Große Sorge bereitet die sich rasant ausbreitende Virus-Variante B.1.1.529 (Omikron). „Die Omikron-Variante ist zwischenzeitlich in Heidelberg und im Rhein-Neckar-Kreis angekommen“, so Dr. Anne Kühn, stellvertretende Leiterin des Gesundheitsamtes des Rhein-Neckar-Kreises, das auch für die Stadt Heidelberg zuständig ist.
(zg) „Wir verzeichneten seit dem Jahreswechsel bereits einen Anteil an Omikron-Verdachtsfällen von ungefähr 50 Prozent aller neu eingehender Fälle“, so Dr. Anne Kühn weiter. „Man kann schon bei der PCR-Analyse feststellen, ob ein Omikron-Verdachtsfall vorliegt“. Bei einem entsprechend positiven PCR-basierten Genotypisierungsassay besteht ein sogenannter labormedizinisch begründeter Verdacht auf SARS-CoV-2 der Linie B.1.1.529 (Omikron). „Diese Verdachtsfälle werden anschließend noch sequenziert, um das Ergebnis zu bestätigen. Dieser Schritt ist jedoch zeitaufwendiger und kann durchaus mehrere Tage in Anspruch nehmen“, so Dr. Kühn. Da die Varianten-Diagnostik nachlaufend ist, sind tagesgenaue Zahlen nicht exakt zu beziffern, zumal die Lage dynamisch ist und nun nach den Feiertagen laufend Fälle und Verdachtsmeldungen hinzukommen. Aber auch die vorläufigen Zahlen zeichnen ein deutliches Bild: „Wir hatten über das Wochenende zum Jahreswechsel 687 neue Fälle. Davon waren schon 341 Omikron-Verdachtsfälle. Am Dienstag waren es dann bereits 403 Omikron-Verdachtsfälle. Dies entspricht einem Anstieg an Verdachtsfällen um 18 Prozent von Montag, 3. Januar 2022 zu Dienstag, 4. Januar 2022.“ Die Omikron-Fälle häufen sich im Kontext von Familienfeiern oder Restaurantbesuchen. „Wir beobachten einen vergleichsweise starken Anstieg der Omikron-Variante im Vergleich zur Delta-Variante seit dem 23. Dezember 2021, also ungefähr seit den Weihnachtsfeiertagen“, so Dr. Kühn.
Da bei der Virusvariante Omikron derzeit noch andere Voraussetzungen für die Absonderung gelten als bei der Delta-Variante, müssen die Mitarbeitenden des Gesundheitsamtes erheblich mehr Zeit für die telefonische Befragung der Kontaktpersonen einplanen. „Haushaltsmitglieder von positiv auf die Omikron-Variante Getesteten müssen sich für 14 Tage absondern, der Indexfall selbst für 10 Tage ab positivem Test, und zwar ohne die Möglichkeit, die Absonderung vorzeitig zu beenden“, sagt Dr. Kühn. „Das kann zu erheblichen Einschränkungen in den Familien führen.“
Die Omikron-Variante ist ansteckender als alle bisher bekannten Virusvarianten des SARS-CoV-2-Virus. Darauf deuten sowohl aktuelle Laboruntersuchungen als auch die neusten epidemiologischen Daten hin. „Voraussichtlich wird die Omikron-Variante durch die höhere Ansteckungsfähigkeit in den nächsten Tagen zur dominanten Variante werden“, so die Annahme von Dr. Kühn.
Neueste Studien bestätigen indes die grundlegende Wirksamkeit der Booster-Impfung auch gegen die Omikron-Variante – vor allem bietet sie Schutz vor einem schweren Verlauf. Allerdings sind auch asymptomatische Personen ansteckend. „Deshalb ist es wichtig, dass auch geimpfte Personen oder Personen mit Booster-Impfung möglichst Kontakte meiden und die Hygieneempfehlungen beachten“, appelliert Dr. Kühn an die Bevölkerung. Aktuelle Berichte über leichte Verläufe bei Omikron sind zwar ermutigend, aber asymptomatische und leichte Verläufe können durch eine höhere Ansteckungsfähigkeit immer noch dazu führen, dass die Variante zu einer hohen Belastung des Gesundheitssystems und der kritischen Infrastruktur führt – zumal das System bereits stark beansprucht ist. Dies betrifft insbesondere das medizinische Personal in den Praxen und Kliniken. „Leider ist eine Prognose, wie schwer die Omikron-Welle ausfallen wird, nicht zuverlässig möglich, da sich diese Variante mit einer hohen Geschwindigkeit ausbreitet“, so Dr. Kühn. Durch das Ferienende sind in den nächsten Wochen zudem verstärkt Fälle in Schulen und Eirichtungen zu erwarten. Welche konkreten Auswirkungen die Variante auf den Schul- und Kitabetrieb haben wird, ist noch unklar.
Bei Auftreten einer neuen Virusvariante sind zunächst meist jüngere Personen betroffen, die selbst viel reisen bzw. viele Kontakte generieren. Es dauert einige Wochen, bis das Virus schließlich auch bei den vulnerablen Gruppen ankommt. Dann kann es verstärkt zu Ausbrüchen in Alten-und Pflegeheimen und einem gesteigerten Anteil an Intensivpatienten in Verbindung mit einer höheren Anzahl an verstorbenen Personen kommen.
„Der größte Schutz entsteht, wenn man selbst möglichst alle Schutzmaßnahmen in Kombination anwendet. Eine effektive Kombination dieser Maßnahmen führt zu einer effektiveren Bekämpfung des Virus“, erläutert Dr. Kühn. Dazu gehört in erster Linie die Reduktion von Kontakten und Kontaktzeiten sowie die konsequente Befolgung von Hygienemaßnahmen. Durch Tragen einer FFP2-Maske oder Maske vergleichbaren Standards (KN95-/N95-/KF94/KF95-Masken) statt einer medizinischen Maske, durch Boosterung und die Nutzung von Testangeboten kann man den Schutz gegen das Virus nochmal verbessern. „Man darf sich hier leider nicht nur auf eine einzige Maßnahme verlassen – das ist sehr wichtig“, so Dr. Kühn und bittet die Bürgerinnen und Bürger: „Übernehmen Sie Verantwortung für sich und andere.“
Quelle: Landratsamt RNK