Bereits im Januar 2019 hat die Stadt Mannheim den vierten Mannheimer Bildungsbericht veröffentlicht, der alle relevanten Entwicklungen in der kommunalen Mannheimer Bildungslandschaft darstellt und hierbei auf der Basis der verfügbaren Daten aktuelle Sachstände wie auch längerfristige Entwicklungsverläufe aufzeigt. Zur Präsentation der wichtigsten Ergebnisse des Berichts und deren Diskussion hatte die Stadt Mannheim am Mittwoch zu einer Fachveranstaltung in den Ratssaal des Stadthauses in N1 geladen. Rund 80 interessierte Gäste, darunter viele Bildungsexperten aus der Kommunalpolitik und Verwaltung, aus Schulen und Einrichtungen der frühkindlichen Bildung sowie aus Institutionen mit non-formalen Bildungsangeboten waren der Einladung gefolgt.
In einem einleitenden Vortrag ging Bildungsbürgermeisterin Dr. Ulrike Freundlieb insbesondere auf die wachsenden und zugleich in ihrer Zusammensetzung vielfältiger werdenden Bevölkerungsanteile der Gruppe der Kinder und Jugendlichen ein sowie auf die damit einhergehenden Chancen und Herausforderungen. Anschließend stellten die drei im Dezernat Bildung, Jugend, Gesundheit angesiedelten Fachbereiche Bildung, Tageseinrichtungen für Kinder sowie Jugendamt und Gesundheitsamt die Kernergebnisse des Bildungsberichts gemeinsam vor. Anhand von Grafiken veranschaulichten sie die Zusammenhänge zwischen der aufgrund von steigenden Geburten- und Zuzugsraten wachsenden Bevölkerung, deren Teilhabe an den kommunalen Bildungsstrukturen und bestimmten statistischen Merkmalen der Bevölkerungen in den 24 Mannheimer Stadtteilen. Diese sind in fünf verschiedene Sozialraumtypologien eingeteilt, an denen das kommunale Bildungsmonitoring in Mannheim orientiert ist. Die Sozialraumorientierung ist eine wesentliche Grundlage für eine wirkungsorientierte Steuerung, um die strategischen Ziele der Stadt wie Chancengleichheit oder Bildungsgerechtigkeit zu erreichen. Dabei gilt es, fachbereichsübergreifend die gesamte Bildungskette zu bearbeiten. Durch die sozialräumliche Perspektive des Mannheimer Bildungsmanagements können bildungspolitische Maßnahmen insbesondere in Stadtteilen und Quartieren mit komplexer soziokultureller Dynamik aufgesetzt werden mit einer klar definierten Wirkung.
Bildungskette fachübergreifend bearbeitet
Im Anschluss an die Präsentation beantworteten die Bürgermeisterin und die drei Fachbereichsleitungen die Fragen des Fachpublikums. Zum Abschluss der Veranstaltung richtete die Bürgermeisterin einen Appell an die Landes- und Bundespolitik: Neben den immensen kommunalen Pflichtaufgaben und dem darüber hinausgehenden außerordentlich hohen, freiwilligen Engagement der Städte im Bildungsbereich böten gerade das Mannheimer Vorgehen, die hier bisher erreichten Erfolge und auch die weiter bestehenden Herausforderungen mit Blick auf die sozialräumliche Orientierung Anlass dazu, die Ausstattung der Schulen maßgeblich an den jeweils zu bewältigenden sozialen Problemlagen in den Stadtteilen und Quartieren zu bemessen. Nur durch ein konsequentes Umdenken könne künftig gewährleistet werden, dass Bildungsgerechtigkeit vom frühen Kindesalter an zu einer echten Teilhabegerechtigkeit bis ins hohe Erwachsenenalter führe. Freundlieb dankte den Bildungsschaffenden vor Ort wie auch der Mannheimer Kommunalpolitik für die Zusammenarbeit auch in schwierigen Fragen und rief alle Beteiligten auf, die Wirkung dieses gemeinsamen Handelns auch weiterhin konstruktiv zu hinterfragen, und den Mut zur Innovation und zum Blick über den eigenen Tellerrand aufzubringen.
Fachveranstaltung zum vierten Mannheimer Bildungsbericht
Die Mannheimer Bildungsberichterstattung hat sich zu einem qualifizierten Instrument der wirkungsorientierten Steuerung für das Themenfeld Bildung entwickelt. Entlang der Bildungsbiografie werden Entwicklungen dargestellt und analysiert, politisch signifikante Fragen aufgegriffen und die handlungsrelevanten Daten in den Fokus gerückt. Die Sozialraumtypologie hilft dabei, besondere Herausforderungen in den Stadtteilen zu erkennen und ihnen durch eine entsprechende Planung begegnen zu können. Die sozialräumliche Orientierung des Bildungsberichts, die eine Zuordnung zu einzelnen Quartieren und Institutionen ermöglicht, ist ausschlaggebend für kommunale Entscheidungsprozesse. So wurden beispielsweise der Einsatz von Unterstützungsangeboten oder der Ausbau von Eltern-Kind-Zentren, von Schulsozialarbeit und Ganztagsschulen gezielt auf die Sozialräume ausgerichtet, in denen die Bildungs- und Teilhabechancen optimiert werden sollen. Die sozialräumliche Orientierung hat dabei die Steuerung von Bildungsinvestitionen maßgeblich geprägt.
Schwerpunktthemen Bildungsgerechtigkeit, Integration, Inklusion und Betreuungsangebote
Der vierte Mannheimer Bildungsbericht gibt Antworten auf die Fragen, welche Herausforderungen bereits bewältigt wurden, welche noch bevorstehen und wo Mannheim auf dem Weg zu mehr Bildungsgerechtigkeit und Chancengleichheit steht. Im vierten Bildungsbericht zeigt sich insbesondere, dass für den Bildungserfolg neben der sozialen Herkunft weitere Einflussfaktoren, wie etwa ein Migrationshintergrund oder eine Berufstätigkeit der Eltern nach wie vor von großer Bedeutung sind.
Die Kapitelfolge des Berichts orientiert sich an der biografischen Entwicklung und spiegelt somit die biographiebegleitende Bildungskette wider; indem auf den vorschulischen Bereich das allgemeinbildende Schulwesen und das berufliche Schulsystem folgen. Auch dem erweiterten Bildungsbegriff wird im Kapitel „Non-formale Lernwelten“ Rechnung getragen. In dem Bildungsbericht wurde auch das Kapitel der frühkindlichen Bildung um sozialraumorientierte und qualitative Aspekte der Arbeitsschwerpunkte städtischer Kindertageseinrichtungen erweitert. Ziel in der Bearbeitung der lokalen Bildungskette ist es, spezifische Bedarfe mit Blick auf die sozialräumliche Herkunft datengestützt zu identifizieren und damit dazu beizutragen, Kindern eine möglichst vollumfängliche Teilhabe an frühkindlicher Bildung zu ermöglichen und Bildungsbenachteiligung von Anfang an entgegenzuwirken.