„Fast eine Punktlandung“
Weinheim. Schon seit Weihnachten wird unterm Dach des Südflügels im Weinheimer Schloss saniert, gearbeitet und gebaut. Im altehrwürdigen Gebäude klopft und hämmert es seither. Bislang wurde abgerissen, ausgeräumt, entkernt. Was drinnen als nächstes passiert, wurde jetzt am Mittwochabend im Weinheimer Gemeinderatsausschuss für Technik, Umwelt und Stadtentwicklung (ATUS) öffentlich diskutiert, denn die ersten Arbeitsvergaben für wichtige Gewerke standen an: Elektro, Heizung und Sanitär, Zimmereiarbeiten sowie die Dachdeckerei- Arbeiten – wobei diese Tätigkeiten wegen der historischen Schieferziegel besonders anspruchsvoll sind.
Ein knappes Vierteljahr nach Beginn der Bauarbeiten konnten die kommunalen Bauherren am Mittwoch jedenfalls schonmal erleichtert sein. Es gelingt offenbar, was bei einem alten Gemäuer immer schwierig ist: im Kosten- und Zeitrahmen zu bleiben. Am Ratstisch war sogar von einer „Punktlandung“ die Rede.
Das gilt, wie Oberbürgermeister Manuel Just betonte, zumindest für die Gesamtrechnung. Denn bei Elektro-, Sanitär- und Zimmereiarbeiten liegen die jetzt vergebenen Arbeiten sogar unter der Schätzung des Architekten. Das sind rund 170 000 Euro für Elektro, Heizung und Sanitär für 114 000 Euro, 180 000 Euro für Zimmereiarbeiten. Allerdings werden die Dachdeckerarbeiten teurer als geschätzt: 250 000 Euro. Unterm Strich entsprechen diese Kosten aber der Planung. Insgesamt gab der ATUS Aufträge für über 600 000 Euro frei. Die Beschlüsse erfolgten einstimmig.
Auch zeitlich liegt die Sanierung im Rahmen. Schon vor dem ersten Hammerschlag war es das Ziel, dass die gesamte Baustelle in einem Jahr abgewickelt werden kann, wodurch die Stadt durch einen optimierten Bauablauf Zeit und Geld spart. Dass die Maßnahme insgesamt erforderlich ist, teilweise auch dringend notwendig, das bekräftigten auch die ATUS-Mitglieder am Mittwoch. Im Dachgeschoss des Schloss-Gebäudes A ist das Personal- und Organisationsamt der Stadtverwaltung untergebracht. Die Räumlichkeiten sind größtenteils noch auf dem Ausbaustand der 1950er und 1960er Jahre. Dazu kommt: In den letzten Jahren zeigten sich immer mehr deutliche Schäden am Naturschieferdach, an den Fenstern, den Klappläden und der Fassade. Im Zuge einer kompletten Entkernung und Umgestaltung des Dachgeschosses für etwa 20 Arbeitsplätze kann parallel auch die äußere Hülle des Gebäudes A saniert werden. Ziel der Bauarbeiten: Die Erhaltung des Schlosses als kulturhistorisch erhaltenswertes Denkmal einerseits und die Schaffung von modernen Arbeitsplätzen am Sitz der Stadtverwaltung. Das Personal- und Organisationsamt ist während der Bauarbeiten ausgezogen.
Auch die Vergabe für Kanalbauarbeiten in Oberflockenbach erfolgte im ATUS einstimmig. Vertreter der Fraktionen lobten, dass die Stadt bei der Erhaltung der Infrastruktur auch die Ortsteile im Blick hat. Der nächste Abschnitt der Kanalbauarbeiten in der Ortsdurchfahrt kostet rund 300 000 Euro. Durch ein unterirdisch angelegtes, so genanntes „Stollenverfahren“ ist es möglich, auf eine Vollsperrung zu verzichten. Das trug der Ausschuss mit, obwohl das Verfahren fast dreimal so teuer sei wie ein herkömmliches, bei dem die Straße von oben aufgegraben wird. „Aber eine Vollsperrung wollten wir den Gewerbetreibenden an dieser Straße nicht zumuten“, erklärte Bürgermeister Dr. Torsten Fetzner.