Projektträger schlagen Eckpfeiler für die nächste Phase vor / Gremienstart am 5. März
Das nächste Etappenziel im Masterplanverfahren Im Neuenheimer Feld / Neckarbogen kommt näher. Ab März 2020 beraten die politischen Gremien über die Entwicklungsperspektiven, die die Planungsbüros für den Campus erarbeitet haben. Als Kernfragen stehen an: Welche Ideen sollen in der nächsten Masterplan-Phase weiterverfolgt, welche verworfen werden? Welche Ansätze bringen die Qualitäten des Neuenheimer Feldes und seines Umfeldes nach vorne?
Zum Gremienstart haben die Projektträger Stadt, Universität und Land am Donnerstag, 27. Februar 2020, ins Marsilius-Kolleg ins Neuenheimer Feld geladen, um ihre Einschätzung zu den Ansätzen der Planungsteams zu erläutern. Einig sind sich die drei Projektträger darin, dass alle Büros vielversprechende Ansätze vorgelegt haben – und dass mit den besten Ideen aus allen vier Entwürfen in der nächsten Phase weitergearbeitet werden soll. Dabei solle es vor allem darum gehen, die Qualitäten des Wissenschafts- und Forschungsstandortes zu unterstreichen und in Zukunft noch weiter voranzubringen, so die Projektträger. Gleichzeitig solle dessen Erreichbarkeit, landschaftliche Einbindung, städtebauliche Qualität und das unmittelbare Umfeld genau betrachtet werden.
Die Projektträger schlagen als Erkenntnis aus dem bisherigen Prozess vier Eckpfeiler für die weitere Bearbeitung vor:
- Durch die Zusammenfassung von Nutzungen und Nachverdichtungen werden Quartiere herausgebildet und eine weitgehend autofreie Campusmitte gesichert.
- Das bestehende Baurecht für den Hühnerstein wird erst dann genutzt, wenn die wissenschaftsadäquaten Verdichtungspotenziale im heutigen Campus weitgehend ausgeschöpft sind. Geprüft werden soll auch ein „Bauflächen-Tausch“ zwischen Teilen des Hühnersteins und heutigen Sportflächen.
- Es soll eine durchgängige Freiraumverbindung vom Handschuhsheimer Feld durch den Campus bis zum Neckar geben. Das erhöht die Aufenthaltsqualität auf dem Campus und schafft ein engmaschiges, grünes Wegenetz für einen Campus der kurzen Wege.
- Der Neckarbogen wird in einer Tiefe von 60 Metern von Bebauung freigehalten. Die Aufenthaltsqualität für Campusnutzerinnen und -nutzer sowie Bürgerinnen und Bürger am Neckar wird gestärkt.
Die beste Basis, um diese Eckpfeiler in einem Entwurf zu vereinen, bieten nach übereinstimmender Einschätzung der drei Projektträger die städtebaulichen und freiraumplanerischen Ansätze des Teams Astoc. Weiterer Vorteil dieses Entwurfs: Das Konzept ist „integrationsfähig“, ermöglicht also die Kombination mit Lösungsansätzen der drei weiteren Planungsbüros. So sollen zum Beispiel Verdichtungspotenziale nach der Idee des Büros Höger angestrebt werden. Die bioklimatischen Effekte innerhalb des Campus sollen mit weiteren Ideen der Büros Heide und Höger optimiert werden. Und zwischen der nördlichen Bebauung und dem Handschuhsheimer Feld sollen grüne Übergänge nach dem Vorbild der Büros Heide und Möller entwickelt werden.
In Bezug auf den Verkehr sind sich die Projektträger einig, dass nur eine Kombination mehrerer Bausteine die notwendigen Verbesserungen erzielt. Hierfür sollen im weiteren Verfahren mehrere Ansätze weiter untersucht werden. Sie entstammen den bisherigen Arbeiten aller vier Planungsbüros.
Für die Wege innerhalb des Campus (innere Erschließung) sollen Mobilitäts-Hubs und der Aufbau einer Campus-Flotte geprüft werden. Für den Weg zum Campus (äußere Erschließung) sollen vier Ansätze weiter vertieft werden:
- Eine Seilbahn von einem P+R Parkplatz an der S-Bahn-Station Pfaffengrund/Wieblingen über den SRH Campus in Wieblingen in das Neuenheimer Feld und weiter bis zur Berliner Straße.
- Eine Straßenbahn von der S-Bahn-Station Pfaffengrund/Wieblingen über eine Neckarbrücke in das Neuenheimer Feld und über die Tiergartenstraße zur Berliner Straße. Die Brücke soll für den sogenannten Umweltverbund, also für Straßenbahn, Fußgänger, Radfahrer, sowie für Rettungsfahrzeuge zur Verfügung stehen.
- Eine Straßenbahn-Stichstrecke von der Berliner Straße über die Tiergartenstraße bis zum Sportzentrum Nord (sogenannter Nord-Ast).
- Ein Straßenbahn-Campusring von der Berliner Straße über eine Verbindung südlich des Technologieparks und nördlich der Straße „Im Neuenheimer Feld“ zur Tiergartenstraße und über diese nach Süden in Richtung Berliner Straße.
In jeder dieser Variante sollen Buslinien als Ergänzung oder Alternative geprüft werden.
Folgt der Gemeinderat diesen Vorschlägen, dann werden im weiteren Verfahren weder eine Autobrücke über den Neckar noch der sogenannte Nordzubringer durch das Handschuhsheimer Feld als Lösungsansätze weiterverfolgt.
Heidelbergs Oberbürgermeister Professor Dr. Eckart Würzner erklärt hierzu:
„Ich freue mich sehr, dass wir dem Gemeinderat eine gemeinsame Empfehlung von Universität, Stadt und Land vorlegen können. Das ist alles andere als selbstverständlich. Wir haben eine gemeinsame Grundvorstellung für die Entwicklung des Neuenheimer Feldes erarbeitet. Die Planungsbüros und die Bürgerbeteiligung haben viele wichtige Hinweise gegeben. Jetzt besteht die Chance, drei Dinge sicherzustellen: einen zukunftsfähigen Campus, einen attraktiven Freiraum am Neckarufer und eine klimafreundliche Verkehrslösung. Alle Pläne zeigen: Wir brauchen mindestens noch ein öffentliches Massenverkehrsmittel. Ich finde es sehr gut, dass wir uns hierzu mehrere Optionen erarbeiten. Jedes Planungsbüros hat wichtige Ideen eingebracht. Wir möchten mit Ideen aus allen vier Entwürfen weitermachen. Die beste Basis dafür bietet der Entwurf von Astoc, ergänzt um wichtige Elemente der Büros Heide, Höger und Möller.“
Der Rektor der Universität Heidelberg, Professor Dr. Dr. h.c. Bernhard Eitel, betont:
„Der Wissenschaftsstandort Heidelberg braucht klare und verlässliche Perspektiven für die Forschungseinrichtungen und die Klinika. Dazu gehört die Herausforderung, so zu planen, dass wissenschaftliche Belange, also Forschung und forschungsorientierte Lehre nicht eingeschränkt werden, dass für heute noch unbekannte Entwicklungen auch künftig angemessen gebaut werden kann und dass dabei der Campus gleichzeitig nutzer- und besucherfreundlich bleibt. Hierzu sind kreative, flexible Lösungen nötig, die Ideen aus allen vier Entwürfen aufgreifen sollen. Das Team Astoc hat mit seinen Überlegungen eine gute Grundlage geschaffen, die es erlaubt, weitere Ideen aus den anderen Entwürfen zu integrieren und sowohl heute als auch in Zukunft eine nachhaltige Entwicklung des Campus sicherzustellen.“
Der Amtsleiter von Vermögen und Bau Baden-Württemberg, Amt Mannheim und Heidelberg, Bernd Müller erklärt:
„Der Planungsprozess und die Bürgerbeteiligung in der Atelierphase haben viele hervorragende Ideen und Lösungsansätze für den Masterplan Im Neuenheimer Feld hervorgebracht. Diese haben wir identifiziert und zur weiteren Vertiefung vorgeschlagen. Dafür ist ein Entwurfskonzept erforderlich, in das sich möglichst viele dieser Lösungsansätze integrieren lassen. Besonders wichtig ist dem Land Baden-Württemberg, dass wir auch zukünftig flexibel auf sich stetig verändernde Anforderungen unter Beachtung des Klimaschutzes und der Nachhaltigkeit reagieren können. Also keine sture Festlegung auf einen der vier Entwürfe, sondern eine Kombination, die zu einer stimmigen, optimierten Gesamtperspektive führen soll. Die geeignetste Grundlage bietet dafür die Arbeit des Teams Astoc, die in der nächsten Planungsphase mit den besten Ideen der anderen drei Büros weiterentwickelt werden kann.“
Wie geht es weiter?
Am Donnerstag, 5. März 2020, wird der Bezirksbeirat Wieblingen über die Planungsansätze beraten. Es folgen der Bezirksbeirat Bergheim am Mittwoch, 11. März, der Bezirksbeirat Handschuhsheim am Donnerstag, 19. März, und der Bezirksbeirat Neuenheim am Dienstag, 24. März. Am Mittwoch, 1. April, wird sich der Stadtentwicklungs- und Verkehrsausschuss mit dem Thema befassen. Die Behandlung im Gemeinderat ist für Donnerstag, 7. Mai 2020, geplant: Dieser soll dann entscheiden, welche Planungsansätze in der dritten Phase des Masterplan-Verfahrens, der Konsolidierungsphase, weiterverfolgt werden.