Bilanz: zweites Jahr „Mannheimer Jugendberufsallianz“
„Kein Jugendlicher soll verloren gehen“ – unter diesem Motto haben die Stadt Mannheim, die Agentur für Arbeit Mannheim, das Regierungspräsidium Karlsruhe, das Staatliche Schulamt Mannheim und das Jobcenter Mannheim im Juli 2017 mit der „Mannheimer Jugendberufsallianz“ eine enge Kooperation zwischen den Institutionen vereinbart. Bildungsgerechtigkeit und Chancengleichheit sind die ambitionierten Ziele der „Mannheimer Jugendberufsallianz“, da gerade beim Übergang von der Schule in den Beruf vielen Jugendlichen die Orientierung fehlt. Eine Auswertung, was im zweiten Jahr seit Abschluss erreicht wurde und wo weitere Schwerpunkte gesetzt werden sollen, erläutern die beteiligten Akteure von Stadt, Arbeitsagentur, Jobcenter, Regierungspräsidium und Staatlichem Schulamt in einem gemeinsamen Pressegespräch.
Durch den direkten, institutionsübergreifenden Kontakt der beteiligten Akteure werden die Bedürfnisse der einzelnen Jugendlichen schnell erkannt und diese unbürokratisch an die richtige Stelle geleitet. So können die individuellen Potenziale der Jugendlichen erkannt und Maßnahmen nach gemeinsamer Planung effektiv umgesetzt werden.
„Mit der Jugendberufsallianz möchten wir den Übergang von der Schule in den Beruf noch effizienter und frühzeitiger unterstützen sowie die Ausbildungschancen und damit die beruflichen Perspektiven junger Menschen noch weiter verbessern. Neben der schulischen Förderung und der Zielsetzung, jedem Jugendlichen zu einem Schulabschluss zu verhelfen, geht es uns Kooperationspartnern insbesondere um die Förderung der sozialen und beruflichen Integration von benachteiligten oder von Benachteiligungen bedrohten jungen Menschen“, erläuterte Bildungsbürgermeisterin Dr. Ulrike Freundlieb. Seitens der Stadt sind hier insbesondere das Jugendamt mit den Sozialen Diensten sowie der Fachbereich Bildung durch verschiedene Projekte eng in die Kooperation eingebunden. Als Beispiele aus dem zweiten Jahr seit Bestehen der Allianz stellte die Bürgermeisterin etwa das Projekt „Beschäftigungsförderung und Jugendhilfe gemeinsam anpacken – BeJuga“ vor, bei dem das Jugendamt der Stadt in Kooperation mit dem Job-Center Mannheim und einem Träger zu einem von zwölf Modellstandorte in Deutschland wurde (https://wm.baden-wuerttemberg.de/de/arbeit/arbeitsmarktpolitik/landesprogramm-neue-chancen-auf-dem-arbeitsmarkt). Der „Schnupperkurs Beruf“ an einer Werkrealschule ermöglicht geflüchteten oder zugewanderten Jugendlichen praktische Einblicke in unterschiedliche Berufsfelder, während bei dem Projekt „INKOM“ minderjährigen Flüchtlingen in Workshops, Sprach- oder Präsentationstrainings berufliche Kompetenzen vermittelt werden.
Die Bildungsplattform Mannheim (https://bildungsplattform-mannheim.de) informiert über Kooperationspartner, Fördermöglichkeiten und Projekte rund um die Institution Schule. Sie erreicht monatlich rund 10.000 Seitenaufrufe. Seit Mai dieses Jahres steht nun auch ein Veranstaltungskalender bereit, der über aktuelle Bildungs- oder Berufsinformationsveranstaltungen informiert. Am Übergang Schule-Beruf konnte bei den Jugendlichen, die von einem Ausbildungslotsen betreut wurden, die unmittelbare Übergangsquote in duale Ausbildung im Schuljahr 2017/18 mit 38 Prozent (gegenüber dem Vorjahr mit 31,8%) deutlich gesteigert werden. Eine zentrale Aufgabe im kommenden Jahr werde es sein, den deutlichen Ausbau der Berufsberatung der Agentur für Arbeit mit den kommunalen Unterstützungsangeboten am Übergang Schule-Beruf zu verzahnen, blickte Freundlieb in die Zukunft.
Ulrich Manz, Vorsitzender Geschäftsführer der Agentur für Arbeit Mannheim, ergänzte: „Mit unseren Berufsberatungsangeboten – direkt in den Schulen – unterstützen wir, die Agentur für Arbeit Mannheim und das Jobcenter Mannheim, Jugendliche auf ihrem Weg ins Berufsleben.“ Durch den in enger Zusammenarbeit mit den Kooperationspartnern und den lokalen Trägern erstellten und für alle zugänglichen Angebotskatalog sei diese Unterstützung noch wirksamer gestaltet worden. „Die so eingerichteten unbürokratischen Kommunikationskanäle vereinfachen dabei den Austausch von Informationen und die Absprachen zur Koordinierung geeigneter Maßnahmen. So können Doppelstrukturen vermieden und Betreuungslücken ge-schlossen werden. Jedem Jugendlichen wird so eine individuelle Integrationsstrategie angeboten“, führte Manz aus. So arbeiten beispielsweise neben den Berufsberatern der Agentur für Arbeit noch Ausbildungslotsen und Berufseinstiegsberater (über die Stadt Mannheim) und Tandemlehrer in den Schulen (je nach Schulform über das staatliche Schulamt oder das Regierungspräsidium). „Gerade hier ist eine funktionierende interne Kommunikation entscheidend, um dem Jugendlichen möglichst viele Anlaufstellen anbieten zu können. Dieser niederschwellige Zugang zu Hilfs- und Unterstützungsmaßnahmen ist wichtig, um wirklich jeden zu erreichen“, so Manz.
„Gerade an den Übergängen Schule/Beruf und in der Kooperation mit dem Jugendamt hat sich die Zusammenarbeit bewährt“, betonte auch Dr. Jens Hildebrandt, Geschäftsführer des Jobcenters Mannheim.
„Auch im letzten Jahr hat sich gezeigt, dass die Kooperation vor Ort der Schlüssel für die Zukunftsplanung junger Menschen mit schwierigen Ausgangslagen ist“, sagte Jens Tiedemann, Schulreferent beim Regierungspräsidium Karlsruhe. Im Zuge der Neuausrichtung der Schulverwaltung und der damit verbundenen stärkeren Begleitung der Schulen im Bereich der Qualitätsentwicklung wird auch die gelingende berufliche Orientierung eine der zentralen Gradmesser für eine erfolgreiche pädagogische Arbeit an den beruflichen Schulen sein.“
„Kein Schüler und keine Schülerin darf verloren gehen“, stellte Hartwig Weik, Amtsleiter des Staatlichen Schulamtes Mannheim, als Darlegung des gemeinsamen Zieles heraus. Diese Willenserklärung, an dieser Gelenkstelle gemeinsam Verantwortung zu übernehmen, sei nach Aussage des Amtsleiters auch in dem jetzt abgelaufenen Schuljahr zielführend gelungen. Um dies zu untermauern, führte er den Arbeitskreis „Stärkung der Kooperation zwischen Elternhaus und Schule“ an, der sich in den vergangenen Monaten grundlegend mit der Weiterentwicklung dieser Thematik befasst hat und diesbezüglich im laufenden Schuljahr mit vier Schulen in die Erprobung gehen wird.
Weik nannte des Weiteren das Netzwerktreffen des sogenannten Mannheimer Trios, bestehend aus „Tandemlehrer – Ausbildungslotsen – Berufsberater“, das in verlässlicher Regelmäßigkeit mit den Schulen stattfindet. Auch in dem Tag der Berufsorientierung, der auch in diesem Schuljahr am Dienstag, 22. Oktober in der IHK Rhein-Neckar, Haus der Berufsbildung Mannheim, durchgeführt wird sowie in der besonderen Zusammenarbeit im Bereich der „Lebensbegleitenden Berufsberatung“ mit der Agentur für Arbeit sieht der Amtsleiter weitere herausragenden Belege für die effektive Kooperation von Stadt Mannheim, Agentur für Arbeit, Regierungspräsidium Karlsruhe und Staatlichem Schulamt Mannheim. Die Weiterführung dieser gewinnbringenden und zielführenden Zusammenarbeit bezüglich der gemeinsamen Verpflichtung sei von großer Bedeutung und diese gelte es auch in dem nun angelaufenen Schuljahr weiterzuführen, so Weik abschließend.
Jenseits des Blicks auf das bereits Erreichte vereinbarten die Partner mit Blick auf zukünftige Herausforderungen und den notwendigen Strukturen, um diesen gerecht zu werden, eine regelmäßige Trägerversammlung der Jugendberufsallianz sowie die Bildung themenbezogener Untergruppen, die sicherstellen sollen, dass das erfolgreiche Tun auch nachhaltig wirkt.