Stadt will Gebäude und Flächen für Wohnen, kulturelle Veranstaltungen oder Kreativwirtschaft ertüchtigen
In das 2014 von der US-Armee geräumte Patrick-Henry-Village (PHV) soll 2020 neues Leben einziehen. Die Stadt Heidelberg plant in enger Zusammenarbeit mit der BImA, dass Pioniernutzer im Laufe des Jahres auf dem ehemaligen US-Areal tätig werden können. Angedacht sind Zwischennutzungen in den Bereichen Kultur, Sport und Freizeit sowie Kreativwirtschaft. Auch Wohnen soll möglich gemacht werden. Der aktuelle Sach- und Planungsstand wird am 9. Oktober im Konversionsausschuss vorgestellt.
„Wir wollen die Fläche aktivieren und nicht mehr länger warten. Patrick-Henry-Village birgt so ein großes Potenzial für unsere Stadtentwicklung und die Umlandgemeinden – das sollen die Menschen jetzt auch sehen. Beim Metropolink-Festival in den vergangenen zwei Jahren war das Interesse an PHV schon enorm. Daran wollen wir anknüpfen und gerade über kulturelle Nutzungen das Rad weiterdrehen. Auch die ersten Wohnungen sollen bereits im nächsten Jahr bezogen werden“, sagt Heidelbergs Oberbürgermeister Prof. Dr. Eckart Würzner.
Die Stadt plant, das fast 100 Hektar große Areal in Etappen zu entwickeln. Oberste Priorität hat in diesem Zusammenhang zunächst die Herstellung der notwendigen Infrastruktur (Wasser, Strom, Fernwärme). Der Anfang soll im südlichen Bereich gemacht werden – genau dort, wo im Juli 2019 das Metropolink-Festival stattgefunden hat. Die städtische Konversionsgesellschaft Heidelberg (KGH) wird Flächen von der aktuellen Eigentümerin – der Bundesanstalt für Immobilienaufgaben (BImA) – zunächst anmieten und dann an mögliche Nutzer weitervermieten. Die BImA wird auch selbst als Entwicklerin auf dem Areal tätig und dabei eng mit der Stadt zusammenarbeiten. Eine entsprechende Vereinbarung wurde am 7. Oktober auf der Immobilienmesse Expo Real in München unterzeichnet.
Pioniernutzungen: Kultur, Kreativwirtschaft, Sport und Wohnen
- Kultur: In einem ersten Schritt soll insbesondere der ehemalige Supermarkt („Commissary“) für Aktivitäten und Veranstaltungen im kulturellen Bereich genutzt werden. In einem Teilbereich (Lager) des Supermarkts fand im Juli 2019 bereits das Metropolink-Festival statt. Aufgrund der positiven Erfahrungen soll dieser Teilbereich nun für zwei Jahre an den Festivalleiter Pascal Baumgärtner vermietet werden. Für die restliche Fläche (ehemalige Verkaufsfläche) wird aktuell durch die Konversionsgesellschaft geprüft, welche Veranstaltungen dort möglich sind. Im zweiten Schritt wird die KGH eine zentrale Anlaufstelle für interessierte Akteure initiieren. Die benachbarte ehemalige Middle School könnte Raum für Betriebe aus der Kultur- und Kreativwirtschaft bieten. Ob das Gebäude den Anforderungen entspricht, muss aber noch geprüft werden.
- Sport und Freizeit: Der Sport soll eine wesentliche Rolle bei der Aktivierung von PHV spielen. Dafür kommen grundsätzlich die Turnhallen in der Middle School sowie die Freiplätze (ehemaliger Basketball- und Baseballplatz) im Süden in Frage. Hier prüft derzeit das Sportamt mit dem Sportkreis erste Nutzungsmöglichkeiten und wird ein entsprechendes Konzept erarbeiten. Zudem könnten auf den Freiflächen rund um die Middle School beispielsweise Flohmärkte stattfinden.
- Wohnen: Kurzfristig ist Wohnen nur in den Bestandsgebäuden möglich. Die südlichsten Zeilenbauten in der South Gettysburg Avenue könnten hierfür aktiviert werden. Geeignet erscheint insbesondere die Nutzung für besondere Wohnformen, wie studentisches Wohnen oder für Auszubildende. Geplant ist, die Gesellschaft für Grund- und Hausbesitz (GGH) mit der Entwicklung dieser Gebäude zu beauftragen. Ob das Wohnen dort realisierbar ist, hängt vom Zustand der Gebäude und dem nötigen Instandsetzungsaufwand ab.
Weiteres Vorgehen
Langfristig soll das Patrick-Henry-Village ein Zukunftsstadtteil mit 10.000 Einwohnern und rund 5.000 Arbeitsplätzen werden. Die planerische Grundlage hierfür erarbeiten aktuell die Stadt und die Internationale Bauausstellung. Ein dynamischer Masterplan soll bis Jahresende 2019 vorliegen und dem Gemeinderat präsentiert werden. Die Bürgerschaft wird die Möglichkeit bekommen, sich in einer Online-Beteiligung dazu zu äußern. Die Verabschiedung des Masterplans durch den Gemeinderat soll im März 2020 erfolgen. Bis dahin erhofft sich die Stadt auch eine Aussage des Landes Baden-Württemberg, wohin es das Ankunftszentrum für Flüchtlinge verlagern will. Die Einrichtung wird aktuell noch im Zentrum des PHV betrieben. Dort kann sie allerdings nicht bleiben, da sie mit den Nutzungszielen für das PHV kollidiert.