Vielen ist es schon passiert. Man verlässt das Haus oder die Wohnung, um beispielsweise nur noch schnell die Post aus dem Briefkasten zu holen und dann das: Die Haus- oder Wohnungstür ist zugeschnappt und der Haustür- oder Wohnungsschlüssel liegt in der Wohnung. Bei keinem Nachbarn oder Angehörigen ist ein Schlüssel deponiert. Der beste Weg ist, so denken viele, einen Schlüsseldienst anzurufen, dessen Notrufnummer sie über das Internet herausfinden.
Dass dieser gute Rat im wahrsten Wortsinn „teuer“ werden kann, bekamen viele Menschen in der Region bereits zu spüren. Letztmals am Mittwochmittag, als sich eine 33-Jährige im Heidelberger Stadtteil Wieblingen ausschloss und einen Schlüsseldienst verständigte. Über 1.000.- Euro bezahlte sie dem Handwerker, der mit einem Kombi mit E-Kennzeichen, ausgegeben von der Stadt Essen, angefahren kam und mit wenigen Handgriffen die Tür öffnete. Bei der Kontaktaufnahme über eine 0800-Nummer war der jungen Frau zuvor versprochen worden, dass die Türöffnung nur etwas über 200.- Euro kosten würde. Sie erstattete umgehend Anzeige bei der Polizei, die die Ermittlungen wegen Betrugs- und Wucherverdachts aufnahm.
Noch schlimmer traf es eine Mannheimer Familie, die zu Beginn des Neuen Jahres vors Haus ging, um das Feuerwerk zu bestaunen. Auch hier schnappte die Tür zu und der Schlüssel lag in der Wohnung. Über 1.400.- musste sie berappen.
Beide Fälle stehen beispielhaft für schwarze Schafe im Schlüsseldienstgewerbe, die in Notfällen überhöhte Preise verlangen und zudem ihre Opfer zum Teil noch unter Druck setzen, die horrenden Preise zu bezahlen. Wie das Betrugsdezernat der Kriminalpolizeidirektion Heidelberg feststellte, nehmen die Verdachtsfälle in der Region mit Schwerpunkt Mannheim (2018: 30 / 2019: bislang 18) und Heidelberg (2018: 15 / 2019: bislang 19) immer mehr zu.
Die gleiche Masche verwenden auch windige Rohrreiniger, die sich ihre Dienstleitungen, das Reinigen verstopfter Abflussrohre, überteuert bezahlen lassen.
Der Schwerpunkt der Verdachtsfälle liegt jedoch eindeutig bei den Schlüsseldiensten, die nach ersten Erkenntnissen überregional „online“ ihre Dienste anbieten.
Waren es im Jahr 2018 noch insgesamt 105 Betrugsverdachtsfälle (Schlüsseldienst: 92/Rohrreiniger: 13), sind es im Jahr 2019 bislang insgesamt 67 angezeigte Fälle (Schlüsseldienst: 63/ Rohrreiniger: 4).
Die Ermittler gehen davon aus, dass die Zahl der angezeigten Fälle im Laufe des Jahres 2019 weiter ansteigen wird. Allerdings ist ihnen auch bewusst, dass die Dunkelziffer enorm sein dürfte. Viele Geschädigte informieren aus Scham nicht die Polizei.
Um nicht Opfer von betrügerischen Machenschaften unseriöser Schlüsseldienste zu werden, gibt die Polizei folgende Tipps:
– Schlüssel bei Nachbarn, Angehörigen oder vertrauten Personen deponieren.
- Immer ortsansässige Schlüsseldienste beauftragen.
- Festpreis vereinbaren.
- Wenn möglich, vor Auftragsvergabe, vertraute Personen um Rat fragen.
- Nicht unter Druck setzen lassen.
- Für den Fall der Fälle, Schlüsseldienste vorab im Handy speichern.
- Die kriminalpolizeilichen Beratungsstellen in Mannheim, Tel.: 0621/174-1212 und Heidelberg, Tel.: 06221/99-1234 sowie Verbraucherzentralen können auch weiterhelfen.
- Im Verdachtsfall jedoch immer sofort die örtlich zuständigen Polizeidienststelle informieren oder aber auch den Polizeinotruf 110 wählen.
Quelle: Polizeipräsidium Mannheim
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