Das Kreisforstamt stellt aktuelle Zahlen aus der Bundeswaldinventur für den Rhein-Neckar-Kreis vor:
Der Wald bleibt einer der wichtigsten natürlichen Klimaschützer
Als im Oktober 2024 die Ergebnisse der neuen Bundeswaldinventur (BWI) veröffentlicht wurden, dominierten Schlagzeilen wie „Der Wald ist Klimasünder“ oder „CO₂-Schleuder Wald“.
Der Hintergrund dieser Nachrichten war, dass erstmals seit Beginn der Inventuren der Vorrat an Biomasse im Wald – und damit auch der gebundene Kohlenstoff – im Vergleich zur vorhergegangenen BWI vor zehn Jahren abgenommen hat. Dies liegt primär an den großen Borkenkäfer-Schadflächen in Mitteldeutschland, die bundesweit zu einem leichten Rückgang des Holzvorrates geführt haben. Im Vergleich zur ersten BWI vor 35 Jahren ist in Deutschland jedoch insgesamt ein deutlicher Zuwachs bei den Holzvorräten zu verzeichnen. Der Wald speichert also weiterhin Kohlenstoff und trägt zum Klimaschutz bei, teilt das Kreisforstamt mit.

Luftaufnahme Neckartal, Neckragemünd – Im Hintergrund die Rheinebene
Doch was ist die Bundeswaldinventur überhaupt, und wie sieht die Lage direkt vor unserer Haustür aus? Alle zehn Jahre werden in Deutschland Stichproben erhoben und eine umfassende Inventur der Wälder durchgeführt. Diese bietet einen Überblick über den Zustand der Wälder im gesamten Bundesgebiet. Die Ergebnisse lassen sich auch in kleineren, regionalen Einheiten betrachten. Das Kreisforstamt stellt nun interessante Zahlen aus der letzten Bundeswaldinventur von 2022 vor und gibt Einblick in den aktuellen Zustand der Wälder im Rhein-Neckar-Kreis.
Rheinebene besonders betroffen
Die Trockenjahre von 2018 bis 2022 haben die Wälder im Rhein-Neckar-Kreis spürbar verändert. Vor allem betroffen sind die Baumarten Fichte und Kiefer. Beide Baumarten haben sowohl in ihrer Anzahl als auch in ihrem Flächenanteil stark abgenommen. Doch auch die Buche, die in den vergangenen 35 Jahren flächenmäßig am stärksten profitiert hat, zeigt inzwischen Schäden durch Hitze und Trockenheit. „Besonders betroffen ist die Rheinebene im Rhein-Neckar-Kreis. Die sandigen Böden speichern Niederschlag nur schlecht. Deshalb sind die Auswirkungen des Klimawandels hier besonders spürbar. Besonders Sorge machen mir außerdem die Schäden an den Buchen, unserer Hauptbaumart. Dennoch sind die Waldschäden im gesamten Kreis nicht so gravierend wie aktuell in Mitteldeutschland“, erklärt Forstbezirksleiter Philipp Schweigler. Ein Grund dafür ist die hohe Baumartenvielfalt vor Ort. Heute bestehen 82 Prozent der Wälder aus Mischwäldern – ein Anstieg um 25 Prozent in den letzten 35 Jahren. Dies ist vor allem den Bemühungen von Forstleuten und Waldbesitzenden im Kreis zu verdanken, die schon seit Generationen aktiv gegensteuern. Der Waldumbau ist ein Prozess, der viele Jahrzehnte dauert.
Waldfläche ist im Landkreis stabil geblieben
Trotz der zahlreichen Herausforderungen ist die Waldfläche im Kreis stabil geblieben und umfasst rund 350 Quadratkilometer – das entspricht etwa einem Drittel der Kreisfläche. Eine bemerkenswerte Entwicklung zeigt sich in der Altersstruktur der Wälder. Die Fläche mit Wäldern, die älter als 100 Jahre sind, hat sich seit 1987 verdoppelt. Dies hat positive Auswirkungen auf viele Tier- und Pflanzenarten, die auf alte Bäume und Wälder angewiesen sind. Zudem zeichnen sich ältere Wälder durch dickere Bäume aus. Die Anzahl der Bäume mit einem Durchmesser von mehr als 60 Zentimetern hat sich in diesem Zeitraum mehr als vervierfacht. Auch die Holzmenge, die durchschnittlich auf einem Hektar Waldfläche steht, ist seit 1987 kontinuierlich gestiegen – heute sind es im Durchschnitt 369 Kubikmeter Holz pro Hektar Wald. Die Wälder verjüngen sich fast ausschließlich durch natürliche Prozesse. Lediglich 3 Prozent der Flächen werden aktiv bepflanzt. Ein weiterer Hinweis auf eine höhere Biodiversität ist der gestiegene Totholzanteil. In den letzten zehn Jahren ist die Menge an Totholz in den Wäldern um 30 Prozent gewachsen. Eine gute Nachricht für die Vielfalt, denn viele Arten sind auf Totholz als Lebensraum angewiesen.
„Die Ergebnisse der Bundeswaldinventur 2022 zeigen, dass unsere Wälder vor großen Herausforderungen stehen, aber auch viele positive Entwicklungen zu verzeichnen sind. Der Klimawandel wird die gewohnten Waldbilder weiter verändern. Der hohe Anteil an Mischwäldern und die große Baumartenvielfalt sind aber zwei wichtige Grundvoraussetzungen dafür, um in den meisten Wäldern des Kreises die Folgen des Klimawandels abzumildern“, lautet das Fazit von Manfred Robens, der das Kreisforstamt leitet.
Der Wald als Ökosystem ist und bleibt ein bedeutender CO₂-Speicher und gleichzeitig ein wertvoller Lebensraum für zahlreiche Arten. Die Försterinnen und Förster des Rhein-Neckar-Kreises setzen sich mit großem Engagement dafür ein, diese positive Entwicklung weiter voranzutreiben und den Wald für die Zukunft widerstandsfähig zu machen.