Bürgermeisterin Dr. Ulrike Freundlieb hat mit Betroffenheit auf die jüngste Entwicklung im „Fall Marcel“ reagiert. Zu den Vorwürfen in einem Zeitungsbericht sagt sie: „Aus unserer Sicht hat das Jugendamt der Stadt alles getan, um der Familie und Marcel zu helfen. Wir werden gleichzeitig alles tun, um ggf. noch offene Fragen aufzuklären.“
Dem Jugendamt und den Sozialen Diensten der Stadt Mannheim ist die Familie bereits seit dem Jahr 2001 bekannt. Damals wandte sich die Mutter von Marcel an die Stadt auf der Suche nach einem Krippenplatz. Die Lage spitzte sich allerdings mit der schweren Erkrankung von Marcel Anfang 2008 zu. Damals wurde bei dem Jungen X-ALD diagnostiziert (Adrenoleukodystrophie), eine tödlich verlaufende Erbkrankheit)
„Die Aufgabe der Jugendhilfe ist es, Familien in Überlastungssituationen zu unterstützen und zu stabilisieren. Der Wunsch der Mutter, ihr todkrankes Kinde bis zum Ende zuhause selbst zu pflegen haben wir – auch nach dem Jugendhilfegesetz – zu respektieren und zu unterstützen“, so Ulrike Freundlieb. Der Soziale Dienst der Stadt hat die Mutter während der Diagnosephase der Erkrankung von Marcel unterstützt. Die Stadt informierte Marcels Mutter frühzeitig über den tödlich endenden Krankheitsverlauf des Kindes und wies die Mutter auch auf eine mögliche Hospiz-Unterbringung des Kindes hin. Das hatte die Mutter jedoch abgelehnt. Sie wollte die Pflege des Kindes selbst übernehmen. In diesem Zeitraum wurde auch eine Sozialpädagogische Familienhilfe (SPFH) eingeschaltet. Mitarbeiter des Jugendamtes waren ab Juli 2009 regelmäßig in der Familie, um ganzheitlich bei allen familiären Problemen zu helfen. Zusätzlich waren die SPFH-Mitarbeiter im Schnitt zwei Mal die Woche für jeweils drei Stunden in der betroffenen Familie.
„Wir haben festgestellt, dass alle im Fall Marcel vorgesehenen Verfahren eingehalten wurden“, sagt Ulrike Freundlieb. Den Mitarbeitern des Jugendamtes könne hier kein Vorwurf gemacht werden.
Der damals neun Jahre alte Marcel starb im Mai 2010 im Universitätsklinikum Mannheim. Die Mutter von Marcel muss sich ab dem 3. Februar 2012 vor dem Landgericht Mannheim verantworten. Die Staatsanwaltschaft wirft der Frau Totschlag durch Unterlassen und Misshandlung Schutzbefohlener vor.
(Quelle: Stadt Mannheim)