Offizielle SAP-Anbindung an die Lernfabrik 4.0: „Gelebter Digitalpakt“ an der Hubert-Sternberg-Schule und Johann-Philipp-Bronner-Schule in Wiesloch
An der Hubert-Sternberg-Schule (HSS) und Johann-Philipp-Bronner-Schule (JPBS) im Zentrum beruflicher Schulen Wiesloch – beide in der Trägerschaft des Rhein-Neckar-Kreises – wurde gestern (3. Juli 2019) der Startknopf für die offizielle SAP-Anbindung der Lernfabrik 4.0 gedrückt. Gäste aus Politik, Verwaltung, Schule, Ausbildung und Wirtschaft waren gekommen, um einen interaktiven Einblick in die Lernfabrik 4.0 – smart factory – zu erhalten und den „gelebten Digitalpakt“ live zu erleben.
„Der Rhein-Neckar-Kreis lebt Digitalisierung“, so begrüßte der Verwaltungs- und Schuldezernent des Rhein-Neckar-Kreises, Ulrich Bäuerlein, die zahlreichen Teilnehmenden. „Wir sind stolz, dass unsere Schülerinnen und Schüler in sechs beruflichen Schulen in der Trägerschaft des Landkreises an fünf Standorten das Zusammenspiel von Technik, Produktion und kaufmännischer Abwicklung hautnah erleben können“, so der Dezernent weiter. Somit wird die Lernfabrik 4.0 auch in Zukunft eine zentrale Rolle einnehmen, um anschaulichen Unterricht anbieten zu können.
Digitalisierung verändert unsere Welt zunehmend. Insbesondere für die Produktion ergeben sich vollkommen neue technologische Möglichkeiten und damit einhergehend neue Geschäftsmodelle. Neue Berufe entstehen, bestehende Berufe verändern sich zunehmend. In Folge dessen muss auch die Ausbildung von Schülerinnen und Schüler sich verändern, um den neuen Anforderungen gerecht zu werden und unsere nächsten Generationen für ihre Zukunft zu rüsten.
„Wir haben diesen Trend aufgegriffen und bieten nun eine Ausbildung an, die Schülerinnen und Schüler an der Hubert-Sternberg-Schule und der Johann-Philipp-Bronner Schule in Wiesloch optimal für ihre Zukunft vorbereitet“, so die beiden Schulleitungen Susanne Zimmermann (JPBS) und Klaus Heeger (HSS), der auch der „Gründungsvater“ der Lernfabrik 4.0 im Rhein-Neckar-Kreis ist. „Wir freuen uns, dass wir an unseren beiden Schulen praxisnahen BWL-Unterricht und die Verknüpfung mit der Produktion durch die Anbindung der Lernfabrik 4.0 an die SAP-Software anbieten können“, sind sich die beiden Schulleitungen einig.
Den Teilnehmenden der Veranstaltung konnten anschaulich mitverfolgen, wie das komplexe Zusammenspiel von „ERP (Enterprise Ressource Planning / Unternehmesprozesssteuerung) und MES (Manufactoring Execution System/Produktionssteuerung) in einer modernen Unterrichtsform den Auszubildenden vermittelt wird. In einer Live-Unterrichtsstunde mit kaufmännischen und gewerblich-technischen Schülerinnen und Schülern konnte man in den Computerräumen die Auftragserfassung der Übungsfirma Global Bike GmbH miterleben. Eine Kundin bestellte einen Fahrradcomputer.
Bisher wurde eine bestimmte Anzahl von Artikeln in einer Industrieanlage gefertigt, jedoch eine plötzliche Änderung des Auftrags oder eine Einzelfertigung war nur mit hohen Kosten und Aufwand realisierbar. Nun mittels Industrie 4.0 sind kurzfristige Auftragsänderung, sowie individuelle Kundenwünsche einfach umsetzbar. Die Schülerinnen und Schüler legten in der ERP-Software von SAP einen individuellen Kundenauftrag an, welcher in die Produktionssteuerung übergeben und von der Industrieanlage gefertigt wurde. Durch die Kommunikation von Industrieanlage und der SAP-Software konnten die Fertigungszeiten und die damit verbundenen Kosten kontinuierlich überwacht werden. Eine Rückwärtskalkulation nach Verkauf der Produkte wird somit überflüssig. Eine Kostenersparnis und -transparenz sind damit gewährleistet.
Die HSS und die JPBS sind die ersten beruflichen Schulen in Deutschland, die ein solches Projekt im Unterricht umsetzen. „Es ist so wichtig für uns, die Lernfabrik 4.0 mit der Anbindung an die SAP-Software hier an unseren Schulen zu haben“, sagten Zimmermann und Heeger. Dies sei ein Garant für eine interdisziplinäre Ausbildung, die gerade in Zeiten, in denen die Ausbildungszahlen zurückgehen, zu einem Standortfaktor werden kann.
In der anschließenden Diskussion unter der Überschrift „Lernen und Lehren in einer digitalen Welt“ mit den Vertreten von der Politik, den Unternehmen, dem Kultusministerium Baden-Württemberg, dem ZSL – Zentrum für Schulqualität und Lehrerbildung – und der IHK – Industrie- und Handelskammer – wurden Vorschläge zur Weiterentwicklung der Lernfabrik 4.0 gesammelt, aber auch kritische Aspekte und Gefahren des Digitalpakts erörtert. Alle Teilnehmenden waren von dem erlebten Konzept begeistert und sicherten in verschiedenster Weise ihre Unterstützung bei der Weiterentwicklung zu.
„Die beiden beruflichen Schulen hier in Wiesloch bieten eine intelligente Kombination aus Menschen, Technik und IT“, lobten die Unternehmensvertreter von Heidelberger Druckmaschinen und SEW-Eurodrive das Zusammenwirken von kaufmännischer und gewerblicher Bildung auf der einen Seiten wie auch die sehr realitätsnahe Abbildung modernen Unternehmenswelt auf der anderen Seite.