Der Landesverband Baden-Württemberg im Deutschen Bibliotheksverband e. V. hat mit Unterstützung der Sparkassen in Baden-Württemberg in diesem Jahr zum ersten Mal den Preis „Bibliothek des Jahres Baden-Württemberg“ ausgelobt. Die Auszeichnung ist mit insgesamt 15.000 Euro dotiert und gliedert sich in einen Haupt- und einen Förderpreis.
Der Hauptpreis wird laut Ausschreibung vergeben „für die gelungene Realisierung eines innovativen beispielgebenden Bibliotheksangebotes, das in den kulturellen oder bildungspolitischen Kontext der Kommune besonders gelungen integriert ist und durch eine wirksame Kundenorientierung bzw. eine entsprechende Öffentlichkeitsarbeit eine nachhaltige Wirkung erzielt“. Der Förderpreis soll die Entwicklung innovativer Bibliotheksvorhaben unterstützen. Diese können beispielsweise im Bereich der Medienvermittlung, der digitalen Angebote oder von neuen Formen der Leseförderung angesiedelt sein. Mit dem Preisgeld soll die Umsetzung geplanter Vorhaben unterstützt werden.
Die Stadtbibliothek Mannheim hat sich mit einem Projekt zur Teilhabe/Inklusion um den Förderpreis beworben, für den sie nun gemeinsam mit der der Stadtbücherei Münsingen ausgewählt wurde. Beide Einrichtungen erhalten je 3.000 Euro. „Mit dem Preisgeld möchten wir Online-Schulungen und andere interaktive Formate für Ehrenamtliche und Nicht-Bibliothekare/-innen anbieten, um bibliothekarisches Know-How beispielsweise auch in Schulen zu verbreiten, die nur ein Lesezimmer haben und entsprechende Strukturen aufbauen wollen“, erläutert der Leiter der Stadtbibliothek, Dr. Bernd Schmid-Ruhe.
Die Bildungsbürgermeisterin der Stadt, Dr. Ulrike Freundlieb, ergänzt: „Die Vorlesestudie 2014 hat gezeigt, dass jedem dritten Kind in Deutschland nicht vorgelesen wird, das Vorlesen aber einen unmittelbaren und messbaren positiven Effekt für die Lese- und allgemeine Lernkompetenz und den späteren Bildungserfolg von Kindern hat. Leseförderung gelingt aber vor allem im Verbund mehrerer Akteure und lässt sich effektiv nicht alleine durch eine Einrichtung oder Institution bewerkstelligen. Neben außerschulischen Maßnahmen von öffentlichen Bibliotheken spielen dabei auch private Leseanlässe und Lesefördermaßnahmen eine gewichtige Rolle für den Lern- und Leseerfolg vor allem in den Grundschuljahren von Kindern.“ Hierbei sei die pädagogische Vorbildung und die Fähigkeit der vermittelnden Personen von großer Bedeutung für den Erfolg von Lesefördermaßnahmen. „Ein anderes wichtiges Umfeld für die gelungene Leseförderung stellt natürlich der schulische Bereich dar. Insofern freuen wir uns natürlich ganz besonders über den Preis, der uns nun die Umsetzung entsprechender Projekte ermöglicht“, betont Freundlieb.
„Die Stadtbibliothek Mannheim überzeugte die Juroren/-innen mit ihrem Vorhaben der Professionalisierung und Digitalisierung von Schulungen für Multiplikatoren in den Bereichen Sprach- und Leseförderung und der Vermittlung von Informations- und Medienkompetenz. Das Projekt nutzt der Jurybegründung zufolge die Chancen der Digitalisierung sehr praxisnah und kann von anderen Bibliotheken nachgenutzt werden“, heißt es in der Würdigung des Verbandes.
Die Stadtbibliothek Mannheim arbeitet traditionell sehr stark mit Ehrenamtlichen zusammen. Diese unterstützen dabei nicht nur den Betrieb im Bereich der Ausleihe, Rücknahme und Mediensortierung, sondern auch bei der Veranstaltungs- und Vermittlungsarbeit. „Dabei legt die Stadtbibliothek Mannheim großen Wert darauf, die ehrenamtlichen Kräfte in allen Bereichen adäquat zu schulen. Die Stadtbibliothek Mannheim bildet daher beispielsweise seit 2003 ehrenamtliche Vorlesepaten aus“, berichtet der Bibliotheksleiter.
Seit zehn Jahren ist die Bibliothek der zweitgrößte Partner im außerschulischen Bildungsprojekt MAUS (Mannheimer Unterstützungssystem Schule) und arbeitet hier mit zahlreichen durch die Bibliothek geschulte Honorarkräften zusammen. Das Sachgebiet Bibliothekspädagogik hat hierfür die notwendigen Fortbildungs- und Schulungskonzepte erarbeitet und evaluiert diese regelmäßig. In diesem Rahmen wird die Bibliothekspädagogik immer wieder von Schulen angefragt, die eine Schülerbücherei oder ein Lesezimmer einrichten möchten, um dies fachlich zu begleiten.
„Lehrerinnen und Lehrer wenden sich häufig hilfesuchend an die Bibliothek, um Kenntnisse und Erfahrung zu erlangen, um eine solche unter schulischer Regie geführte Einrichtung zu betreiben. Derzeit können geeignete Hilfestellungen nur im persönlichen Gespräch gegeben werden. Künftig können nun auch durch geeignete Medien Kompetenzen im bibliothekarischen Bereich innerhalb der Lehrerschaft oder unter den initiativ gewordenen ehrenamtlichen Eltern aufgebaut werden“, freut sich Schmid-Ruhe.
Hintergrund zum Preis Bibliothek des Jahres Baden-Württemberg
Teilnahmeberechtigt waren 2019 hauptamtlich geleitete öffentliche Bibliotheken aus Baden-Württemberg. Die Auszeichnung wechselt jährlich zwischen den Sparten öffentliche und wissenschaftliche Bibliotheken.
Maßgebend für die Auszeichnung waren folgende Kriterien:
● Innovation und Qualität der bibliothekarischen Arbeit
● Implementierung von digitalen Möglichkeiten
● Zukunftsorientierung
● Nachhaltige Wirkung
● Besucherorientierung
● Öffentlichkeitsarbeit
● interkommunale bzw. institutsübergreifende Ansätze.
Die prämierten Einreichungen der Gewinner 2019 werden bei einer feierlichen Veranstaltung am 25. Oktober 2019 in Stuttgart vorgestellt. Die Preisverleihung stellt gleichzeitig den Höhepunkt zum Tag der Bibliotheken in Baden-Württemberg dar, der in Baden-Württemberg traditionell mit Aktionen in zahlreichen Bibliotheken gefeiert wird.
Alle Informationen zur „Bibliothek des Jahres Baden-Württemberg 2019“ sind unter http://www.bibliothek-des-jahres-bw.de zu finden.