Studie zu Gewalt und Diskriminierung aufgrund der sexuellen und geschlechtlichen Identität veröffentlicht
Heidelberg. (zg) Lesbische, schwule, bisexuelle, transgender, trans- und intersexuelle sowie queere und nicht-binäre (kurz: LSBTTIQ) Menschen sind noch immer in erheblichem Maße Diskriminierung und Gewalt ausgesetzt. Zu diesem Schluss kommt eine Studie der Psychologischen Lesben- und Schwulenberatung Rhein-Neckar (PLUS) e.V. Basis der Studie ist eine Kurzbefragung, an der sich Ende 2018 über 400 Menschen aus Mannheim, Heidelberg und dem Rhein-Neckar-Kreis beteiligten. Die nicht repräsentative Online-Umfrage wurde vom Amt für Chancengleichheit der Stadt Heidelberg und dem Fachbereich Demokratie und Strategie der Stadt Mannheim unterstützt.
Die Ergebnisse machen deutlich, dass Menschen in der Metropolregion aufgrund ihrer sexuellen und geschl
echtlichen Identität Einschränkungen in ihren Möglichkeiten zu individueller Selbstentfaltung und gesellschaftlicher Teilhabe erfahren. Sie zeigen damit Handlungsbedarfe für den kommunalen Gewalt- und Diskriminierungsschutz auf. Am häufigsten meldeten die Teilnehmenden der Befragung verbale Übergriffe wie Beleidigungen und anderen Formen öffentlicher Herabwürdigung. Hingewiesen wurde ebenso auf sexuelle Belästigungen und körperliche Übergriffe.
Es wurde deutlich, dass angesichts dieser Gefährdungen die Mehrheit lesbischer, schwuler, bisexueller, transgender, trans- und intersexueller sowie queerer und nicht-binärer Menschen im öffentlichen Raum mit Vermeidungsverhalten reagiert.
Die Studie ist ab Mittwoch, 7. August 2019, sowohl in gedruckter Form als auch digital über das Amt für Chancengleichheit der Stadt Heidelberg (Bergheimer Straße 69, 69115 Heidelberg, E-Mail [email protected], Telefon 06221 58-15500) zu beziehen und auf der städtischen Homepage zu finden unter www.heidelberg.de/chancengleichheit > Antidiskriminierung > Sicherheit von LSBTTIQ-Menschen.
Die Ergebnisse der Umfrage im Überblick:
- Betroffenheit: 61 Prozent der Umfrageteilnehmer*innen war von einem der abgefragten Vorfälle selbst betroffen. 72 Prozent haben einen der abgefragten Vorfälle selbst erlebt oder waren Zeug*in eines solchen Vorfalls.
- Herabwürdigung: 45 Prozent der Teilnehmer*innen wurden in den letzten zwölf Monaten im öffentlichen Raum durch einen anderen Menschen abgewertet, beschimpft oder bespuckt.
- Gewalt: 21 Prozent der Befragten berichteten von sexueller Belästigung und 14 Prozent von sexuellen Übergriffen in den letzten zwölf Monaten. 10 Prozent aller Teilnehmer*innen waren direkt Zeug*in oder Betroffene*r eines körperlichen Angriffs.
- Strategien der Unsichtbarkeit: 89 Prozent der Befragten verzichten im öffentlichen Raum auf Gesten gleichgeschlechtlicher Zuneigung wie Händchenhalten oder Küssen, vermeiden das Tragen bestimmter Formen der Kleidung oder nutzen den öffentlichen Nahverkehr nur eingeschränkt.
- Anzeigenverhalten: Nur eine von fünf Personen ging zur Polizei, wenn sie bedroht, körperlich oder sexuell angegriffen wurde oder eine versuchte Vergewaltigung erfahren musste.
Die ersten Ergebnisse der Umfrage wurden bereits im November 2018 im Rahmen einer gemeinsamen Sondersitzung des „Runden Tisches sexuelle und geschlechtliche Vielfalt“ der Stadt Heidelberg und des „Runden Tisches LSBTTIQ“ der Stadt Mannheim im Heidelberger Rathaus vorgestellt. Vertreter*innen von über 20 Institutionen, Vereinen und Initiativen der LSBTTIQ-Community aus Mannheim und Heidelberg tauschten sich mit Bürgermeister Wolfgang Erichson (Stadt Heidelberg), Klaus Eberle (Fachbereichsleiter Sicherheit und Ordnung, Stadt Mannheim), Thomas Köber (damaliger Präsident Polizeipräsidium Mannheim) sowie Adrian Rehberger und Christine Stopp (Ansprechpersonen gleichgeschlechtlicher Lebensweisen, Polizeipräsidium Mannheim) zu den Zahlen aus. Sie kamen überein, den Diskriminierungsschutz von LSBTTIQ-Menschen weiter zu stärken. Das Amt für Chancengleichheit wird vom Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend (BMFSFJ) gefördert, um im Rahmen der „Heidelberger Partnerschaft für Demokratie“ kommunale Präventions- und Antidiskriminierungsstrategien weiterzuentwickeln.