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Neues Residenzprogramm für freie Choreographen in Mannheim startet

30. Oktober 2013 | Das Neueste, Reiss-Engelhorn-Museen

Ein Wochenende mit Mary Wigman

Als Gegenstand der Kooperation wurde ein Thema gefunden, mit dem sich sowohl die Vertreter der freien Szene als auch das Kevin O’Day Ballett beschäftigen: die Ikone des deutschen Ausdruckstanzes Mary Wigman.
Mary Wigman schrieb in den 50er Jahren in Mannheim Tanzgeschichte, unter anderem mit ihrer Choreographie zu Carmina Burana. Etliche Dokumente in der Theatersammlung der Reiss-Engelhorn-Museen zeugen heute davon, in der öffentlichen Wahrnehmung spielt diese Tanzhistorie Mannheims aber keine herausragende Rolle. Die Beschäftigung mit Mary Wigmans Person und Werk knüpft eine Verbindung zu Mannheims Rolle in der Geschichte als bedeutende Kulturmetropole. Mit dem Wigman-Projekt wird eine wichtige Persönlichkeit des Tanzes beleuchtet, die in Mannheim Station machte und zeigt, dass die hiesige Tanzszene schon immer innovativ und lebendig war. Sie erhielt 1954 den Schillerpreis der Stadt Mannheim.

Vier künsterlische Sichtweisen auf Mary Wigman

Im Herbst beschäftigen sich vier Mannheimer Choreographen aus der freien Tanzszene unter der künstlerischen Leitung von Luches Huddleston jr. an jeweils einem Wochenende mit der Schillerpreisträgerin. Ihre Arbeiten werden in einer Sonntagsmatinée am 17. November zusammengeführt.

Vier verschiedene Ausgangsfragen ermöglichen vier verschiedene Sichtweisen auf die weltbekannte Choreographin, die weit über Mannheim hinaus Tanzgeschichte schrieb:
Mario Heinemann Jaillet fokussiert das Flüchtige des Mediums Tanz in seinem Zugriff auf Wigman. Er spürt dem Tanz als vergängliche Ausdrucksform nach. Die ihn leitende These lautet: Tanz hinterlässt keine Artefakte.
Mit Transitions widmet sich Aki Kato den Übergängen im Tanz. In ihrer Wigman Interpretation legt sie ein besonderes Augenmerk auf die Frage, wie die Choreographie von einer Ebene auf die andere kommt. Der Schnittstelle, dem Raum dazwischen gilt ihre Aufmerksamkeit.

Auseinandersetzung mit der Tanzikone

Die Zeichnungen und handschriftlichen Skizzenbücher von Wigmans choreographischer Arbeit interessieren Eric Trottier in seiner Auseinandersetzung mit der Tanzikone. Mit der Aufforderung Zeige mir den Weg nach vorne, untersucht er Wigmans historische Skizzen und befragt sie nach ihrer Relevanz für heutige Tänzer.
Rafael Valdivieso stellt mit Walpurgisnacht, die sehr frühen Hexentänze Wigmans ins Zentrum seiner Betrachtungsweise. Hier wird insbesondere der rhythmisch-expressiv-ausufernde Tanzstil der jungen Tänzerin thematisiert.

Nationaltheater Mannheim widmet sich Wegbereiterinnen des Ausdruckstanzes

Der Herausforderung, sich mit eigenem Schaffen historischen Vorbildern zu nähern, stellt sich das Kevin O’Day Ballett Nationaltheater Mannheim in der Spielzeit 2013/2014 gleich zweimal. So widmet sich eine Opernhauspremiere zu Isodora Duncan einer bedeutenden Wegbereiterin des Ausdruckstanzes. Darüber hinaus begann im September die Auseinandersetzung mit Mary Wigman, als die Compagnie mit einem „Impromptu“ einer Einladung von „TANZLOKAL – Tanzfest Stuttgart“ folgte.
Wie die Opernhauspremiere „Isadora“ am 28. Februar 2014 ist das Festival ein vom Tanzfonds Erbe gefördertes Projekt, das zur Auseinandersetzung mit Choreografen des 20. Jahrhunderts aufruft. Die Improvisation „A look at Mary Wigman“ wird am 17. Dezember ein weiteres Mal am Nationaltheater vorgestellt.

Ziele und Inhalte der Kooperation

Das Kulturamt ist als Initiator auch Veranstalter des Projektes und engagierte die beteiligten Künstler. Das Nationaltheater stellt das Tanzhaus sowohl als Ort für die Residenzen als auch für die Aufführung und beteiligt sich mit weiteren personellen Ressourcen.
Der erste Schritt zu einer kontinuierlichen Zusammenarbeit von freien regionalen Künstlern und dem Kevin O’Day Ballett Nationaltheater Mannheim unter einem gemeinsamen Thema ist mit dieser Veranstaltung getan. Eine Fortsetzung der Reihe „Ein Wochenende mit …“ ist geplant.

Die Produktionsbedingungen der freien Szene der Darstellenden Künste in Mannheim zu verbessern, dieses Ziel steht im Fokus des Mannheimer Kulturamtes. Ein Residenzprogramm am Tanzhaus Käfertal gibt freien Choreographen und Tänzern aus Mannheim und der Metropolregion Raum, sich unter guten Produktionsbedingungen zu entwickeln. Die freie Tanzszene begibt sich so in einen konkreten und direkten Austausch mit den Künstlern des Nationaltheaters. Die gemeinsame Durchführung und Kommunikation des Projektes soll für das Thema Tanz werben und das Publikumsinteresse am Tanz bündeln und in der Stadt stärken.

„Mit diesem Projekt gelingt es, die professionelle freie Tanzszene mit dem Nationaltheater Mannheim stärker zu verbinden. So ermöglichen wir den freien Tanzschaffenden an professionelleren Strukturen zu partizipieren und regen einen Austausch zwischen dem Nationaltheater und den Freien Künstlern an“, erklärt Kulturbürgermeister Michael Grötsch. Sabine Schirra, Leiterin des Kulturamtes, ergänzt: „Über eine strukturelle Zusammenarbeit, optimierte Ressourcennutzung ist besonders begrüßenswert, dass Kulturamt, freie Szene und Nationaltheater auf Augenhöhe auch den inhaltlichen Diskurs über zeitgenössischen Tanz suchen und führen. Wir freuen uns auf eine langfristige Weiterentwicklung dieser Impulse.“

Daten und Fakten

Premiere: 17. November 2013, 11 Uhr, Tanzhaus Käfertal (Galvanistraße, Firmengelände Alstom Tor 6 A)
Eintritt: 5,- EUR/2,50 EUR erm.; Tickets unter: 0621 16 80 150, www.nationaltheater-mannheim.de

Ein Projekt des Kulturamts der Stadt Mannheim in Kooperation mit dem Kevin O’Day Ballett Nationaltheater Mannheim.

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