Mannheim. (zg) Die Berliner Straße ist eine vielbefahrene Hauptradroute und verbindet im Mannheimer Radverkehrsnetz den Hauptbahnhof und Wasserturm mit dem Neckartalradweg sowie den nördlichen Stadtteilen. Im Zuge des Ausbaus und der Optimierung des stadtweiten Radnetzes wurde seit 2017 die Berliner Straße in zwei Bauabschnitten saniert, der Verkehrsraum neu geordnet und vor allem zu einer Fahrradstraße umgebaut. Die neue Verkehrsführung, optimierte Kreuzungsbereiche und neue Markierungen erleichtern den Radfahrern nun den täglichen Weg ins Stadtzentrum. Dies ist eine weitere Maßnahme aus dem städtischen 21-Punkte-Programm für die Verbesserung des Radverkehrs. Für den Umbau investierte die Stadt Mannheim rund 1,5 Millionen Euro. Das Land Baden-Württemberg förderte die Maßnahmen mit 176.000 Euro.
„Die Fahrradstraße Berliner Straße ist ein ganz besonderes Projekt, da es nicht nur das Thema Fahrrad abdeckt, sondern auch im Sinne des renommierten dänischen Stadtplaners und Benz-Preisträgers Jan Gehl und seiner Philosophie einer „Stadt für Menschen“ den Stadtraum aufwertet und attraktiver macht. Wir brauchen in unseren Städten mehr solche Projekte, um den Menschen den öffentlichen Raum wieder zurück zu geben“, so Baubürgermeister Lothar Quast. „Hier ist das aus unserer Sicht sehr gut gelungen. Die neue Außenbestuhlung der Gastronomie zeigt, dass die Berliner Straße inzwischen mehr ist, als nur ein funktionaler Verkehrsraum“, so Quast weiter.
Neben den Verbesserungen für den Radverkehr wurden im Zuge der Maßnahme auch Verbesserungen für die Aufenthaltsqualität und den Fußgängerverkehr realisiert. Der
Kreuzungsbereich Berliner- / Lameystraße wurde im Rahmen der Maßnahme auf Gehwegniveau angehoben und stellt somit den bevorrechtigten Bereich für Fußgänger und Radfahrer heraus. Der gesamte Verkehrsknoten wurde durch das Vorziehen der Seitenräume für alle Verkehrsteilnehmer übersichtlicher. Pfosten und 16 Fahrradbügel verhindern illegale Halt-und Parkvorgänge in den Kurvenbereichen und bieten zusätz-lich Abstellmöglichkeiten für insgesamt 32 Fahrräder. Hierdurch wird nicht nur die Fahrradstraße, sondern vor allem der Kreuzungsbereich für alle Teilnehmer sicherer.
Im Bestand der Berliner Straße war die Situation noch unübersichtlich. Beidseitig der Straße verliefen nicht benutzungspflichtige Radwege. Diese waren lediglich mit einer Markierungslinie vom Gehweg getrennt und durften nur in einer Richtung befahren werden. Aufgrund unterschiedlicher Bewegungs- und Fahrgeschwindigkeiten ent-standen im Seitenraum häufig Konflikte zwischen Fußgängern und Radfahrern. Zudem kam es im Kreuzungsbereich mit der Lameystraße regelmäßig zu Konflikten zwischen dem Rad- und Kfz-Verkehr.
„Im zweiten Bauabschnitt, der im März dieses Jahres folgte, wurde der Einmündungsbereich Berliner Straße/ Goethestraße umgebaut. Durch diese Maßnahme wird der Radverkehr nun in das weiterführende Radnetz in Richtung Friedrich-Ebert-Brücke sowie Nationaltheater strukturiert eingebunden“, erläutert Christa Backhaus-Schlegel, Fachbereichsleiterin Tiefbau, die letzten Arbeiten. „Es wurden unter anderem die komplette Berliner Straße sowie die Querung der Goethestraße, zum Großteil grundhaft, saniert, in den Gehwegen der Berliner Straße wurden Leerrohre für einen künftigen Glasfaserausbau vorgesehen und die komplette Lichtsignalanlage an der Kreuzung Berliner Straße / Goethestraße / Kolpingstraße erneuert. Dabei wurde auch die Querung der Goethestraße für Fußgänger und Radfahrer verbessert, Radfahrer können nun sicher die Goethestraße in einem Zuge queren. Durch die neue Lichtsignalanlage in der Berliner Straße wurden ebenso die Wünsche der Anlieger berücksichtigt, den früher praktizierten
Schleichverkehr vom Friedrichsring zu erschweren“, so die Fachbereichsleiterin weiter.
Klaus Elliger, Fachbereichsleiter Stadtplanung, fügt an: „Das Thema Verkehrswende wird in Mannheim sehr ernst genommen und wir arbeiten mit Hochdruck an vielen Projekten die den Umstieg vom motorisierten Individualverkehr zum Radverkehr sowie zum öffentlichen Personennahverkehr attraktiv machen“. Ein Erfolg kann dabei bei der Annahme der Fahrradstraße durch die Bevölkerung schon nach dem ersten Bauabschnitt in der Berliner Straße verzeichnet werden. „Bei unserer ersten Raddauerzählstelle, die sich an der Friedrich-Ebert-Brücke in direkter Verlängerung der Fahrradachse Berliner Straße befindet, konnten wir in den letzten Jahren einen stetigen Anstieg der Radfahrerinnen und Radfahrer feststellen. Im Jahre 2015 fuhren 1,09 Millionen Radfahrende über die Brücke; 2018 waren es 1,26 Million. Durch diese Zunahme ist es nur folgerichtig, in ein leistungsfähiges Radverkehrsnetz zu investieren“, so der Baudezernent.
„Vor dem Umbau der Berliner Straße wurde auch dort eine Verkehrszählung durchgeführt, bei der Auto- und Fahrradverkehr etwa gleich stark verteilt waren. Nach der Umwidmung hat sich der Fahrradanteil wesentlich erhöht. Im Oktober 2018 hatten wir 1.900 Kraftfahrzeuge und 2.900 Fahrradfahrer“, fügt Elliger an.
Mit der nun fertiggestellten Berliner Straße sind sechs der, im Rahmenkonzept „Fahrradstraßen“ vorgesehenen, sieben Haupt-Radachsen als Fahrradstraßen umgesetzt. In diesem Sommer folgt die noch ausstehende Tattersallstraße. Auf Grundlage des sichtbaren Erfolgs, werden in diesem Jahr zudem die Casterfeldstraße, und in den nächsten Jahren die Luisenstraße, die Richard-Wagner-Straße sowie die Meerfeldstraße zu Fahrradstraßen zusätzlich umgewandelt.