Der Schillerpreis 2020 wird an den Filmregisseur und Drehbuchautor Christian Petzold verliehen. Das beschloss der Gemeinderat der Stadt Mannheim am 16. Dezember 2019 in nicht öffentlicher Sitzung. Der Gemeinderat folgte damit dem Vorschlag des Preisgerichts.
„In den Filmen von Christian Petzold spiegeln sich deutsche Geschichte und Gegenwart in seltener Intensität. Petzold ist ein Meister des komplexen Erzählens. Statt einfache Lösungen anzubieten, hält er alles lieber in der Schwebe und öffnet so Gedankenräume. Raffiniert knüpft er dichte Fäden zwischen der Vergangenheit und der gesellschaftlichen Realität von heute“, begründet das Preisgericht die Wahl. So verlegt Petzold in seinem Film „Transit“ (2018) das Flüchtlingsdrama von Anna Seghers von 1942 in unsere Gegenwart und lässt den Text von damals auf Bilder von heute treffen. Durch diese Spannungen setzt er dem allgegenwärtigen Diskurs über Exil, Flucht und Migration eine andere Erzählung entgegen. Bereits in seinem ersten Spielfilm „Die innere Sicherheit“ (2000) geht der Filmregisseur und Drehbuchautor immer wieder neue, kühne Wege des Erzählens. Es geht um Fragen nach Heimat und Identität, Zugehörigkeit und Vereinzelung.
„Der Schillerpreis ist der wohl bedeutendste Preis, den die Stadt Mannheim vergibt. Mit ihm ehren wir Persönlichkeiten, die durch ihr Schaffen zur kulturellen Entwicklung in hervorragender Weise beigetragen haben. Christian Petzolds Werke zu gesellschaftlich relevanten Themen unserer Zeitgeschichte machen ihn zu einem prägenden Regisseur der deutschen Filmkultur“, so Oberbürgermeister Dr. Peter Kurz in seiner Funktion als Vorsitzender des Preisgerichts. Weiterhin gehören Kulturbürgermeister Michael Grötsch und Kulturamtsleiterin Sabine Schirra sowie die Juroren Luzia Braun, stellvertretende Leiterin des ZDF-Kulturmagazins „aspekte“, der Literaturkritiker Denis Scheck und Professor Dr. Joseph Vogl vom Institut für Deutsche Literatur von der Humboldt-Universität Berlin dem Preisgericht an, darüber hinaus jeweils ein Vertreter der Fraktionen und Gruppierungen im Gemeinderat.
Die Preisverleihung findet am Sonntag, 29. März 2020, 11 Uhr, im Schauspielhaus des Nationaltheaters Mannheim statt. Der Schillerpreis 2020 ist erstmals mit 20.000 Euro dotiert – damit wird das Preisgeld gegenüber den bisherigen Verleihungen verdoppelt. Mit dem Schillerpreis, der alle zwei Jahre von der Stadt Mannheim verliehen wird, werden Persönlichkeiten geehrt, die durch ihr Schaffen zur kulturellen Entwicklung in hervorragender Weise beigetragen haben. Er wurde 1954 anlässlich des 175. Jubiläums des Nationaltheaters gestiftet und erinnert an das Wirken des jungen Dramatikers, dessen „Räuber“ 1792 in Mannheim uraufgeführt wurden.