Kostbarkeiten aus Kartografie und Landvermessung. Interessante Einblicke in die „Sammlung Herbert Kempf
Er stammt aus der Metropolregion Rhein-Neckar, er sammelt – nicht nur – historische Landkarten zu dieser Region und er pflegt eine rege Zusammenarbeit mit dem Kreisarchiv des Rhein-Neckar-Kreises. Die Rede ist von Herbert Kempf, dessen Leidenschaft in Kooperation mit der Ausstellungstätigkeit des Kreises vor fünf Jahren den Besuchermagnet „Die Rhein-Neckar-Region in alten Landkarten“ ermöglicht hatte. Nun gibt es eine Neuauflage, die, mit beachtlichen Zugängen ergänzt, als erste Aktion zum Kreisjubiläum 2023 die historischen Bezüge in der Region darstellt.
Prominente Neuzugänge sind etwa das Original der von Gerhard Mercator 1585 gestochenen Pfalzkarte, die sehr schöne, um 1690 gestochene Pfalzkarte des Italieners Maria Vincenzo Coronelli und verschiedene große und kleine Karten aus „Atlanten“, in Buchform publizierten Kartensammlungen, den frühmodernen Massenmedien. Dass Herbert Kempf seine „umfangreiche, wirklich bedeutende Privatsammlung sukzessive dem Rhein-Neckar-Kreis übereignet, ist ein wirklicher Glücksfall“, dankte Landrat Stefan Dallinger, der nicht nur dem Kreisarchiv zugutekommt, sondern die Sammlung so der interessierten Öffentlichkeit durch Ausstellungen einen Einblick und Forschenden einen Zugang ermöglicht. Erfreut zeigte sich der Landrat, dass die Metropolregion nicht mehr aus vielen kleinen und großen Fürstentümern besteht wie in der Vergangenheit, sondern sich aus dem Zusammenschluss von nur drei Bundesländern, leistungsstarken Landkreisen und Städten zu einer der attraktivsten und wettbewerbsfähigsten Wirtschaftsräume Europas entwickeln konnte.
Als Sammler sei es für ihn eine ganz besondere Freude, die historischen Landkarten in einem schönen Rahmen präsentieren zu können, unterstrich Kempf. Er wies besonders auf die ebenfalls ausgestellten Kupferstiche über die Belagerung von Heidelberg, Mannheim und Frankenthal 1622 hin, nicht ohne die Parallele aus der Zeit von vor 400 Jahren zu heute zu ziehen, „wo wieder Krieg in der Nachbarschaft“ herrscht. Ein schöner Lohn für seine Bemühungen war die in der Ausstellung immer wieder gehörte Begeisterung über die weitgehende Geschlossenheit der Sammlung und die besondere Qualität ihrer Exponate.
Erwartungsgemäß stieß bei den zahlreichen Besucherinnen und Besuchern, darunter Kreisrätinnen und Kreisräte sowie Verantwortliche aus der Metropolregion Rhein-Neckar, besonders die Mercatorkarte auf Interesse. Sie war tatsächlich bahnbrechend für die Kartengeschichte der Kurpfalz, denn Mercator orientierte seine Landkarte „Palatinatus Rheni“ erstmals nach Norden und verwendete eine Gradeinteilung. So war sie „die Matrix für mehrere Generationen von Kartenstechern, die sie nach dessen Tod 1594 immer wieder abkupferten“, erläuterte Kreisarchivar Dr. Jörg Kreutz. In seinem Vortrag berichtete er über 250 Jahre Kartografiegeschichte des deutschen Südwestens, über die Kartographen, die die Territorien der damaligen Zeit sichtbar machten und die Kartenverlegerdynastien, die einen erfolgreichen Wirtschaftszweig begründeten. Er unterstrich, welchen Quellenwert Landkarten besitzen, die „als Produkte ihrer Zeit nicht nur über Territorial- oder Verwaltungsgeschichte berichten, sondern auch Einblick in den Zeitgeschmack geben und wertvolle sprachgeschichtliche Details offenbaren“ stellte der Kreisarchivar fest.
Die Ausstellung „Die Rhein-Neckar-Region in alten Landkarten“ im Kreisarchiv Rhein-Neckar-Kreis, Trajanstraße 66, 68526 Ladenburg, läuft bis 17. März 2023 und ist von Montag bis Donnerstag von 9 bis 16 Uhr und freitags von 9 bis 12 Uhr geöffnet. Die empfehlenswerten öffentlichen Führungen finden jeweils mittwochs statt am 7. Dezember, 18. Januar, 15. Februar und 8. März von 17 bis 18 Uhr; Gruppenführungen ab 10 Personen sind nach Vereinbarung während der Öffnungszeiten möglich, Telefon: 06221 522-7740, E-Mail: [email protected]. Der Eintritt ist frei.
Quelle: Landratsamt RNK