Vor und in den Herbstferien ist es an der Brüder-Grimm-Schule in Feudenheim zu mehreren Fällen von Lungenentzündungen gekommen, die durch sogenannte Mykoplasmen hervorgerufen wurden. Die Infektionen können grundsätzlich auf eine gemeinsame Quelle zurückgehen oder auf mehrere. Um möglichst weitere Krankheitsfälle mit Lungenentzündung durch Mykoplasmen zu vermeiden, richten sich die vorsorgenden Maßnahmen von Schule und Gesundheitsamt neben der Brüder-Grimm-Schule auch an die Schülerinnen und Schüler der Bertha-Hirsch-Schule und der Wallstadt-Schule. Ein Teil der Schülerinnen und Schüler dieser drei Schulen war in den Herbstferien in der gemeinsamen Hortbetreuung.
Seitdem die Schulleitung nach den Herbstferien am 4. November das Gesundheitsamt informiert hat, ist an der Brüder-Grimm-Schule in Feudenheim kein weiterer Fall einer durch Mykoplasmen hervorgerufenen Lungenentzündung bei einem Schüler oder einer Schülerin festgestellt worden. Da die Ansteckungsfähigkeit bei Mykoplasmen bis zu vier Wochen betragen kann, können jedoch immer noch Ansteckungen erfolgen und Erkrankungen auftreten. Deshalb sind die vorbeugenden Maßnahmen unverändert wichtig.
Das Gesundheitsamt bittet die Eltern daher nachdrücklich darum, der Schule mitzuteilen, wenn bei ihrem Kind von einem Arzt eine Lungenentzündung festgestellt wurde. Kinder mit Lungenentzündung dürfen die Schule nicht besuchen. Die Schulen sind derzeit dazu angehalten, bei Krankmeldungen von Kindern nachzufragen, ob die Kinder an einer Lungenentzündung leiden. Um Übertragungsketten in der Schule zu verhindern, appelliert das Gesundheitsamt dringend an die Eltern, kranke Kinder (z.B. mit starkem Husten oder Fieber) nicht in die Schule und eine Nachmittagsbetreuung zu schicken und Verständnis dafür aufzubringen, ihr Kind bei Krankheitszeichen von der Schule abzuholen, wenn sie von der Schule angerufen werden.
Wenn dabei stark hustende Kinder zum Schutz der gesunden Kinder vor Infektionen aus den Klassen herausgenommen und bis zur Abholung gemeinsam mit gewährleisteter Aufsichtspflicht in gesonderten Räumen betreut werden, folgt die Schule damit den Empfehlungen des Gesundheitsamtes.
Mykoplasmen
Mycoplasma pneumoniae, ein Bakterium, ist einer der häufigsten Erreger von bakteriellen Lungenentzündungen (Pneumonie) bei Kindern. Sie können auch Atemwegsinfektionen wie Rachenentzündungen oder Bronchitis verursachen. Die Symptome der durch Mykoplasmen verursachten sogenannten „atypischen Pneumonie“ sind in der Regel leichter ausgeprägt als bei den klassischen bakteriellen Lungenentzündungen. Sie ist häufig begleitet von meist trockenem Reizhusten, Kopfschmerzen sowie Halsschmerzen mit oder ohne Fieber. In schwereren Fällen kann es auch zu Atemnot kommen. Spätestens dann sollte ein Arzt aufgesucht werden. Nicht selten braucht es nach der akuten Infektion einige Zeit, bis sich die Kinder von der Krankheit erholen.
Eine durch Mykoplasmen verursachte Lungenentzündung kann grundsätzlich in allen Altersgruppen auftreten, ist aber häufiger bei Kindern, Jugendlichen und jungen Erwachsenen. Die Übertragung kann vor allem beim Husten durch Tröpfchen über die Luft, aber auch durch Schmierinfektion erfolgen. Die Therapie der durch Mykoplasmen verursachten Lungenent-zündung erfolgt in der Regel mit speziellen Antibiotika, sogenannten Makroliden.
Neben den oben genannten Maßnahmen schult die Schule mit speziell geeignetem Unterrichtsmaterial alle Kinder, dass sie beim Husten die Ellenbeuge vor den Mund halten sollen und dass sie in jeder Pause die Hände waschen sollen. Ab sofort erfolgen zudem täglich desinfizierende Reinigungsmaßnahmen in der Schule.
Das Gesundheitsamt hat die Mannheimer Kinderärzte informiert und sie um Mitteilung von neu diagnostizierten Fällen gebeten und steht zudem mit der Kinderklinik in Kontakt.
Generell treten im Herbst und Winter jahreszeittypisch mehr Atemwegsinfekte (von der „normalen“ Erkältung bis zur Lungenentzündung) bei Kindern und Jugendlichen auf als im Sommerhalbjahr. Derzeit wird sicherlich bei zahlreichen Kindern und Jugendlichen in Mannheim die Diagnose eines Atemwegsinfekts oder auch einer Lungenentzündung gestellt – in den meisten Fällen jedoch ohne den Nachweis eines Erregers. Vor diesem Hintergrund gilt es, die richtige Balance zwischen einerseits erforderlichen und andererseits von Einzelnen als zu weit gehenden Schutzmaßnahmen zu treffen.
Schulleitung und Gesundheitsamt danken den Eltern für ihre Besonnenheit und konstruktive Unterstützung.