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Neue Knoten für das löchrige Netzwerk der Natur

3. Januar 2024 | Das Neueste, Rhein-Neckar-Kreis

Getreide mit weitem Saatreihenabstand und blühender Untersaat liefert Nahrung und Deckung für viele Feldvögel (Foto: LEV).

Der Biotopverbund im Rhein-Neckar-Kreis kommt voran

Wer aufmerksam spazieren geht, hat im Sommer möglicherweise farbenfrohe Blumenränder entlang der Wege bemerkt, sich über Wiesen mit altem Grasstreifen gewundert oder restaurierte Trockenmauern an Hängen entdeckt. Es könnte sich dabei um Maßnahmen für den Biotopverbund handeln. Die Kulturlandschaft unserer Heimat bietet zahlreichen Tieren und Pflanzen Lebensraum. Bunte Mähwiesen, Streuobstwiesen und Feuchtgebiete sind Hotspots der Artenvielfalt. Allerdings schwinden diese Lebensräume, und Arten können sich bei Veränderungen oder als Reaktion auf den Klimawandel nicht auf günstigere Flächen ausbreiten. Die Erhaltung der verbliebenen Lebensräume von Arten (Biotope) ist daher von immenser Bedeutung. Wenn es gelingt, sie miteinander zu vernetzen, können sich gesunde Bestände über solche Korridore verbreiten und austauschen. Dies ist das Ziel des Biotopverbunds. Viele Tierarten breiten sich nur über kurze Distanzen aus. Entlang linearer Biotope wie Gräben, Blühstreifen oder Steinriegel ist dies einfacher, daher sind sie besonders wichtig. Sogenannte Trittsteinbiotope eignen sich als Zwischenstationen für mobilere Arten. Insekten spielen dabei eine besondere Rolle, da sie unser Obst und Gemüse bestäuben und Nahrung für viele Vögel, Reptilien und Amphibien sind.

Bis 2030 soll der Biotopverbund in Baden-Württemberg 15 Prozent des Offenlandes umfassen. Immer mehr Kommunen erstellen dazu eine Biotopverbundplanung. Hierbei können sie sich 90 Prozent ihrer Planungskosten und 70 Prozent der Maßnahmenkosten vom Land fördern lassen. Auch im Gemeindeverwaltungsverband Elsenztal findet im Januar die öffentliche Auftaktveranstaltung für die Gemeinden Eschelbronn, Lobbach, Meckesheim und Spechbach statt. Hier werden der Öffentlichkeit das Projekt und die weiteren Beteiligungsmöglichkeiten vorgestellt. Aufgabe der Gemeinden beim Biotopverbund ist es, alle relevanten Daten zusammenzustellen und ein Fachbüro mit der Planung zu beauftragen. Sie werden dabei von den Biotopverbundbotschaftern unterstützt, die es in allen Landkreisen bei den Landschaftserhaltungsverbänden gibt. Sie beraten die Kommunen von der Ausschreibung über Fördermöglichkeiten bis zur Umsetzung und koordinieren den gesamten Prozess.

Verbundene Biotope sind für viele Schmetterlinge ein wichtiger Lebensraum (Foto: LEV).

Das Planungsbüro erstellt anhand von Unterlagen und Begehungen eine Bestandsaufnahme und erarbeitet konkrete Vorschläge. Dazu werden Arbeitskreise mit Landwirten und Gebietskennern gebildet, um auf die jeweilige Gemeinde zugeschnittene Maßnahmen zu entwickeln. So haben beispielsweise im letzten Jahr in der Gemeinde Mauer Flächenbegehungen mit ortsansässigen Gebietskennern und ein Runder Tisch mit lokalen Landwirten stattgefunden. Abgeschlossen wird die Biotopverbundplanung mit einer öffentlichen Abschlussveranstaltung, und dann geht es in die Maßnahmenumsetzung. Die Palette an möglichen Maßnahmen ist so vielfältig wie die Landschaft: Wiesen können durch verbesserte Mahd, richtige Beweidung und Stehenlassen von überjährigen Altgrasstreifen artenreicher werden. Wie auch Blühstreifen entlang von Wegen und Äckern bieten sie Insekten Nahrung und Lebensraum. Auf richtig gemähten Magerrasen gedeihen manchmal sogar seltene Orchideen. Neu angelegte Tümpel, Überschwemmungsmulden und Gewässerrandstreifen bieten Platz für Tiere, die es feucht brauchen. Und auf Äckern mit größerem Reihenabstand oder reduzierter Saatstärke haben auch Feldvögel wie das Rebhuhn oder die Feldlerche wieder eine Chance. Die Landnutzenden entscheiden dabei selbst über ihre Flächen, und die Durchführung von Landschaftspflegemaßnahmen bleibt freiwillig. Zur Umsetzung des Biotopverbunds stehen ihnen vielfältige Förderungen der Landwirtschafts- und Umweltverwaltung zur Verfügung.

 

Blumenbunte Magerrasen mit Wiesensalbei und Karthäuser-Nelken bieten Insekten einen reich gedeckten Tisch (Foto: LEV).

Kommunen haben die Wahl, ob sie für freiwillige Maßnahmen eine Förderung beantragen oder ob sie sich die Projekte beispielsweise auf ihrem Ökokonto anrechnen lassen. Auch Privatpersonen, Verbände und Vereine können sich einbringen. So leistet etwa die Nutzung artenreicher Streuobstwiesen einen wertvollen Beitrag zum Artenschutz. Allen Interessierten steht übrigens der Daten- und Kartendienst der LUBW im Internet kostenfrei zur Verfügung. Hier kann man Karten und Luftbilder einsehen oder nachschauen, ob vielleicht sogar auf dem eigenen Grundstück ein wertvolles Biotop ist. Mit dem Schutz der Natur und der Bewahrung des Artenreichtums unserer Kulturlandschaft erhalten wir auch unsere eigene Lebensqualität. Daher ist ein wirkungsvoller Biotopverbund eine wichtige Aufgabe jeder Gemeinde. Der Schlüssel zum Erfolg ist dabei die Zusammenarbeit aller Beteiligten vor Ort.

Biotopverbundbotschafter beim Landschaftserhaltungsverband Rhein-Neckar e. V. ist Herr Scherrer, erreichbar unter Tel. 06221/522-5394 oder unter [email protected].

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