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Heidelberger Verkehrsentwicklungsplan 2035: Gemeinderat beschließt Ziele für Verkehr und Mobilität

8. Mai 2020 | Gesellschaft, Heidelberg, Leitartikel, Politik, Wirtschaft

Von Carsharing über den Ausbau des Radverkehrs bis hin zum emissionsfreien Nahverkehr: Die Mobilität in Heidelberg verändert sich. Darauf reagiert die Stadt Heidelberg mit einem neuen Verkehrsentwicklungsplan (VEP). Mit der Situationsanalyse zum Ist-Zustand des Verkehrs in Heidelberg und der Formulierung von Zielen sind nun die ersten beiden Bausteine zur Erstellung des VEP bearbeitet. In seiner Sitzung am 7. Mai 2020 hat der Gemeinderat über die Ergebnisse der Situationsanalyse sowie die Ziele für Verkehr und Mobilität beraten. Die Ziele hat der Gemeinderat anschließend mehrheitlich beschlossen.

Ziele für Verkehr und Mobilität

Ausgehend von der Situationsanalyse erarbeiteten die beauftragten Fachbüros unter Beteiligung der Bürgerinnen und Bürgern sowie weiteren wichtigen Interessengruppen Ziele für Verkehr und Mobilität in Heidelberg. Als Grundlage für die Ziele des VEP dienen die „Sustainable Development Goals“ (SDG) für nachhaltige Entwicklung der Vereinten Nationen. Für den Bereich Verkehr und Mobilität sind vor allem vier SDGs relevant. Diesen SDGs werden insgesamt 17 Ziele sowie zahlreiche Strategien und Handlungsfelder untergeordnet. Die vier SDGs sowie die wichtigsten Ziele und Strategien im Überblick:

 

  • Gesundheit und Wohlergehen gewährleisten: Ziel ist es, die Verkehrssicherheit für alle Verkehrsteilnehmende weiter zu verbessern sowie die Luftschadstoff- und Lärmbelastung zu verringern. Hierfür sollen unter anderem Unfallschwerpunkte verkehrssicher umgestaltet, Verkehrsregeln noch konsequenter durchgesetzt und der Anteil des Umweltverbundes – also die Fortbewegung zu Fuß, mit Bus, Bahn oder Fahrrad – erhöht werden.

 

  • Nachhaltige Industrie, Innovation und Infrastruktur fördern: Ziel ist es, die Erreichbarkeiten im allgemeinen, touristischen, wirtschaftlichen, beruflichen und Pendlerverkehr zu gewährleisten. Das heißt zum Beispiel: Touristen sollen komfortabel zum Schloss und Beschäftigte gut an ihren Arbeitsplatz kommen. Hierfür sollen etwa der regionale Radverkehr durch Radschnellwege vernetzt, Verkehrsangebote im öffentlichen Nahverkehr verbessert und neue Park-and-Ride-Angebote geschaffen werden.

 

  • Städte und Gemeinden nachhaltig und inklusiv gestalten: Ziel ist es, den Fuß- und Radverkehr zu fördern, die Aufenthaltsqualität im Straßenraum zu verbessern und einen gleichberechtigten Zugang zur Infrastruktur zu gewährleisten. Hierfür sollen das Netz des öffentlichen Nahverkehrs weiterentwickelt, Sharing-Angebote ausgebaut und Verkehrsanlagen barrierefrei gestaltet werden.

 

  • Maßnahmen zum Klimaschutz ergreifen: Ziel ist es, klimaschädliche Emissionen durch den Verkehr zu reduzieren und den Umweltverbund im regionalen Verkehr zu stärken. Hierfür sollen beispielsweise der öffentliche Nahverkehr und der städtische Fuhrpark sukzessive durch Elektrofahrzeuge ersetzt und die entsprechenden Infrastrukturen geschaffen werden.

 

Situationsanalyse

 

Die Fachbüros haben unterschiedliche Analyseschwerpunkte wie „Radverkehr“, Fußverkehr“ oder „öffentlicher Personennahverkehr“ untersucht und positive Aspekte sowie maßgebliche Defizite im Bestandverkehr herausgearbeitet. Die bundesweite Studie „Mobilität in Städten – System repräsentativer Verkehrsbefragungen (SrV)“ zeigt, dass die meisten Heidelbergerinnen und Heidelberger zu Fuß (29 Prozent), mit dem Rad (29 Prozent) oder mit Bus und Bahn (13 Prozent) unterwegs sind. Der Anteil des Umweltverbundes in Heidelberg ist im Vergleich zu anderen Städten der Studie bereits heute am höchsten. Eine weitere Absenkung des Anteils des Autoverkehrs (29 Prozent) wird zunehmend schwierig. Ein Schwerpunkt muss deshalb sein, den Umweltverbund weiterzuentwickeln und vor allem für Pendlerinnen und Pendler attraktiver zu machen. Eine Kurzfassung der Situationsanalyse soll in Form einer Broschüre aufbereitet und im Sommer 2020 veröffentlicht werden.

 

Bürgerbeteiligung

 

In der ersten Sitzung des Arbeitskreises, der als zentrales Gremium der Bürgerbeteiligung den Verkehrsentwicklungsplan begleitet, wurden im Oktober 2019 die Situationsanalyse sowie ein erster Zielvorschlag vorgestellt. Auf die Sitzung des Arbeitskreises folgte die öffentliche Auftaktveranstaltung, in der sich interessierte Bürgerinnen und Bürger einbringen konnten. Insgesamt gingen durch die Beteiligung 39 Hinweise zu den Zielen ein. Auf dieser Basis und durch die in den Diskussionen gewonnen Erkenntnisse überarbeitete das Fachbüro den ersten Zielentwurf. Die aktualisierte Version wurde im zweiten Arbeitskreis im Januar 2020 präsentiert und abschließend diskutiert.

 

Wie geht es weiter?

 

Die Ziele und Strategien im Verkehrsentwicklungsplan dienen als Grundlage für die Erarbeitung von Szenarien und Maßnahmen. Ursprünglich waren im April und Mai 2020 eine Pendlerkonferenz und sechs Lokalkonferenzen in Heidelberger Stadtteilen geplant, die aufgrund der aktuellen Corona-Krise abgesagt werden mussten. Die Veranstaltungen sollen voraussichtlich nach der Sommerpause 2020 nachgeholt werden. Unter Beteiligung der Bürgerinnen und Bürger werden dann Szenarien für Verkehr und Mobilität in Heidelberg erarbeitet.

 

 

 

 

Hintergrund: Der letzte Verkehrsentwicklungsplan für Heidelberg wurde 1994 aufgestellt und 2001 fortgeschrieben. Er definiert die übergeordneten Strategien und Ziele für einen umwelt-, stadt- und sozialverträglichen Verkehr und dient der Koordination aller verkehrsrelevanten Planungen in der Stadt. Bei der Fortschreibung erfolgt eine enge Abstimmung mit den Fortschreibungen des Stadtentwicklungskonzepts (STEK), des Modells Räumliche Ordnung (MRO), dem Masterplan 100% Klimaschutz sowie dem Klimaschutz-Aktionsplan. Mehr auch unter www.heidelberg.de/vep.

 

 

 

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