen Wareneinkauf bevorzugt die Stadt Heidelberg Produkte aus fairem Handel und Waren aus regionaler, möglichst ökologischer Produktion.