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Konkrete Ideen für die Zukunft der Multihalle – Drei Preisträger beim internationalen Ideenwettbewerb „MULTIHALLE – DEMOCRATIC UMBRELLA“

2. April 2019 | Mannheim, Politik, Wirtschaft

Welche Ideen und Visionen haben internationale Architekten-Generation für die Nutzung der Multihalle als offenen Raum für eine offene Gesellschaft im Sinne des Frei Otto’schen Denkens? Mit dieser Fragestellung hat der Verein Multihalle Mannheim e.V. im Jahr 2018 mit dem Bund Deutscher Architekten BDA Baden-Württemberg und der IBA Heidelberg den internationalen Ideenwettbewerb „MULTIHALLE — DEMOCRATIC UMBRELLA” ausgelobt. Unter Vorsitz von Peter Schmal, Direktor des Architekturmuseums Frankfurt und Prof. Georg Vrachliotis, Architekturtheoretiker am Südwestdeutschen Archiv für Architektur und Ingenierbau in Karlsruhe, verständigte sich die Jury nicht nur über die grundsätzlichen Leitlinien für die zukünftige Entwicklung der Multihalle, sondern prämierte nach zweitägiger Sitzung gleich drei Erstplatzierte.
 
„Die Multihalle ist in den vergangenen drei Jahren zu einem Symbol für einen städtischen Transformationsprozess geworden“, sagt Mannheims Baubürgermeister Lothar Quast. „Das große Engagement, das sie generiert, macht es und möglich, sie als Ort sozialer Interaktion, des kulturellen Engagements und der Partizipation im lokalen und internationalen Maßstab zu entwickeln“, macht Quast auf die Bedeutung der Multihalle aufmerksam. Die Architektur der Multihalle begeistert seit ihrer Erbauung und in jüngster Zeit werden immer mehr Architekten und Städteplaner aus aller Welt auf Mannheims bedeutendstes modernes Baudenkmal aufmerksam. Die Resonanz war noch höher als erwartet: zum Ablauf der Abgabefrist am 15. Februar 2019 sind 50 Einreichungen aus aller Welt fristgerecht eingegangen. Die Teilnehmer – neben etablierten Architekten, jungen Architekturbüros, Architektur-Absolventen und Studierenden – kamen nicht nur aus Deutschland und vielen europäischen Ländern, sondern auch aus Ländern wie unter anderem den USA, Russland, Malaysia, Ägypten und Uganda.
 
Aus den 50 eingereichten Arbeiten wurden in mehreren Rundgängen zehn ausgewählt, die am zweiten Jurytag weiter diskutiert wurden. Aus dieser Gruppe wurden nach intensivem Austausch über die jeweiligen Qualitäten schliesslich drei gleichwertige Preisträger ausgewählt, die sich über ein Preisgeld in Höhe von jeweils 7.000 Euro freuen durften. Darüber hinaus wurden zwei Ankäufe in Höhe von jeweils 1.500 Euro beschlossen.
 
„Die drei Preisträger weisen unterschiedliche Qualitäten auf hohem Niveau auf, die alle eine Bereicherung für die Multihalle sind und daher kooperativ und prozessual weiterentwickelt werden sollten. Es gibt also nicht den einen Gewinner des Wettbewerbs, sondern einzelne Aspekte, die zu-sammengeführt werden sollen“, so Quast zu den Siegern.
 
Der Juryvorsitzende Peter Schmal formulierte, dass es darum ginge, das „Schirmartige der Halle herauszustellen“. „Im Laufe der Auseinandersetzung mit den eingereichten 50 Arbeiten wurde deutlich, dass das Wesen einer Kathedrale der Moderne – der spektakuläre Innenraum – auch in Zukunft das Herz der Halle sein sollte“, so Jurymitglied Fritz Auer, ein Zeitgenosse von Frei Otto und Mitbegründer des Architekturbüros Auer & Weber.
 
Die Bandbreite der Arbeiten reichte von minimalinvasiven Eingriffen im Sinne eines Ausbaus des Rohbaus (Tribüne, Steg, Restaurant) über eine Möblierung (kleinteilige Module) bis hin zu Haus-im-Haus-Konzepten. Im Laufe der intensiven Jurydiskussion verfestigte sich die Position, dass die Erlebbarkeit des Schirms – die Mannheims Baubürgermeister Lothar Quast als „Fortsetzung der Parklandschaft mit anderen Mitteln“ beschreibt – auch in Zukunft die Multihalle prägen sollte.
 
Die Denkmalpflege plädierte dafür, die Eingriffe möglichst minimalinvasiv zu halten und die Einbauten möglichst klein zu halten. Dennoch sollte kein Denkmal entstehen, sondern ein „lebendiger Ort“ so Jurymitglied Jan Knippers.
 
Abschließend verständigten sich die Jurymitglieder auf drei Erstplatzierte. Die Arbeit eines interdisziplinären Teams mit Till Schweizer, Daniel Gornik, Marcel Heller, Konrad Otto Zimmermann, Dr. Christina West und Malte Schweizerhof überzeugte mit großen Stärken im landschaftsplanerischen Bereich. Die Arbeit der Architekten Christopher Rotman und Daniel Wilken aus Heidelberg beschreibt ein breites Spektrum an innovativen Möglichkeiten des Innenausbaus. Die dritte prämierte Arbeit, ein Gemeinschaftswerk der Architekten Guillem C. Colomer (COFO Architects) und Gabriel R. Pena (PENA architecture) aus Rotterdam, bringt nach Ansicht von Prof. Georg Vrachliotis „den Optimismus der BUGA 1975 ins 21. Jahrhundert“. Sie zeichnet sich durch einen sehr umfassenden innen- und aussenräumlichen Ansatz aus, der die BUGA75 programmatisch und formal in die Zukunft spiegelt.
 
Jetzt geht es darum, mit den Preisträgern bis zur BUGA 2023 ein prozessorientiertes Nutzungskonzept zu entwickeln und dieses gegebenenfalls in einem ersten Bauabschnitt zu realisieren.
 
Die Arbeiten des Ideenwettbewerb stehen am 23. und 24. sowie am 30. und 31. März 2019, in der Zeit zwischen 10 und 18 Uhr der Öffentlichkeit im MARCHIVUM, 1. OG, zur Verfügung. Am Mittwoch, 27. März 2019, ist die Ausstellung zwischen 10 und 20 Uhr geöffnet. Zudem findet an diesem Tag um 16.30 Uhr eine Führung mit Wulf Kramer, Wettbewerbsbetreuer des Büros Yalla Yalla, durch die Ausstellung statt.

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