Das Kreisforstamt stellt in diesem Jahr in einer neuen Serie zum Thema Waldnaturschutz verschiedene Projekte im Landkreis vor, die dem Natur- und Artenschutz im Wald dienen. Den Anfang macht ein echter Riese. Der Hirschkäfer (Lucanus cervus) ist mit bis zu 8 cm der größte in Mitteleuropa lebende Käfer
. Das namensgebende Erkennungsmerkmal ist das große „Geweih“, dass die Männchen tragen. Bei dem „Geweih“ handelt es sich um die Mundwerkzeuge der Insekten, sogenannte Mandibeln. Diese werden bei den Männchen hauptsächlich für Rivalitätskämpfe und zum Festhalten bei der Paarung verwendet. Die Weibchen hingegen sind etwas kleiner und haben keine so stark ausgeprägten Mandibeln. Beobachten kann man die Brummer beim Schwärmen an lauen Sommerabenden zwischen Mitte Juni bis Ende Juli.
Der Hirschkäfer ist in Deutschland vom Aussterben bedroht und deshalb streng geschützt. Er ist ein typischer Wald- beziehungsweise Waldrandbewohner und kommt hauptsächlich in lichten Eichenwäldern vor. Aus diesem Grund versucht die Forstwirtschaft mit verschiedenen Maßnahmen den Lebensraum des Käfers zu erhalten oder zu verbessern. Der adulte, also fertig entwickelte Hirschkäfer ernährt sich von Baumsäften, die an Rissen oder faulenden Stellen von Bäumen austreten. Bevorzugt wird der Saft von Eichen. „Eichen werden in unseren heimischen Wäldern oft von der Buche überwachsen und sind dementsprechend von Natur aus vergleichsweise selten“, so Revierförster Michael Jakob. „Durch forstwirtschaftliche Pflege können solche Wälder jedoch gezielt gefördert werden.“ Im Rhein-Neckar-Kreis liegt der Anteil der Eichen an der Waldfläche bei etwa 15 Prozent.
Für die Eiablage spielt die Baumart Eiche hingegen nur eine untergeordnete Rolle. Die Weibchen legen die Eier in mehrjährige, abgestorbene Holzstümpfe. Wichtig sind vor allem der Zersetzungsgrad, sowie der Standort des Bruthabitats. Nach der Paarung und der Eiablage sterben die Tiere oft kurze Zeit später. Zwei Wochen nach der Eiablage schlüpfen die Larven. Die meiste Zeit seines Lebens verbringt der Hirschkäfer in diesem Stadium. Bis zu sieben Jahre frisst die Larve das verpilzte Material der Wurzelstöcke und erreicht am Ende eine Größe von bis zu 10 cm. Sobald die Larve ausgewachsen ist, verpuppt sie sich im nächsten Juli. In der Puppe entwickelt sich der Käfer bis September.
Künstliches Habitat in Schriesheim
Dort verharrt er bis in den Mai, um dann als ausgewachsener Käfer auszufliegen und wieder auf Partnersuche zu gehen. Um die Käfer weiter unterstützen zu können, werden neben den natürlichen auch künstliche Habitate angelegt. Ein Beispiel für so ein künstliches Habitat ist der Hirschkäfermeiler der Gemeinde Schriesheim. Die Stämme müssen dafür mindestens einen Durchmesser von 30 cm besitzen und ca. 60 cm tief in den Waldboden vergraben werden. „Der Schriesheimer Meiler wurde im Jahr 2018 als Ausgleich für alte gefällte Buchen gebaut. Er dient heute dem Hirsch- und anderen Totholzkäfern als Brutstätte“, erklärt Förster Jakob. Etwa noch 30 weitere Jahre wird er seine Funktion als Brutraum erfüllen können, bis das Holz zu sehr zersetzt ist.
Wer sich den Schriesheimer Hirschkäfermeiler gerne anschauen möchte, findet ihn am Orteingang von Wilhelmsfeld bei dem Parkplatz „Hexenbesen“ in der Heidelberger Straße (Koordinaten: 49°28’08.5″N 8°45’12.7″E). Dort laden Tische mit Bänken zum Verweilen ein. Infotafeln geben weitere Einblicke in das Leben des Hirschkäfers und anderer Totholzbewohner.
Quelle: Landratsamt RNK