Entwurf Höger „zu hoch und zu dicht“ / OB wirbt für kooperatives Verfahren aller Planungsbüros unter Federführung von ASTOC
Über zwei Jahre lang haben Planungsteams, Bürgerschaft und die drei Projektträger Stadt Heidelberg, Land Baden-Württemberg und Universität Heidelberg an einer Zukunftsperspektive für das Neuenheimer Feld gearbeitet. Nun schlagen die drei Projektträger dem Gemeinderat vor, das Team ASTOC federführend mit den weiteren Planungen zu beauftragen – und dabei die guten Ideen der drei anderen Planungsteams zu integrieren. Die Stadt skizziert dafür konkrete Lösungsmöglichkeiten in Reaktion auf einen umfassenden Änderungsantrag aus dem Gemeinderat.
„Wir haben in den vergangenen beiden Jahren sehr viel erreicht“, sagt Oberbürgermeister Prof. Dr. Eckart Würzner. Stadt, Land und Universität haben sich unter Einbindung von Bürgern und Nutzern des Areals auf eine gemeinsame Planungsgrundlage zur Entwicklung des Campus verständigt. „Der Entwurf von ASTOC ist offen, flexibel und integrativ. Er schafft die Basis für einen attraktiven Campus. Er sorgt für eine bessere Erreichbarkeit und eine gute Durchgrünung des Areals“, erklärt Prof. Würzner. In diesen Ansatz sollen nach Vorschlag der drei Projektträger gute Ansätze aller drei weiteren Planungsbüros eingebunden werden, die weiterhin am Prozess aktiv teilnehmen sollen. „So nutzen wir die besten Ansätze und führen sie einem starken Zukunftskonzept zusammen“, betont Prof. Würzner.
Der Stadtentwicklungsausschuss (SEVA) des Gemeinderats hatte dem Gemeinderat Anfang Juli eine Reihe von Änderungen empfohlen. „Den Großteil dieser Änderungswünsche können wir gut im weiteren Verfahren umsetzen“, betont der OB. Einige Punkte bewertet die Stadtverwaltung jedoch ebenso kritisch wie die Vertreter des Landes und der Universität. Die Verwaltung macht deshalb mit einer Ergänzungsvorlage mehrere Lösungsvorschläge für die Sitzung des Gemeinderats am kommenden Donnerstag, 23. Juli.
Der SEVA hatte unter anderem mehrheitlich empfohlen, statt des geplanten kooperativen Verfahren auf ein konkurrierendes Verfahren zu setzen. Die beiden Büros ASTOC und Höger sollen dabei parallel beauftragt werden. Dazu OB Würzner: „Meine Überzeugung ist: Wir bekommen ein besseres Ergebnis, wenn wir auf eine Integration statt auf eine Konkurrenz der beteiligten Planungsteams setzen.“
Das Gesamt-Konzept von Höger zur Grundlage der weiteren Planung zu machen, sieht der OB kritisch. „Ich halte den Entwurf Höger für zu hoch, zu dicht und zu abgeschottet gegenüber seiner Umgebung. Das Konzept setzt am stärksten von allen auf Hochhäuser. Sie sollen bis zu 20 Stockwerke haben. Das sind sieben Stockwerke mehr als unser bislang höchstes Gebäude, der SRH-Tower. Für unser Stadtbild und für die Aufenthaltsqualität auf dem Campus habe ich andere Vorstellungen.“ Zudem müsste der Zoo im Höger-Konzept auf viele Flächen verzichten und stünde vor einer ungewissen Zukunft. „Wir können nicht unserem eigenen Zoo die Luft abschnüren“, so der OB.
Oberbürgermeister Prof. Würzner appelliert an den Gemeinderat, die Einwände der Universität zu den jüngsten Änderungsvorschlägen zu respektieren. „Die Universität hat in diesem Verfahren große Zugeständnisse gemacht. Sie ist ausdrücklich mit einer Straßenbahn-Trasse einverstanden und verzichtet auf zusätzliche Flächen im Handschuhsheimer Feld. Das dürfen wir nicht überstrapazieren, indem wir die Trasse gegen den Willen der Universität abändern oder indem wir bestehendes Baurecht auf dem Hühnerstein einschränken. Der Gemeinderat hat in der Rahmenvereinbarung zugesichert, dass das Baurecht auf dem Hühnerstein nicht angetastet wird. Diese Zusage dürfen wir nicht brechen.“
Die Konzepte der vier Planungsbüros ASTOC, Heide, Höger und Moeller wurden in vier Bezirksbeiräten besprochen. Die Bezirksbeiräte Bergheim und Neuenheim sprachen sich für den Entwurf ASTOC aus. In Wieblingen empfahl der Bezirksbeirat, dass ASTOC und Höger einen gemeinsamen Entwurf erarbeiten sollten. Ausschließlich der Bezirksbeirat Handschuhsheim gab dem Konzept Höger den Vorzug.
„Es ist legitim, wenn Interessensgruppen für Ihre Ziele streiten“, erklärt OB Würzner. „Ich kann es aber nicht stehen lassen, wenn immer wieder behauptet wird, die Bürger hätten sich für das Büro Höger ausgesprochen“, so OB Würzner. „Das stimmt einfach nicht. Richtig ist, dass das Konzept bei einer Abfrage in einer Beteiligungsveranstaltung die wenigsten Widerstände ausgelöst hat. Bei der Bewertung der städtebaulichen und Freiraumqualitäten lag dagegen ASTOC vorne. Ich finde, wir sollten den Weg der besten Qualität gehen, nicht den des geringsten Widerstands. Dazu sollten wir ASTOC beauftragen mit klarer Vorgabe, die guten Ansätze von Heide, Höger und Moeller zu integrieren. Damit würden sich alle vier Büros weiter aktiv in das Verfahren einbringen können.“