Im Neckargemünder Gemeindewald entstanden in diesem Jahr mehrere Kleinstgewässer, also Tümpel und Teiche, die sich zu wertvollen Biotopen mit vielen Amphibien- und Insektenarten entwickeln sollen. Unter der von Frau Welter, Lehrerin am Max-Born-Gymnasium, und des Revierförsters Uwe Reinhard wurden die Schülerinnen Lilli und Klara aus der 10. Klasse des Max-Born-Gymnasiums mit der Betreuung eines Kleinstgewässers betraut. Das Projekt ist in der Science AG ihres Gymnasiums entstanden.
Ziel ist es, die Veränderungen des Ökosystems Kleinstgewässer für ein Jahr zu begleiten und danach die Ergebnisse als Projektarbeit beim „Jugend Forscht“-Wettbewerb einzureichen. Einmal pro Woche erheben die Schülerinnen dafür beispielsweise den Wasserstand und die Wassertemperatur, führen chemische Wasseranalysen durch und beschreiben die vorkommenden Lebensformen. Da der Tümpel erst in diesem Jahr angelegt wurde und sich noch keine Vegetation eingestellt hat, begleiten die Schülerinnen ein Biotop in der Entstehung.
Das Kleinstgewässer entstand auf Initiative des Revierförsters Uwe Reinhard, für den der Schutz der heimischen Amphibienwelt ein persönliches Anliegen ist. Mit Unterstützung der Unteren Naturschutzbehörde im Landratsamt Rhein-Neckar-Kreis legte er 29 Kleinstgewässer in den Gemeindewäldern von Gaiberg, Bammental und Neckargemünd an. Mit großen Baggern wurden Mulden ausgehoben und, wenn nötig, mit Tonerde als versickerungsundurchlässige Schicht ausgekleidet. Beim Spazieren gehen mögen diese kahlen, lebensleeren Mulden auf den ersten Blick unschön ins Auge fallen, das wird sich jedoch schnell ändern, denn man kann davon ausgehen, dass sich schon innerhalb kurzer Zeit eine üppige Vegetation einstellt, die diese „Narben“ zuverlässig verdeckt. Vielleicht schon im nächsten Jahr wird man genauer hinschauen müssen, um die Kleinstgewässer zu finden. Verkleidet von sattem Grün, fallen sie einem nicht mehr direkt ins Auge, aber spätestens wenn der erste Frosch oder die erste Kröte quakt, weiß man, die Biotope sind ein voller Erfolg.
Der große ökologische Nutzen von Kleinstgewässern liegt in ihrer Seltenheit. Viele Amphibienarten wie Kammmolch, Gelbbauchunke und Laubfrosch sind auf diese Oasen angewiesen. Sie können sich hier optimal ernähren und fortpflanzen. In vergangenen Zeiten gab es viele solcher Kleinstgewässer, sie wurden jedoch nicht für den Artenschutz angelegt, sondern dienten in Form von Tränken dem Vieh als Wasserversorgung. Auch gab es vor der Kanalisierung und Begradigung des Neckars noch üppige Überschwemmungsflächen, die vielen Lebewesen als Lebensraum dienten. Heute sind diese Lebensräume verloren gegangen und es liegt in der Verantwortung des Menschen, den Schutz und die Unterstützung seltener Arten voranzutreiben. Die neu entstandenen Biotope erfüllen in dieser Hinsicht auch die Funktion der sogenannte „Trittsteine“. Sie ermöglichen eine engere Vernetzung der Lebensräume und verbessern damit die Ausbreitung und Durchmischung von Amphibienpopulationen.
Die Pflege von Kleinstgewässern ist kein Selbstläufer, denn sie unterliegen einem natürlichen Wandel, durch den das Zutun des Menschen in regelmäßigen Zeiträumen notwendig ist. Nach zehn bis 20 Jahren verlanden die Gewässer oft dauerhaft und entstandene Schlammablagerungen müssen ausgebaggert werden. Auch Faulschlammbildung mit anschließender Sauerstoffarmut im Sommer macht ein Eingreifen des Menschen notwendig. Neben diesen Problemen geht die größte Bedrohung für intakte Amphibiengewässer vom illegalen Besatz mit Fischen aus. Fische sind die natürlichen Feinde des Amphibiennachwuchses und illegaler Fischbesatz, zum Beispiel mit zu groß gewordenen Goldfischen, kann eine Amphibienpopulation nachhaltig schädigen.