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Mannheim/Heidelberg: „Enkeltrick“ und „Falsche Polizeibeamte“; Betrugsmaschen überschwemmen seit Jahresbeginn die Region; SeniorInnen in Weinheim, Mannheim und Sandhausen geschädigt

17. Januar 2020 | Polizei

Betrugsdelikte wie der „Enkeltrick“ oder im Zusammenhang mit angebli-chen Polizeibeamten, auch verbreitet als „Falsche Polizeibeamte“ be-zeichnet, waren bis vor wenigen Jahren eher eine Randerscheinung.

Bei diesem bundesweiten Phänomen der sogenannten „Anrufstraftaten“ halten die Täter das Opfer oftmals stundenlang am Telefon fest und üben massivsten Druck auf sie aus.

Die Täter agieren meist aus Callcentern vom Ausland aus, nehmen fast ausschließlich mit älteren, vorwiegend weiblichen Opfern, häufig auch mit gefälschten Telefonanschlussnummern („Spoofing“) Kontakt auf und ge-ben sich als Polizeibeamte der örtlichen Polizeidienststelle aus. Des Weite-ren wird den Angerufenen häufig vorgetäuscht, dass es aufgrund eines geplanten Einbruchs erforderlich sei, Bargeld und Schmuck bis zur Festnahme der Täter vorübergehend durch die Polizei sicherstellen zu lassen. Im Vertrauen darauf, mit der „richtigen“ Polizei zu sprechen werden im Anschluss Bargeld, Schmuck, Goldbarren und EC-Karten an Abholer übergeben. Nicht selten kommen auch „falsche Staatsanwälte“ oder „Notare“ zum telefonischen Einsatz, die den Vortrag des angeblichen Polizeibeamten untermauern.

Beim „Enkeltrick“ geben sich die Betrüger am Telefon als Enkel, Neffen oder gar Kinder der SeniorInnen aus und täuschen eine finanzielle Notlage vor. In der Annahme, einem Angehörigen zu helfen, gehen die SeniorInnen zu ihrem Geldinstitut, um das geforderte Geld abzuheben. Anschließend übergeben sie den Betrag einem Boten, der vom vermeintlichen Angehörigen geschickt wird.

Betrugsdelikte in Form der „Falschen Polizeibeamte“ stellen mit Abstand den häufigsten „modus operandi“ der Anrufstraftaten dar. Während die Anzahl der registrierten Fälle im Bereich des Polizeipräsidiums Mannheim im Jahr 2015 noch bei 19 Fällen lag, stiegen die Fallzahlen von 87 im Jahr 2016 über 758 im Jahr 2017 auf nunmehr 1.454 Delikte im Jahr 2018 an. Für das Jahr 2019 liegen noch keine validen Daten vor.

Rund 98,5 Prozent dieser Straftaten blieben 2018 zum Glück im Ver-suchsstadium stecken. Obwohl die Täter damals in nur 22 Fällen oder 1,5 Prozent aller Fälle erfolgreich waren, verursachten sie dennoch einen Schaden von knapp 760.000.- Euro.

Die Aufklärungsquote in diesem schwierigen Ermittlungsfeld lag aufgrund der hohen Anzahl der Fälle, die im Versuchsstadium bleiben, bei unter 5 Prozent. Betrachtet man hingegen die Anzahl der Fälle, bei welchen es tatsächlich zum Schadenseintritt kam, lag die Aufklärungsquote im Jahr 2018 bei über 60 Prozent. Vierzehn der 22 Fälle konnten geklärt werden.

Seit Jahresbeginn 2020 wird die Region (Mannheim/Heidelberg/Rhein-Neckar-Kreis) von „Enkeltrick“-Anrufen und Anrufen „Falscher Polizeibeamter“ förmlich überschwemmt. Während in den ersten beiden Wochen des neuen Jahres 20 Fälle des bandenmäßigen Betrugs durch „Enkeltrick“ registriert wurden, wurden 105 Taten durch sogenannte „Falsche Polizeibeamte“ bei der Polizei gemeldet. Die Dunkelziffer noch nicht gemeldeter Taten dürfte nach den bisherigen Erfahrungen allerdings sehr hoch sein.

Während der allermeiste Teil im Versuchsstadium stecken blieb, waren Täter in drei Fällen erfolgreich. Dabei erbeuteten sie insgesamt Bargeld und Münzen in Höhe von mehreren zehntausend Euro.

Am Freitag, den 10. Januar meldete sich bei einer 90-jährigen Seniorin in Weinheim ein bislang unbekannter Mann, der sich als Enkel ausgab und vortäuschte, einen Verkehrsunfall gehabt zu haben. Für die Fahrzeugreparatur benötige er einen fünfstelligen Betrag. Um die Dame zur Bank zu fahren, bestellte der Unbekannte für sie noch ein Taxi. Wieder zuhause holte eine Frau (ca. 50 Jahre; hellblonde, schulterlange Haare; schlank; deutsches Aussehen), die als Botin fungierte, das Geld sowie Schmuckstücke ab. Ein weiterer Fall am selben Tag in Hirschberg-Leutershausen mit identischem Sachverhalt scheiterte zum Glück. Ein aufmerksamer Bankangestellter händigte der 76- jährigen Kundin das Geld nicht aus.

Am Dienstag, den 14. Januar wurde ein über 80 Jahre altes Ehepaar aus Mannheim von einem „Enkeltrickbetrüger“ um eine sehr hohe Summe gebracht. Die Anruferin, die sich als Verwandte namens Claudia vorstellte, gab vor, für einen Immobilienkauf eine größere Bargeldsumme zu benötigen. Das Ehepaar, das in der Innenstadt wohnt, übergab einer Abholerin (ca. 35-40 Jahre; ca. 165-170 cm; normale Figur; auffällige Fingernägel; Kopftuch, sprach Deutsch mit Akzent) Münzen und Goldbarren.

Am Montag, den 13. und am Dienstag, den 14. Januar ereignete sich in Sandhausen ein ähnlicher Fall, der an Dreistigkeit kaum zu überbieten ist. Ein bislang unbekannter Anrufer gab sich bei einer 73-jährigen Frau als Polizeibeamter aus und täuschte ihr vor, dass Ermittlungen gegen Angestellte örtlicher Banken laufen. Zur Untermauerung der Aussagen, schaltete sich ein weiterer Anrufer ein, der sich als Staatsanwalt ausgab. Sowohl über den Dienstag, als auch dem darauffolgenden Mittwoch hinweg, setzte der Anrufer die Frau derart unter psychischen Druck, dass sie am späten Mittwochnachmittag, kurz nach 17 Uhr, schließlich einen hohen Bargeldbetrag an einen Abholer (ca. 30 Jahre; ca. 175-185 cm; dunkle, kurze Haare; dichter Vollbart; dunkler Teint, dunkle Augen, schlanke, sportliche Figur; dunkle Kleidung, braune Schuhe) übergab.

Da nicht ausgeschlossen ist, dass es in den nächsten Tagen und Wochen zu weiteren ähnlich gelagerten Betrugsstraftatgen in Form des „Enkel-tricks“ und der „Falschen Polizeibeamten“ kommen könnte, bittet das Polizeipräsidium Mannheim Folgendes zu berücksichtigen:

– Immer misstrauisch sein, wenn sich Personen am Telefon als Ver-wandte, oder Bekannte oder gar als Polizeibeamte ausgeben und nach finanziellen Verhältnissen fragen.

 - Die Polizei wird Sie niemals um Geldbeträge bitten. 
 - Die Polizei ruft Sie niemals unter der Polizeinotruf-Nummer 110 an. 
 - Sprechen Sie am Telefon nie über Ihre persönlichen und finanziel-len Verhältnisse. 
 - Immer mit Familienangehörigen Rücksprache halten. 
 -Lassen Sie sich am Telefon nicht unter Druck setzen. Geben Sie Betrügern keine Chance, legen Sie einfach den Hörer auf. Das ist keinesfalls unhöflich! 

Auflegen sollten Sie, wenn:

 -Sie nicht sicher sind, wer anruft. 
 -Sie der Anrufer nach persönlichen Daten und Ihren finanziellen Verhältnissen fragt, z.B. ob Sie Bargeld, Schmuck oder andere Wertgegenstände im Haus haben. 
 - Sie der Anrufer auffordert, Bargeld, Schmuck oder andere Wertgegenstände herauszugeben, bzw. Geld zu überweisen, insbesondere ins Ausland. 
 - Sie der Anrufer unter Druck setzt. 
 - der Anrufer Sie dazu auffordert, zu Fremden Kontakt aufzu-nehmen, z.B. zu einem Boten, der Ihr Geld und Ihre Wertsachen mitnehmen soll. 

Glauben Sie Opfer eines Betrugs geworden zu sein? Wenden Sie sich sofort an die örtliche Polizeidienststelle und erstatten Sie Anzeige.

Im allen vorliegenden Fällen hat die Inspektion Wirtschaftskriminalität der Kriminalpolizeidirektion Heidelberg die Ermittlungen übernommen.

Personen, die Hinweise zu den Taten geben können, werden gebeten, sich mit dem Kriminaldauerdienst, Tel: 0621/174-4444 oder mit den jeweiligen Polizeirevieren in Weinheim, Tel.: 06201/1003-0, in Mannheim, Tel.: 0621/1258-0 oder dem Polizeirevier Wiesloch, Tel.: 06222/5709-0 sowie jeder anderen Polizeidienststelle in Verbindung zu setzen.

Quelle: Polizeipräsidium Mannheim


Weitere Polizeiberichte aus Mannheim, Heidelberg und der Umgebung
in unserer Rubrik: Blaulicht

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