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Invasoren der Heidelberger Altstadt: Augustfliege auf dem Vormarsch

3. August 2020 | Allgemeines, Gesellschaft, Heidelberg, Leitartikel, Natur & Umwelt

Ein Insektenphänomen, bei dem es millionenfach flattert

Alle Fotos: Marvin Riess

Heidelberg. (mr) Man dachte der Winter sei ausgebrochen: Auf den nächtlich beleuchteten Straßenzügen, bedeckt ein Tier-Schwarm die Sicht. Hierbei handelte es sich etwa nicht um die allseits bekannten Nachtfalter sondern um die Augustfliege. Diese sind an Ufern und Flüssen bekannt und auch an Gewässern wie dem Neckar keine Seltenheit. Der Schwarm von zehntausenden Tieren treibt durch die Altstadt von Lichtquelle zu Lichtquelle. Besonders in den Abendstunden zieht es Sie aus dem Gewässer in die Altstadt, um an die Straßenbeleuchtungen der Gasssen zu schwirren. Sie schwirren zu tausenden um die Lampen, sodass man das Gefühlt hat, es sei ein Schneegestöber sei im Gange. Und In den folgenden morgendlichen Stunden, liegen die leblosen Körper der Eintagsfliegen auf dem Boden, sodass man den Anschein hätte, es handle sich um weiße Blütenblätter.

Was sind das für Tiere?

Bei der Augustfliege (Ephoron virgo) handelt es sich um eine Eintagsfliegenart. Alljährlich Anfang August, wenn die Wassertemperaturen im Rhein besonders hoch sind und die Nächte Schwül-warm werden, findet die die Wanderung der Augustfliege statt.

Die Weibchen pressen ihre Eierrpakete aus dem Körper ab, ehe sie verenden.

Die Larven filtrieren durch selbst gegrabener Röhren zum Eigenschutz zwei Jahre lang das Flusswasser nach Nahrung. In den zwei Jahren häutet sich die Larve bis zu 40-mal und steigen schliesslich als halbfertige, aber schon mit Flügeln ausgestattete Insekten aus dem Wasser. Diese Art der Häutung im flugfähigen Stadium ist in der Insektenwelt einmalig. Voll Fortpflanzungsreif ist die Augustfliege aber erst nachdem 24 bis 30 Stunden verstrichen sind. Danach schwärmen die auffällig gelb-weißen Falter um die Leuchtanlagen der Stadt. Die Weibchen pressen noch schnellstmöglich die gelbfarbenen Eierpakete aus Ihrem Köper, bevor sie nach wenigen Stunden verenden und zu Boden fallen – Insektensterben auf ganz natürliche Art und Weise. Dieses Phänomen des Massenflug findet alljährlich in einem Zeitraum von ein bis zwei Wochen statt. Dabei werden ans Land unzählige Mengen an Insekten verteilt, die aber meist zuvor verenden, ehe sie ein neues Gewässer finden.

Ein Segen oder ein Fluch das Insektenphänomen?

Von den Insektenleichen, welche nach dem nächtlichen Massaker auf den Straßen liegen, bedienen sich Vögel, Hornissen und Ameisen. Aber auch Auenbewohner, Fische,Vögel, Fledermäuse können sich ohne großen Aufwand den Bauch vollschlagen und Energiereserven für Wanderungen und das Winterhalbjahr anlegen. 

Das periodische Auftreten großer Mengen von lebender oder auch toter Biomasse rund um die Flüsse ist ein normaler Vorgang und macht nicht zuletzt den Wert der großen Auenlandschaften aus.
Für die Menschenwelt ist das Phänomen nicht Gunste. Sicherlich ist es ein Spektakel, welches sich gern ansehen lässt. Dennoch besteht bei dem Insektensterben ein Gefahrpotential, besonders im Straßenverkehr. Durch das millionenfache Insektensterben auf den Straßen, kann der Asphalt der Straße glatt wie Schmierseife werden und besonders die Gefahr bieten, die Kontrolle über sein Fahrzeug auf den schmieren Straßen zu verlieren. Auch der Geruch der verwesenden Insektenleichen machen dem Menschen keinen Gefallen. Der merkwürdige Duft, den die Insektenkadaver verströmen, ein artspezifischer Lockstoff, steigt unangenehm in die Nase. Doch zum Glück für die Neckar- und Rheinanwohner ist das Schauspiel, das sich vor allem bei Windstille abspielt, nach einigen Tagen vorbei.

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