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Medizinischen Versorgung im ländlichen Raum

29. Mai 2020 | Gesellschaft, Metropolregion

Theresia Bauer: „Wir erreichen eine noch bessere medizinische Versorgung im ganzen Land durch Vernetzung und zukunftsfähige Ausbildungskonzepte für unsere Medizinstudierenden“

Wissenschaftsministerin stellt „Landarzt-Track“ vor

„Die flächendeckende ärztliche Versorgung auch im ländlichen Raum zu sichern, ist eine der zentralen Herausforderungen für unser künftiges Gesundheitssystem. Das führt uns auch die Corona-Pandemie deutlich vor Augen. Wir können diese Herausforderung nur meistern, wenn wir die Medizinstudierenden frühzeitig für den Landarztberuf begeistern und sie für dieses Tätigkeitsfeld umfassend qualifizieren. Für die Zeit nach dem Studium bedarf es zudem konkreter Anreize, damit sich Absolventinnen und Absolventen in einer ländlichen Region niederlassen“, sagte Wissenschaftsministerin Theresia Bauer am Freitag (29. Mai) beim Besuch des Universitätsklinikums in Freiburg. Die Ministerin diskutierte mit Vertreterinnen und Vertretern des Universitätsklinikums und der Universität Freiburg und mit Medizinstudierenden, wie die medizinische Versorgung im ländlichen Raum trotz schwieriger Rahmenbedingungen auch langfristig sichergestellt werden kann.

Gemeinsam stellten Ministerin und Medizinische Fakultät das neue Neigungsprofil „Landarzt-Track“ vor, das ab dem kommenden Wintersemester 2020/21 im Medizinstudium in Freiburg und auch an allen anderen vier Standorten in Baden-Württemberg verankert werden soll. Das Landeskabinett wird sich demnächst mit einem umfassenden Maßnahmenpaket zur Stärkung der medizinischen Versorgung im ländlichen Raum befassen, das neben inhaltlichen Neuerungen im Medizinstudium den Ausbau der Medizinstudienplätze um jährlich 150 Plätze sowie eine engere Vernetzung zwischen Unikliniken, akademischen Lehrkrankenhäusern und Lehrpraxen beinhaltet.

„Wir sind in Baden-Württemberg schon sehr gut aufgestellt, was die Stärkung der Allgemeinmedizin angeht, besonders in der Kooperation zwischen Unikliniken und Lehrpraxen im ganzen Land. Mit unserem breit angelegten Maßnahmenpaket werden wir noch mehr Wirkung entfalten“, zeigte sich Bauer überzeugt. Ministerin und Uniklinik präsentierten zudem exemplarisch die Möglichkeiten der Telemedizin. In einer Landarztpraxis in Bötzingen/Kaiserstuhl ging es um konkrete Ansätze, wie niedergelassene Ärztinnen und Ärzte im ländlichen Raum und universitäre Spitzenmedizin vernetzt werden können.

Neigungsprofil Ländliche Hausarztmedizin – der „Landarzt-Track“

„Die allgemeinmedizinische Versorgung auf dem Land bietet viele spannende Perspektiven für angehende Ärztinnen und Ärzte. Ziel des ‚Landarzt-Tracks‘ ist es deshalb, frühzeitig Begeisterung für dieses Tätigkeitsfeld zu wecken, die dafür notwendigen Kompetenzen zu vermitteln und einen klaren Karriereweg in die primärärztliche Versorgung zu bahnen. Motivation und Freiwilligkeit sind der Schlüssel, um junge Menschen für diesen Beruf zu gewinnen“, betonte die Ministerin.

Mit dem neuen Neigungsprofil bieten die Medizinischen Fakultäten in Freiburg, Heidelberg, Mannheim, Tübingen und Ulm ihren Studierenden die Möglichkeit, bereits im Studium die vielfältigen Aspekte der Allgemeinmedizin kennenzulernen und sich optimal für eine spätere Tätigkeit auf dem Land zu qualifizieren. Die Studierenden können künftig in jedem Semester spezielle, inhaltlich aufeinander abgestimmte Ausbildungsmodule wählen. Der Einstieg ist in jeder Phase des Studiums möglich – vom „Landarzt-Track“ und der Stärkung der Allgemeinmedizin im Studium profitieren damit alle Medizinstudierenden. In den Kursen werden sie auch mit regionalen Akteuren wie etwa Hausärztinnen und Hausärzten, regionalen ambulanten und stationären Versorgungszentren sowie Gemeinden, Bürgermeisterinnen sowie Landräten zusammengebracht. „Die Idee dabei ist, die Studierenden bereits frühzeitig für eine Region zu interessieren und, was noch wichtiger ist, Kontakte dorthin zu knüpfen“, betonte Bauer.

„Durch den interdisziplinär ausgerichteten Ansatz leisten die Fakultäten zusammen mit dem Wissenschaftsministerium einen wertvollen Beitrag, um die allgemeinmedizinische Versorgung des ländlichen Raums auch in Zukunft zu sichern“, sagte die Ministerin. Nötig sei darüber hinaus ein umfassender Ansatz in weiteren Bereichen: Dazu zählten die engere Vernetzung und Anbindung der niedergelassenen Ärzte an die Forschung der Unikliniken vor Ort, die effektive Nutzung der Telemedizin, die Ausweitung innovativer Versorgungsmodelle wie Medizinische Versorgungszentren und nicht zuletzt auch infrastrukturelle Maßnahmen, beispielsweise bezüglich des Nahverkehrs oder Kulturangeboten, um die Attraktivität des Landarztberufes für junge Absolventinnen und Absolventen zu erhöhen. „Hier arbeiten wir innerhalb der Landesregierung mit ganzer Kraft zusammen“, so Bauer.

Vernetzung und Digitalisierung als Schlüssel der Medizin-Versorgung

„Mit unserem Maßnahmenpaket stärken wir auch die Vernetzung unserer Unikliniken mit den akademischen Lehrkrankenhäusern und Lehrpraxen, den kleineren Kliniken und den niedergelassenen Ärzten noch weiter. Zur besseren Abstimmung der akademischen Ausbildung mit den konkreten Anforderungen aus der Versorgung etablieren wir neue Strukturen der regionalen Vernetzung – die Medizinischen Fakultäten richten fünf Regionen für ärztliche Ausbildung ein, für die sie je besondere Verantwortung übernehmen“, sagte die Ministerin.

Mit dem „Landarzt-Track“ ist auch die weitere Digitalisierung der Forschung und Lehre verknüpft. „Indem wir in der medizinischen Versorgung digitale Lehr- und Lernformen stärker etablieren, überbrücken wir Distanzen und implementieren zugleich frühzeitig digitale Versorgungsansätze in der Fläche“, sagte Bauer. Exemplarisch ist hierfür das Projekt „Südbaden-Life“, das im Rahmen des „Forum Gesundheitsstandort Baden-Württemberg“ vom Wissenschaftsministerium mit 800.000 Euro gefördert wird.

Weitere Informationen

Medizinstudienplätze

Zum Wintersemester 2020/21 richtet das Land in zwei Stufen 150 zusätzliche Studienanfängerplätze Humanmedizin an den fünf Medizinischen Fakultäten in Freiburg, Heidelberg, Mannheim, Tübingen und Ulm ein. Damit gibt es 1.631 Studienanfängerplätze ab dem Studienjahr 2020/2021 und 1.699 Studienanfängerplätze ab dem Studienjahr 2021/2022 im Land.

„Südbaden-Life“

Im Mittelpunkt des vom Wissenschaftsministerium geförderten Projekts steht der Ausbau von Strukturen in unterversorgten Regionen Südbadens, um die Attraktivität der medizinischen Ausbildung, der späteren Weiterbildung und der langfristigen Existenzgründung vor Ort deutlich zu erhöhen. Der Aufbau und die Förderung von professionellen akademischen und interprofessionellen Netzwerkstrukturen durch Präsenz-Meetings wie auch durch interaktive digitale Plattformen sind dabei ebenso Bestandteil des Projekts wie die Integration innovativer Konzepte aus dem Bereich eHealth für eine bessere ländliche und primärärztliche Versorgung. Mehr Informationen unter: https://www.forum-gesundheitsstandort-bw.de/projekte/mwk/suedbaden-life-foerderung-der-laendlichen-medizinischen-versorgung

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