Vorgetragen von Bettina Franke und musikalisch begleitet von Laurent Leroi – Hybridveranstaltung am 24.10.2021 um 17 Uhr im Port 25 und über Zoom
„Auch zum Zögern muss man sich entschließen.“ Stanisław Jerzy Lecs „unfrisierte Gedanken“ lassen Leserinnen und Leser schmunzeln und entlarven beim genauen Zuhören Brillanz und Menschenkenntnis. Das kurze Auflachen entpuppt sich häufig als reinigende Katharsis aus der Diskrepanz harmlos klingender Aussagen und ihrer eigentlichen Bedeutung. „Die Maschinen haben eine unsichere Zukunft. Der mechanisierte Mensch könnte sie verdrängen.“ Angesichts des Phänomens Künstlicher Intelligenz ein Satz, der die Qualität über das Gehörte nachsinnen zu müssen, nicht verloren hat.
Mehrsprachig und ohne Vaterland wurde Stanisław Jerzy Lec 1909 als Sohn eines Bankdirektors und einer sephardischen Mutter in Lemberg/Galizien geboren. 1914, nach dem Einmarsch russischer Truppen, floh die Familie nach Wien. Später studierte Lec in Lemberg (später Lwow bzw. Lwiw) Polonistik und Jura. Danach lebte und arbeitete er als Journalist in Warschau, Lemberg, Wien und Israel. Mit der politischen Liberalisierung 1956 begann seine Laufbahn als polnischer Aphoristiker in Warschau, bis er dort 1966 starb.
Mehrsprachig leben auch viele aus Polen und anderen Ländern eingewanderte Menschen in Mannheim. Mit dem sarkastischen Humor von Stanisław Jercy Lec lassen sich viele Situationen in der Emigration und in der neuen Heimat einfacher ertragen.
Die Mannheimer Schauspielerin Bettina Franke liest ausgewählte Kurztexte, Gedichte und Aphorismen aus „Sämtliche unfrisierte Gedanken“, HANSER Verlag. Sie wird auf dem Akkordeon von Laurent Leroi begleitet.
Die Lesung ist eine Kooperation von Port25 – Raum für Gegenwartskunst, dem Verein KulturQuer QuerKultur Rhein-Neckar und dem Kulturamt Mannheim, die Begegnungen via Literatur ermöglichen wollen. Sie gehört zum Rahmenprogramm von „Harte Zeiten / Ciężkie Czasy“ – ein deutsch-polnisches Projekt, das auf Dialog zwischen Deutschland und Polen – via Kunst – ausgerichtet ist. Mit Ausstellungen, dem Austausch zwischen Künstlerinnen und Künstlern sowie einem Symposium wurden deutsch-polnische Treffen im Rahmen der Kunst gelebt. Kunst als Spiegel der Gesellschaft regt zur Reflexion an und wirft Fragen auf.
Info: Die Veranstaltung ist kostenfrei. Es handelt sich um eine Hybridveranstaltung, wobei die Plätze im Port 25 – Raum für Gegenwartskunst (Mannheim Jungbusch, Hafenstraße 25) begrenzt sind. Eine Anmeldung ist erforderlich, dabei ist anzugeben, ob ein Besuch im Port25 oder der Zoom-Link gewünscht wird. Anmeldung bei [email protected].