Eröffnung: 6. September 2019, 19 Uhr
Laufzeit: 7. September 2019 – 22. Februar 2020
Mit I Rise – I’m a Black Ocean, Leaping and Wide erhält die Brasilianerin Sonia Gomes ihre erste institutionelle Einzelausstellung in Europa. Die Ausstellung beginnt mit ihrem ersten Teil im Salon Berlin und erfährt ihre Ergänzung mit einem zweiten Teil im Museum Frieder Burda, Baden-Baden vom 12. Oktober 2019 bis zum 8. März 2020.
Kopfüberhängende, ineinander verdrehte Leiber, die an Gelynchte oder verwelkende Vegetationen denken lassen. Nervenbahnen, innere Landkarten, Traumfänger: Sonia Gomes‘ biomorphe Skulpturen sind von beunruhigender, geradezu magischer Präsenz. 1948 als uneheliche Tochter einer schwarzen Mutter und eines weißen Vaters in Caetanópolis, einem Zentrum der brasilianischen Textilindustrie, geboren, wuchs Gomes nach dem frühen Tod der Mutter in der katholischen Familie ihres Großvaters auf. Die afrikanische Kultur und Spiritualität ihrer Mutter und Großmutter, das Interesse an Ritualen, Prozessionen und Mythen sollten jedoch ihr Leben und ihr späteres Werk nachhaltig prägen. Schon als Jugendliche hatte Gomes damit begonnen, Textilien und Kleidung zu dekonstruieren, um ihren eigenen Stil zu kreieren und daraus Gebrauchsgegenstände und kunsthandwerkliche Objekte zu schaffen. Doch erst 40-jährig, als sie die Guignard-Kunstschule in Belo Horizonte besucht, entsteht durch die Unterstützung eines Lehrers der Entschluss, eine Laufbahn in der Gegenwartskunst einzuschlagen. Heute gehört sie nach ihrer Beteiligung an der 56. Biennale in Venedig 2015 zu den einflussreichsten Künstlerinnen Brasiliens.
In ihrem Werk verarbeitet Gomes die unterschiedlichsten gefundenen oder geschenkten Materialien wie etwa alte Textilien, Treibholz, Möbel oder Wolle zu Skulpturen und raumfüllenden Installationen. Damit verbindet sie in ihren Werken traditionell weiblich konnotierte Handarbeitstechniken wie Sticken, Wickeln, Nähen und Binden mit den unterschiedlichsten Bezügen. Gomes schöpft dabei aus der Volkskunst und den spirituellen afrikanischen Traditionen, der Formensprache des Surrealismus, der brasilianischen Moderne und der aktuellen Gegenwartskunst. Zugleich finden sich immer wieder Verbindungen zur Kultur des Black Atlantic, einer hybriden und polyphonen afro-diasporischen „Gegenkultur der Moderne“, die der Kulturwissenschaftler Paul Gilroy 1993 als „nicht spezifisch afrikanisch, amerikanisch, karibisch oder europäisch, sondern all dieses zusammen“ beschrieb.
Begleitet wird die Ausstellung von einer Präsentation des Projekts Rwandan Daughters (2019) des deutschen Fotografen Olaf Heine, in dem es um die kollektiven und persönlichen Folgen des Genozids in Ruanda und die sexuelle Gewalt geht, der Frauen in Kriegszeiten ausgesetzt sind. Detaillierte Informationen zu beiden Ausstellungen finden Sie anbei.