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Kreisforstamt: Försterinnen und Förster tauschten sich beim Waldbautraining am Gigglerskopf im Gemeindewald Zuzenhausen zu neuen Strategien für die weitere Behandlung der Wälder aus

7. Juli 2022 | Leitartikel, Natur & Umwelt

Zu einem sogenannten Waldbautraining trafen sich kürzlich Försterinnen und Förster aus dem Rhein-Neckar-Kreis sowie den Stadtkreisen Heidelberg und Mannheim im Gemeindewald Zuzenhausen. Ziel der Veranstaltung war es, vor dem Hintergrund sich dramatisch ändernder Umweltbedingungen neue Strategien für die weitere Behandlung unserer Wälder vorzustellen und zu diskutieren.

Diese vitale und gesunde Buche wurde mit der letzten Durchforstung freigestellt. So kann sich die Krone zu allen Seiten gut ausbreiten und ein stabiler Baum wachsen.

Nach mehreren aufeinanderfolgen Jahren mit deutlich zu hohen Temperaturen und ausgeprägter Trockenheit während der Vegetationszeit zeichnet sich auch für das Jahr 2022 eine Bestätigung dieses Trends ab. Wie bereits vor Jahrzehnten prognostiziert, verschieben sich ganze Klimazonen. Grund genug für die Forstverwaltungen das bisherige Handeln zu bewerten und Handlungsempfehlungen für die Zukunft zu geben. Geleitet wurde die Veranstaltung von den beiden „Waldbau-Trainern“ Gunter Kirschenlohr und Wolfgang Gmeiner, die für die waldbauliche Fortbildung des forstlichen Personals im nördlichen Baden-Württemberg zuständig sind. Thomas Glasbrenner als örtlicher Revierleiter wählte für die Thematik passende Waldbestände aus.

In Kleingruppen eingeteilt wurde an mehreren Stationen intensiv diskutiert und man tauschte örtlich gesammelte Erfahrungen aus. Einig war man sich über die Tatsache, dass ein verändertes Klima auch zu einem sich ändernden Wald führen wird. Mit gezielten forstlichen Maßnahmen soll versucht werden, den Wäldern in dieser Umstellungsphase zu helfen. Ein wichtiger Aspekt hierbei ist die Förderung einer möglichst großen Baumartenvielfalt mit dem Ziel der Risikostreuung. Zu den Baumarten mit Zukunft zählen aktuell beispielsweise Elsbeere, Esskastanie, Eiche oder Spitzahorn. Diese müssen allerdings gegen die in der Jugendphase derzeitig noch wuchskräftigere Buche mehrere Jahre intensiv gefördert und freigestellt werden, was für Waldbesitzende hohe Kosten und für die Bewirtschaftenden viel Arbeit bedeutet.

Buche einer der Verlierer der momentanen Klimaentwicklung

Eingehend diskutiert wurde die Behandlung junger Buchenwälder. Die Buche, mit fast 60 Prozent Flächenanteil die vorherrschende Baumart im Gemeindewald Zuzenhausen und im gesamten Kraichgau, ist einer der Verlierer der Klimaentwicklung. Es ist davon auszugehen, dass sich sowohl die Lebenserwartung als auch die zu erreichende Höhe bei Buchen deutlich reduzieren wird. Über 200 Jahre alte Exemplare und Höhen um 35 Meter wird es bei uns mittelfristig wohl kaum noch geben. Künftig sollen deshalb noch gezielter als bisher besonders wuchskräftige Jungbuchen möglichst frühzeitig ausgewählt und konkurrierende Nachbarräume entnommen werden. Derart geförderte Bäume entwickeln eine große, gleichmäßige Krone und wachsen stabiler. Der begrenzende Faktor Wasser verteilt sich auf weniger Individuen mit besseren Überlebenschancen.

Einig waren sich die Forstexperten, dass man solche Vorgehensweisen nicht schlagartig und schematisch auf großer Fläche umsetzen, sondern sich schrittweise dem neuen Modell annähern sollte. Die Bewirtschaftung des Waldes muss immer auf die Verhältnisse vor Ort abgestimmt, getroffene Entscheidungen müssen analysiert und gegebenenfalls korrigiert werden. Im Gegensatz zu Jungbeständen wird in älteren Buchenwäldern künftig eher zurückhaltend eingegriffen. Bei zu starker Auflichtung des Kronendachs besteht ansonsten die Gefahr von Folgeschäden. Allerdings ergeben sich bei dieser Art der Bewirtschaftung weniger Möglichkeiten zur Einbringung von Mischbaumarten – eine gewisse Zwickmühle für die Waldbewirtschaftenden.

Der Wald ist ein kostbares Gut. Dessen waren sich nicht nur die teilnehmenden Forstleute bewusst, sondern dies zeigen auch die vielen Anfragen aus der Bevölkerung zum Thema Wald und Waldgesundheit.

Quelle: Landratsamt RNK

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